"Letzte Übernachtung auf dem Moselsteig, bevor wir in Traben-Trabach unsere Wanderung von Trier kommend beenden. Wir hatten uns Kröv als letztes Station ausgesucht und uns ein Zimmer im Hotel Springiersbacher Hof reserviert. Das Hotel strahlte einen etwas morbiden Charme aus (besonders unser renovierungsbedürftiges Bad) und konnte uns nicht dazu verlocken, im hauseigenen Restaurant auch zu essen. Wir bummelten über die Robert-Schumann-Straße und sahen uns die zahlreichen Möglichkeiten zur Einkehr an. Die Entscheidung fiel auf die Reichschenke Zum Ritter Götz , alle anderen Restaurants schwelgten zu sehr in gutbürgerlicher Schnitzelseeligkeit . Den Ausschlag in die Reichsschenke einzukehren, gab der wunderschöne Bau und die Tatsache, dass nach Gehör, die Mehrzahl aller Gäste Einheimische waren. Der Anblick einer bestimmten Vorspeise gab uns den letzten Kick und wir traten ein. Zuerst planten wir, auf der Terrasse Platz zu nehmen und bestellten ein Pils zum Durstlöschen. Aber das wurde meiner Frau dann zu kalt und wir betraten das Innere, wo uns die weibliche Bedienung einen Tisch für zwei zuwies. Diese Gaststätte ist alt! Krumme schiefe decken, dunkles, altes Holz, viel historische Dekoration, sehr dunkel im gesamten Ambiente, aber auch sehr gemütlich! Ich habe versucht, mit ein paar Fotos das Ambiente einzufangen. Wir fühlten uns an unserem Tisch ganz wohl. Die Homepage vermittelt mit ihren Bildern ein sehr guten Eindruck vom Haus, und das dort präsentierte kann ich hiermit bestätigen. Noch viel wohler fühlten wir uns, als wir die in einen Holzeinband gefasste Karte öffneten. Nicht die erwartete schwere deutsche regional-gutbürgerliche Küche empfing uns, sondern eine eher französisch angehauchte Zubereitung regionaler Zutaten. Ich war sehr erstaunt und erfuhr auf Nachfrage, dass in der Küche ein französischer Koch werkelt. Bon, wir hatten wieder einmal einen guten kulinarischen Riecher gehabt. Die Karte kann auf der HP eingesehen werden. Der Gruß aus der Küche kam nach unserer Bestellung, eine sehr leckere Wildterrine. Leider wurde nicht erklärt, welche Art von Wild. Die Vorspeise hatte uns ja zum Teil mit ins Lokal gelockt, und diese nannte sich: Götz 's Wild(e)-Platte. Und wurde als Vorspeise für zwei angekündigt, bestehend aus geräuchertem Hirschschinken, hausgemachtes Entenrillette, geräucherte Gänsebrust, hausgemachte Sülze vom Hasen an Preiselbeerbirne, sowie Brot und Butter. Man glaubt es kaum, aber wir hatten jetzt 5 Tage Wanderung hinter uns durch das Moseltal und angrenzenden Hunsrück und Eifel hinter uns und noch kein Wild gegessen. Deshalb bestand sekundenschneller Konsens zwischen meiner Frau und mir, diese Platte zu bestellen. Wir bereuten es nicht, alle Bestandteile hervorragend, insbesondere die Gänsebrust und die Sülze sehr fein. Das war außerordentlich lecker. Meine Frau bestellte dann einen etwas leichteren Hauptgang: Frische Nudeln mit gebratenen Garnelen, getrockneten Tomaten, frischem Rucola und Fenchel, in hausgemachtem Chili-Knoblauch-Öl. Ich probierte eine tadellos gegarte Garnele und sah eine zufrieden speisende Ehefrau mir gegenüber. Sie war zufrieden mit Ihrer Wahl. Ich hatte mir Geflügel bestellt: Gebratenes Hähnchen Supreme nach moselländischer Art mit frischen Weintrauben, Champignons und Zwiebeln in einer feinen Riesling-Rahmsauce serviert mit Salzkartoffeln. Das Hähnchen stellte sich als Hähnchenbrust heraus. Diese war gut gegart, saftig und ganz sicher nicht gebraten, sondern im Ofen gegart, was ihr aber ungemein gut bekam. Zusammen mit der fruchtigen Weintraubensauce ein sehr leckeres Gericht, das ich gerne wieder bestelle würde, wenn es sich ergibt. Zum Dessert für meine Frau ein warmes Schokotörtchen mit Coeur liquide.....die flüssige Schokolade zeichnete meiner Frau ein Lächeln aufs Gesicht. Für mich eine Crème brûlée caramel et fleur de sel , das war ein weiterer unerwarteter Höhepunkt der Küche der Reichsschenke. Eine Karamellcreme mit deutlich salziger Note wurde am Tisch flambiert um den Zucker zu karamellisieren. So noch nicht erlebt. Muss aber nicht unbedingt. Ein Brenner läßt eine bessere Kruste entstehen. Das Flambieren dauert nicht lange genug, um den Zucker ausreichend zu karamellisieren, ein kleiner Wehrmutstropfen an diesem Essen. Ein lokaler Stahltank Spätburgunder trocken von 2013 vom Weingut Knodt-Trossen aus Kröv begleitete uns schmackhaft durch das Essen. Dazu eine Flasche Wasser still und zwei Espresso. Der Service wurde im wesentlichen von einer Dame abgewickelt, die am Nebentisch augenscheinlich einen Teil Ihrer Familie bediente. Wir wurden in die familiär direkte Ansprache mit einbezogen, trotzdem war die herzliche Art der Dame sehr schön, und was den Ablauf des Service betraf, gab sie sich keine Blöße. Fazit: von außen sehr rustikal, erwartet einen eine feine, französisch angehauchte Küche. Das war ein unerwartet guter Abend in der Reichsschenke und auch hier empfehlen wir das Haus weiter. Für 93 EUR ein sehr gutes PLV. Wir kehren gerne wieder en bei Gelegenheit."