"“Komm, lass uns doch mit den Kindern heute Abend essen gehen” so die Aussage meiner Frau am Samstagmorgen. Der anvisierte Flammkuchenhof in Heidelberg wurde per Mail kontaktiert und schon nach nicht einmal zwei Stunden war klar das diese Idee gestrichen ist, am Samstagabend komplett ausgebucht. Immerhin gab es eine Rückmeldung und mit dem „neuen“ Flammkuchenhof in Hambrücken wurde eine Alternative angeboten, vorbildlich. Beim stöbern auf Gastroguide war mir in der Woche das Casa del Sol aufgefallen, ein Spanisches Restaurant in den ehemaligen Räumlichkeiten des Italieners Ciro im Vereinshaus des Tennisclubs Heddesheim, Eröffnung irgendwann zwischen Ende 2014 und Anfang 2015. Bei Gastroguide noch nicht bewertet und vor 6 Monaten als Italiener eingetragen, etwas mehr Sorgfalt könnte bei den Guides manchmal nicht schaden, zeigt die Homepage einen Überblick über Speisekarte, Spezials, Catering, einen ersten optischen Einblick ins Restaurant, Öffnungszeiten und die Auszeichnung für den Schlemmerblock Award 2016. Okay, dazu kann man stehen wie man will, es muss ja nicht gleich abschrecken, besonders da der Name der Inhaberin Ana Gracielle Da Silva Köhn nach Spanien klingt und Spanien auch für Kinderfreundlichkeit, die Bewertungen auf anderen Portalen ließen zumindest beim Essen im Gegensatz zum Service hoffen. Vamos.... Das Casa del Sol liegt im Sportzentrum von Heddesheim, umgeben von Baggersee, Eislaufbahn, Fussballplatz, Sporthallen und Hallenbad. Parkplätze, sowohl eigene als auch in der Umgebung sind ausreichend vorhanden solange nicht bei Sonnenschein und 35° halb Rhein Neckar Nord und Mannheim zum Baggersee strebt. Über die eigenen Parkplätze vorbei an den Tennisplätzen ist das Casa del Sol sowohl zum Gastraum als auch zur überdachten Terrasse hin barrierefrei zu erreichen, die Toiletten liegen allerdings im Keller. Der Zugang zum Gastraum im Vereinsheim erfolgt durch eine wenig ansprechende Stahltür, dies ist aber aus Gründen der Einbruchsicherheit im Sportgelände für mich in Ordnung. Durch eine weitere Tür gelang man in den Gastraum welcher mit flexibler Tischanordnung zwischen zweier und x er Tischen gut 50 Gästen Platz bietet und sieht sich der hellen Theke gegenüber. Der Gastraum grau gefließt, die Wände cremefarben gestrichen, die Säulen in einem dunklerem Rotton gehalten, dezente Bilder als Akzente an den Wänden, die großzügige Fensterfront Richtung Terrasse und Tennisplätzen lässt Licht in den Raum. Die mit weißen Tischdecken, roten Deckservietten, roten Papierservietten, einem Teelicht im Glas und Besteck eingedeckten mittelbraunen Holztische mit den farblich identischen Stühlen wirken angenehm ohne eine wirkliche Atmosphäre einer Spanischen Bodega auszustrahlen. Der Ofen an der Wand gegenüber der Theke wirkt einerseits heimelig, verliert aber wiederum an Charme, da auf, neben und unter ihm Sitzkissen gelagert werden. Spanischer geht es schon auch ohne in Kitsch zu Verfallen, andererseits sind wir in einem Vereinsheim, deshalb 3 für das Ambiente. Die Reservierung per Telefon funktionierte zumindest für die Anzahl der Personen und die gewünschte Uhrzeit gut, unser Name beim Reservieren wurde vom deutschsprachigem Gegenpart am Telefon falsch wiedergegeben, von mir korrigiert, wiederum falsch aber identisch wiedergegeben, nochmals von mir korrigiert und wiederum falsch aber identisch wiedergegeben. Okay, wie sagte jemand mal, Namen sind Schall und Rauch, heißen wir heute Abend halt anders, den falschen Namen konnte man sich zumindest gut merken, der Einstieg könnte aber besser sein. Wir wurden bei unserer Ankunft von einer weiblichen Bedienung nach kurzer Wartezeit begrüßt und gefragt ob wir reserviert hätten. Nachdem unser Pseudonym, der eigene Name wollte ja nicht notiert werden, nach einigem Blättern im Reservierungsbuch an der Theke gefunden wurde geleitete uns unsere Bedienung an den Tisch. Die Karten wurden gereicht, gefragt ob wir schon Getränke bestellen möchten oder erst schauen wollen, einen Hinweis auf die Tagesgericht welche auf den Schiefertafeln an der Wand angeboten wurde gab es nicht. Nach angenehmer Wartezeit wurde die Bestellung aufgenommen, eine Kinderportion auf zwei Tellern war nach Rücksprache mit der Küche auf Grund der Portionsgröße kein Problem. Die Nachfrage ob wir die verschiedenen Tapas lieber nacheinander im Zweierpack oder gleich zusammen bestellen sollen wurde mit einem „Bestellen Sie ruhig zusammen, wir liefern dann immer Zwei“ beantwortet, in der Realität kamen dann alle Gerichte gleichzeitig an den Tisch, zwei Tapas mehr und wir hätten die Teller am Tisch stapeln müssen. Nachdem im Verlauf des Abends mehr Gäste das Lokal bevölkerten bekam man von einigen Tischen immer mehr Unmutsäußerungen auf Grund langer Wartezeiten auf Essen und Getränke mit, auch bei unserer Getränkenachbestellung meinte meine Frau „Auf der Theke steht’s schon und verdunstet“. Der Service ist nett und freundlich aber sobald das Lokal mit mehr als 50% belegt ist anscheinend überfordert. Das der Barmann dann von Tisch zu Tisch pilgert um sich für die Wartezeit zu entschuldigen zeugt auch nicht vom Zusammenspiel von Küche und Service. Alles in allem 2 für den Service, das geht besser. Obwohl und die beiden Tagesgericht Rumpsteak auf der Schiefertafel anlachten entscheiden wir uns aus der Speisekarte im dunkelbraunen Kunstledereinband für verschiedene Tapas und einmal Spaghetti Bolognese € 4,50 aus der Kinderkarte. Die Kinderkarte umfasst fünf Gerichte und ist „solo para los ninos“, Erwachsene und Kinder ab 13 Jahren zahlen für diese Gerichte 3 Euro Aufpreis. Neben den Getränken, einem Hugo für € 4,50 und einem Rioja López de Haro Crianza 0,2l für stolze € 5,30 wurde eine karibische Suppe, ausgewiesen als Tomatensuppe mit Kokosmilch und Ingwer Zitronen für 3,90 Euro als Vorspeise und sechs Tapas geordert. Die Tapas bestanden aus Pan con Aioli – spanische Knoblauchcreme mit Brot € 2,90 , Patatas Bravas – knusprige Kartofelstücke mit pikanter Mayonnaise € 3,90 , Albóndigas – würzige Hackfleischbällchen in Tomatensauce € 4,90 , Champinones al Ailoi – frische Champignons in Knoblauchöl gebraten € 3,90 , Brocheta de Pollo pikante – Hähnchenspieß mit scharfer Sauce € 4,90 und Gambas al Aioli – Gambas in Knoblauchöl gebraten € 5,90 , zur Abschluss dann noch einmal Jamón Serrano € 4,70 . Die Spaghetti für die Kids machten optisch einen guten Eindruck und haben beiden geschmeckt, die Bolognese schien selbstgemacht. Nett wäre es gewesen wenn die Spaghetti gleich in der Küche auf zwei Tellern angerichtet worden wären, so gab es einen zweiten Teller und wir mussten das Verteilen am Tisch selber übernehmen, naja, die Deckserviette war ja schon vorher rot und nicht weiß. Die Tomatensuppe in einer Steinguttasse serviert auf einem weißen Teller dekoriert mit Cocktailtomaten und Rucolablättern schmeckte stimmig. Ein schöner Tomatengeschmack, Ingwer, Zitronengras und Kokosmilch schmeckte man heraus ohne das ein Aroma zu dominant war, das hat gepasst und war ein guter Einstieg – 3,5 . Unsere bestellten Tapas kamen leider alle gleichzeitig und nicht wie abgesprochen nacheinander an den Tisch, das macht das Bewerten etwas schwierig da die warmen Speisen zum Ende doch merklich kalt waren. Die Pan con Aioli waren vier dicke Scheiben Baguette bestrichen mit Knoblauchcreme, kann man essen, vom Hocker gehauen hat es mich nicht, irgendwie hatte die Creme etwas von Mayo aus dem Glas mit Knobigeschmack – 2 . Die Patatas Bravas kross gebräunt mit dezenter Würze, die pikante Mayonnaise überraschend rot und ohne Mayonnaiseanteil, hier wurde wohl die Salsa de la Casa mitgeliefert, tomatig fruchtig und dezent in der Würze – 3 . Champinones al Ailoi, kleine, frische Champignons angebraten und angegrillt mit schönem Knoblauchgeschmack, dazu ein Schälchen Aioli welches leider auf dem Teller im Knoblauchöl stand. Persönlich finde ich das nicht so prickelnd wenn ein Schälchen in dem Öl steht, das ich gerne mit dem Brot noch aufdippen möchte – 3 . Bei den Brocheta de Pollo pikante handelte es sich um vier Hähnchenspieße, vom Fleisch her noch nicht trocken aber kurz davor, das „pikante“ kann man getrost streichen, sowohl beim Fleisch als auch bei der Sauce, das war wohl wieder die Salsa de la Casa – 2 . Das Würzige ging dann auch den Albóndigas etwas ab, nein, fad waren die vier Hackbällchen nicht, würzig ist aber auch etwas anders, die Tomatensauce war in Ordnung aber auch nicht mehr, schlechter haben die Albóndigas eines blaugelben Discounters bei der Spanienwoche auch nicht geschmeckt wobei ich hier nichts unterstellen möchte – 3 . Gambas al Aioli, sechs Garnelen aus den eisigen Tiefen, zumindest nicht bis zur Kaugummikonsistenz gebraten, das Knoblauchöl allerdings hatte seinen Namen verdient – 3 . Zum Abschluss sollte es dann doch noch neben einem weiteren Rioja und einem Caipirinha der Jamón Serrano sein. Vier Stücke zum Teil schlecht geschälter und auch geschmackloser Melone umwickelt mit jeweils einer Scheibe Serranoschinken. Der Schinken war nicht nur trocken sondern an einigen Stellen schon hart und hat meiner Meinung nach schon etwas länger im geschnittenen Zustand an der Luft auf seinen Einsatz gewartet – 1 . Rechnerisch komme ich beim Essen auf 2,5 Sterne, ich würde gerne auf 3 Sterne aufrunden aber da auch falsche Produkte als Zutaten bei den Tapas geliefert wurden belasse ich es bei 2,5. Bei der Sauberkeit gab es nichts zu bemängeln, weder im Gastraum noch bei den Toiletten gab es für uns etwas zu beanstanden, 3 . 61,10 Euro hat uns dieser Abend gekostet, eigentlich nicht wirklich viel Geld wenn zwei Erwachsene mit zwei Kindern Essen gehen, allerdings liegt hier auch noch der Bon des Las Tapas aus GER neben dem Laptop. Wenn ich dann Preise, Service, Ambiente und das Essen vergleiche komme ich beim PLV nicht über 2,5 hinaus. Das Fazit zum Gesamteindruck kann deshalb nur lauten: 2 – kaum wieder, dafür liegt Germersheim dann doch zu Nahe. 1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder nach Küchenreise ."