"Wir mussten nach Homburg, um unsere überarbeiteten Eheringe beim Juwelier Eric Farries abzuholen, der sie für uns weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht hatte. Normalerweise verbinden wir Aufenthalte in Homburg mit einem Besuch bei unserem Lieblingsinder; aber dieses Mal wollte mein Herz lieber nicht dorthin. Beim letzten Besuch vor ein paar Wochen war ihre Hingabe nicht in ihren Knochen, aber sie ging sofort in den Garten und verlangte daher nach etwas indischem Essen. Wer bin ich, um mit ihr zu sprechen? Stattdessen fand ein Mittagessen im Restaurant des Schlosshotels Homburg statt, das gerade mit drei weiteren Saarland-Gastrosen vom Magazin Der Feinschmecker ausgezeichnet worden war. Auf dem Weg zum Juwelier sind es ca. 300m vor Anja's Weinstube und da der Juwelier keinen Mittagstisch hatte, kam mein Schatz gerade, als wir oben an der Weinstube waren: Lass uns hier einen freien Tisch finden; vor zwanzig oder mehr Jahren war ich schon mal in dieser Weinstube. Es gab sogar einen Parkplatz fast direkt am Haus; da meine Frau nicht gut zu Fuß ist, wurde ich als Kundschaft in Sachen Platzforschung losgeschickt. In der guten Weinstube angekommen, fragte ich; es gab reichlich Platz, selbst zwanzig oder mehr neue Gäste hätten Anja sicher gut getan. Mit Qualität aus der Pfalz werben Sie nicht nur auf der Speisekarte. Auf der Speisekarte kann sogar eine separate Abteilung mit sieben Positionen pfälzischer Gerichte gefunden werden. Als eingeborener Speyerer Brezelbu habe ich natürlich sofort bemerkt, dass das Pfälzer Teller (Saumagen, grobe Bratwurst und Leberknödel mit Sauerkraut und Kartoffelpüree, das auch als Schalen-Dreierlei angeboten wird) fehlt. Da die einzelnen Bestandteile dafür jedoch alle als Gerichte auf der Karte zu finden sind; sollten Sie unbedingt mit Service und Küche über die Zubereitung eines Pfälzer Tellers verhandeln. Normalerweise hätte ich das mit Sicherheit getan, aber dann bin ich fast vom Stuhl gefallen, als ich auf der Karte unter kalten Gerichten russische Eier, reichlich (9,90 EUR) fand. Gott, der Gerechte; sicher sind es gute 40, wenn nicht sogar 50 Jahre her, dass ich dieses Gericht zuletzt auf einer Speisekarte gesehen oder gegessen habe. Das musste ich für mich haben; Ade Saumagen, ade grobe Bratwurst, ade Leberknödel! Ich werde dich öfter als russisch bestellen! Der Gastgeber servierte uns als Vorspeise die Rinderbrühe mit Hummer- und Gemüseeinsatz für 4,90 EUR; wir nahmen sie. Meine Frau bestellte das Tagesgericht Schnitzel mit Bratkartoffeln zum Preis von 10,80 EUR. Ich wählte heute das Exotische oder absolut gefallende russische Ei, reich garniert für 9,90 EUR. Meine Frau trank eine Fanta (2,20 EUR); ich war trotz Weinstube mit guter Auswahl an pfälzischen Weinen, von denen viele aus dem Edesheimer Ordensgut stammten, nicht nach Wein, sondern nach einem Weizenbier. Weizen von Erdinger und Karlsberg waren die Wahl; es war klar, dass ich das Karlsberg-Weizen das erste Mal und das letzte Mal nahm. Ich trinke gerne das Karlsberg Urpils, aber das Weizen wird für mich persönlich barbarisch und ohne bestimmte Gewinnchancen mit dem von Erdinger nicht mithalten! Die Rinderbrühe war absolut genial; sie bestand nicht nur aus Rindfleisch, sondern schwang zusätzlich auch noch vier oder fünf Hummer mit darin. Aber meine Frau hatte mehr Glück als ich; in ihrer Suppenschüssel waren vier Scheiben Rindfleisch drin, in meiner nur eineinhalb. Sie trennte sich zu meinem Vorteil von einer guten Scheibe. Insgesamt stimmten wir überein, dass wir schon lange nicht mehr eine so gute Rinderbrühe gegessen hatten. Meine Süße war auch äußerst zufrieden mit einem süßen Tagesgericht: gut gebratene und sehr zarte Scheiben und Bratkartoffeln, auch wenn sie aus meiner Sicht ein wenig zu hell waren, extrem lecker. Dieses Gericht würde sie jederzeit wieder bestellen. Mein russisches Ei, drei halb hartgekochte Eierhälften, jeweils bedeckt mit einer Tranche Lachs, ruhte in der Mitte des Tellers auf einem extrem üppigen Wurstsalatbett, umgeben von verschiedenen Salaten (Gurken, Sellerie, Kräuter, Bohnen und Weisskraut sowie umrahmt von einer Kette aus halb durchgekochten Tomaten und sehr harten Scheiben. Was ich nicht mehr weiß, ist, ob dieses russisches Ei identisch mit dem der 50er oder 60er Jahre ist. Ich meine mich zu erinnern, dass das Bett damals nicht aus Wurst, sondern aus deftigem Fleischsalat bestand. Ich denke nicht, dass Lachs die Bedeckung der Eierhälften war, aber ich denke an Sardellen, die über das Kreuz auf den Eierhälften platziert waren und kleine Fischrogschübe; Sollte es recht edel und dem Gerichtsnamen gerecht werden, so wurde zumindest in verwundbaren Familien und auch in Restaurants über dem Bürgerlich-Niveau Belugakaviar genommen. Ich erinnere mich nicht an so viel Salat als Umrahmung, aber ich berichtige mich gerne. Das Ambiente ähnelt einer originalen Pälzer Woischtubb sehr; für mich fehlen jedoch die Buttpfannen in den Fenstern. Die Sauberkeit ist sehr gut; nur im mittleren Nassbereich sollte gelegentlich etwas häufiger geputzt werden. Was so schön ist: Manche alten Büsche sind hier und da ein bisschen wild gewachsen! Fazit: Ein Stück Palz im Saarland; Operation gelungen! Wenn das Lokal im Stadtgebiet von Saarbrücken wäre, wäre ich öfter zu Gast. Für mich jedoch wäre die braune Soße, die ich seit meiner Kindheit esse, wahrscheinlich am ehesten zu vermissen; sorry (ehemalige Mitbürger, die ohne sie nicht auskommen)."