"Basel ist immer eine Reise wert, auch wenn die Absage der diesjährigen Fasnacht und des legendären Morgestraich sich wie eine kulturelle Katastrophe anfühlen. Bei kulinarischen Abenteuern halten wir uns jedoch trotz des verlockenden Angebots auch auf diesem kurzen Ausflug - die Preise ziehen einfach die Schuhe aus... Glücklicherweise ist man auf der deutschen Seite schnell bei gutem und günstigem Essen. An einem Samstagabend erreichen wir in 10 Minuten mit dem Zug Lörrach. Lebhafter kleiner Grenzverkehr! Mitten in der (ansonsten eher gesichtslosen) Fußgängerzone, direkt am alten Markplatz, stoßen wir auf den "Wilden Mann". Scheint eine gute Wahl zu sein. Das beliebte und gut besuchte Restaurant ist auch Bar, Vinothek, Gasthaus, Weinhandel, Vesperstube und Kulisse. Im vorderen Barbereich finden die Trinker Stehtische mit lauter Musik, und ein gemütlicher Teil mit Holztischen grenzt an eine rustikale Steinwand, weiter durch einen hohen, überdachten, grünen Hof, wo man auch im Winter ein mediterranes Terrassenfeeling genießen kann. Es herrscht große Ruhe. "Zum Wilden Mann" ist ein wahres Eldorado für Weintrinker. Das bemerkenswerte Angebot reicht von Weinen aus der Region (Kaiserstuhl) bis nach Italien (Toskana, Piemont, Südtirol). Ebenso beeindruckend: das umfangreiche Angebot an Spirituosen, darunter viele verschiedene Sorten Grappa und lokale Spezialitäten wie Zitadellen und reiner Apfelschnaps. Der "Wilde Mann" kennt keinen Ruhetag, hat von 8 bis 30 Uhr bis Mitternacht geöffnet, am Sonntag etwas eingeschränkter. Essen wird bis 23:00 Uhr serviert - super! Die Speisekarte überzeugt mit einfachen, ehrlichen Gerichten ohne viel Schnickschnack, dafür mit umso mehr Geschmack: verschiedene Flammkuchen, Maultaschen, verschiedene Salate mit und ohne (Feta) Käse, Wurstsalat, Käseteller, kleine Weine wie Oliven. Der junge, flüchtige, unvergessliche Service ist klar gut geschult, bewältigt jeden Sturm mit links und lässt einen nicht lange warten. Wir wählen: 1x Wurstsalat mit Käse (8,50 Euro), 1x Käseteller (mit 10,00 Euro auch das teuerste Gericht auf der Karte), 1x Beilagensalat (4,50 Euro). 2x Pils aus der Lörracher Privatbrauerei Lasser (je 3,00 Euro) und 2x Rotweinschorle (je 3,50 Euro). Man sieht, man hat Essen und Trinken auf dem Tisch. Der üppige Wurstsalat ist schön sauer zubereitet und reichlich mit gehackter Petersilie verziert. Der Käseteller bietet mindestens 8 verschiedene Sorten zwischen Heumilchkäse, Gorgonzola und Parmesan - alle sehr kräftig und sättigend. Der Beilagensalat bietet frisch bestreute rote Kräuter, Rübe und Radieschen auf einem Bett aus frischen Salatblättern, in einem sehr würzigen Dressing, mit knusprigen Kernen als Topping. Dazu gibt es reichlich Bauernbrot. Sehr süß und prickelnd das lokale Bier aus der Lasser-Brauerei; ebenfalls fein, fast lieblich, die Schorle aus dem regionalen Spätburgunder. Sie wird in einem hohen Trinkglas mit eingeprägten Weinsicken serviert - das kenne ich noch aus dem Haus meiner Großmutter. Hier wird natürlich ein Viertelliter geliefert. Zum Abschluss ein Grafensteiner Schnaps (3,00 Euro), der tatsächlich noch ein wunderbares Apfelaroma hat, ohne einen Spritzenunterton. Wir fühlen uns gut und gut aufgehoben. Der Service gibt gerne Ratschläge und vermittelt das Gefühl, willkommen zu sein. Bei gutem Wetter sitzt man gerne an den Außentischen und lernt hier schnell neue Leute kennen - ob nach einem Einkaufsbummel oder für einen Abendsack. Der einzige Minuspunkt ist der steile Abstieg zu den Toiletten. Hier ist es nicht möglich, zu alkoholisiert zu sein oder Gegenverkehr zu provozieren. Ansonsten können wir gerne wieder kommen - und der Grund dafür ist nicht nur die fußläufige Nähe zum Bahnhof. Nichtsdestotrotz ist es eine gute Idee, in Basel in 10 Minuten auszusteigen."