"Letzten Samstag in der Mediterranean, einem Restaurant, das sich auf kroatische Küche im tiefen Bremer Norden spezialisiert hat, kam der Gastgeber und Koch zu uns und beschwerte sich, dass die Balkanküche bei den "jungen Leuten" nicht mehr gefragt sei. Und mit Erreichen des Alterslimits des Gastgebers der ersten Stunde schließe ich mich an, dass die Jugos nicht mehr so beliebt sind. Für die verbliebenen muss eine "Rote Liste" geführt werden, damit Freunde der Balkanküche noch helfen können. Deshalb bin ich immer auf der Suche nach einem Jugos in der Fremde, selbst im Saarland. Nach Dubrovnik in Saarbrücken war es dieses Mal die Dalmacija in Saarlouis. Wie mir die Gastgeberin Frau Radic auf Fragen mitteilte, existiert die Dalmacija nun seit 30 Jahren in Saarlouis, davor waren die Gastgeber zehn Jahre lang an anderer Stelle in der saarländischen Gastronomie tätig. Am frühen Abend waren zwei Tische am heißen Maimittwoch besetzt. Links und rechts sah es mit Italienern und Griechen in der kleinen Gastromeile in den historischen Kasematten viel besser aus. Die Gastgeberin resignierte mit den Worten "sie mögen uns nicht", womit sie die Restaurantbesitzer meinte, die lieber mit den Griechen hereinkommen würden. Trotz dieses allgemeinen Trends ist die Küche der Dalmacija jedoch nicht darauf ausgelegt, berüchtigte Griechen anzulocken. Auf der Homepage [hier Link] finden Sie nicht die Speisekarte, und auf Menu24.de wurden die Preise gespart. Auch nicht ganz wettbewerbsfähig. Darüber hinaus sind einige Preise in der Dalmacija deutlich höher. Daher bewerte ich das Preis-Leistungs-Verhältnis nur mit drei Sternen. Service: Die Dalmacija ist ein Familienrestaurant. Die Gastgeberin übernimmt den Service. Ein junger Mann, möglicherweise ein Enkel, hing mit seinem Smartphone untätig an einem Tisch an der Theke. Im Durchgang zur Küche standen ein älterer Mann, vielleicht der Gastgeber und Koch, und eine mittelalte Frau, die ich gerne als Tochter oder Schwiegertochter für den Familienjob bezeichnen möchte. Die Gastgeberin war höflich, sprach aber nicht gerade mit Fremden, obwohl ich mit meiner Frage zur Historie eine Vorlage geliefert hatte. Als ein paar Stammgäste auftauchten, war die Begrüßung sehr persönlich und Frau Radic setzte sich für einen längeren Plausch an den Tisch. Meine Biere kamen schnell und auch die Speisen mit angenehmen Wartezeiten, also insbesondere kein schnelles Füttern, angesichts der Langeweile in der Küche. In unseren Jugos in Bremen wird man mit Julischka verwöhnt. Zwei pro Kopf sind dort mindestens drin. In der Dalmacija gibt es einen Kruskovac zur Adoption. Julischka steht nicht auf der Karte. Aber man bekommt sie und die doppelte Menge des selbst gemischten Klassikers steht stolz mit 5,00 € auf dem Bon. Ein TV-Bier von Bitburger kostet mit 0,3 l 2,64 € und liegt immer noch im Rahmenpreis. Aber dann hebt es in der Dalmacija an: 0,5 l SP kosten 4,50 € und 0,75 l 8,00 €, vielleicht ein Druckfehler und es handelt sich um eine Literflasche. Die sechs offenen Standardweine kosten alle 6,50 € für das Glas 0,2 l. Essen: Die Karte bietet nichts Originelles. Insbesondere die Vorspeisen mit nur fünf Positionen zeigen, was im Vergleich zu den Italienern, Griechen und Türken am Jugo los ist. Bei den Grill-Spezialitäten bekommt man nur eine Grillplatte, die ohne den klassischen Begleiter Leber auskommen muss. Wie gewohnt wählte ich die Bohnensuppe dalmatinischer Art für 5,60 €. Sie wurde in einer kleinen Suppenschale mittelheiß serviert. Der Einlage war teilweise schon ziemlich weich gekocht und ein Mix aus Kidneybohnen, Weißen Bohnen, Röhrchenzwiebeln, Salatgurke. Ich erinnere mich an etwas Speck. Geschmacklich war sie in Ordnung, machte aber einen süßen Eindruck. Es gab einen Korb mit knusprigem Weißbrot. Frau Radic brachte zwei Saucen zur Suppe. Einmal Ajvar und einmal weiß mit Knoblauch. Das Ajvar wurde als scharf angepriesen, wobei ich eher von "pikant" sprechen würde. Es hatte eine leicht saure Note, daher vermute ich Sambal Oelek als Zutat. Die Knoblauchsauce basierte auf Mayonnaise und verdiente ihren Namen; es handelte sich also um Aioli. Beide Schalen waren raffiniert gefüllt. Die Grillplatte €16,50 mit Raznjici, Pljeskavica, Cevapi, kl. Rumpsteak, kl. Schweinesteak und Speck war gut dokumentiert ohne "aufzuschlagen". Die Cevapcici waren zurückhaltend. Die Pljeskavica als weiteres Hackfleischknoblauch hatte vielleicht noch weiter reduziert werden können, wenn ich einen Unterschied benennen müsste. Auch die anderen Grillgerichte aus Muskel-fleisch waren geschmackvoll zum Verwechseln; im Biss angenehm zart. Es war zu phantasievoll. Die sehr großen Pommes waren in Ordnung, obwohl ich lieber dünnen Pommes bevorzuge. Der Djuvecreis mit Paprikastücken war sehr weich und aus den guten, gewürzten, gehackten Zwiebeln hätte etwas mehr sein dürfen. Der zusätzliche Salat bestand hauptsächlich aus großen Blattstücken des grünen Salats, zu dem ein großer Wurf einer weißen Standardsoße mit Dill gereicht wurde. Deutlich besser der erfrischende Kräutersalat. Im Quervergleich war die Küchenleistung leider nur durchschnittlich und wird mit 3,5 Sternen gut bewertet. Ambiente: die Dalmacija, wie alle Restaurants in den Kasematten, verfügt über einen großzügigen Freibereich mit ansprechender Möblierung. Drinnen beeindruckt der niedrige Quer-bogen mit dunklen Klinkersteinen. Der Boden ist gefliest, bunt im Stil der Siebzigerjahre. Die Dekoration ist maritim, bis hin zu einem großen Fischernetz. Da die Sicht nur wenige Tage dauert, ist die Atmosphäre etwas sperrig, aber jeder Tisch ist ausreichend mit einer rustikalen Kupferlampe beleuchtet. Die Tische sind gut dimensioniert und großzügig. Die Musik besteht aus Folklore und Percussion, deren dalmatinische Herkunft ich vernommen habe. Die Toiletten haben ebenfalls ihre Jahrzehnte auf dem Buckel und mehrere Löcher in den Fliesen zeugen von Veränderungen in der Ausstattung. Sie waren sauber und funktional. Sauberkeit: Nichts zu bemängeln."