"Besigheim am Neckar wurde vor vielen Jahren von den Zuschauern der MDR an das schönste Weinziel Deutschlands vergeben. Was kann natürlich daran liegen, dass der Neckar höchstens von Sachsen entfernt ist – oder dass man gerne Glorification aus der Ferne vergeben möchte. Aber in diesem Fall kann ich auch unvermeidlich als Einheimische zustimmen. Besigheim verfügt über ein intaktes, malerisches Stadtzentrum, üppiges mediterranes Grünen (kann jedes Jahr den „Unser-Dorf-soll-be-Award“ gewinnen), sowie ein herrliches gastronomisches Angebot, das nicht nur auf Wein basiert. Diejenigen, die aufgrund des Weines nicht als Fahrer reisen möchten, können aber auch die Regionalbahn oder die Neckarpersonalenschiffahrt nutzen, die derzeit zweimal wöchentlich in Besigheim anlegen. Ein Teil der attraktiven Innenstadt ist sowieso Fußgängerzone. Im Laufe der Jahre habe ich bereits fast alle gutbürgerlichen Einheimischen mit regionaler Küche getestet (auch der Europameister des Jahres 2007). Die 2017 eröffnete Marktwirtschaft war noch auf meiner absoluten Wunschliste. Nach gastronomischen Lehr- und Gehjahren, u.a. in Mallorca, Kitzbühel und der Berliner Adlon, kehrte der Schirmherr Frank Land nach Besigheim zurück. Die Marktwirtschaft befindet sich im Erdgeschoss eines prächtigen, schön renovierten Hauses mit einer reichlich freiliegenden Arbeit direkt am Marktplatz. Im Außenbereich sitzen Sie unter Palmen und südwestlichen Dübelpflanzen oder erstrecken sich in einem Liegestuhl mit Blick auf den Stadtbrunnen und den Rathaus. Großzügige Bildschirme spenden Schatten. Im sehr gepflegten Interieur mit 70 Sitzplätzen dominieren rustikales Holz, bequeme Sitzmöbel, stilvolle Dekoration. Obwohl ein Gewitter in der Luft ist, zieht es mich raus. Ein guter Tisch am einfach zu tragenden Marktplatz zu finden, der auch bei Regen optimal geschützt ist, erfordert mehrere Umbauten. Wir werden bewilligt. Da es fast eine Kaffee-und-Keek-Zeit um 16:30 gibt, gibt es nur eine kleine Karte auf den Tischen. Wir entscheiden uns zum Beispiel für eine Aufwärmung mit einem Weißweinchor (3,80 Euro), einem einfachen Americano (3,00 Euro) und einem leichten Rhabarber-Erdbeer-Sorbet (3,00 Euro). Bei gut 30 Grad Außentemperatur könnte der Schorle etwas kühler und spritziger gewesen sein, dafür wird er in einer schönen Karaffe serviert. Leider war der verwendete Wein nicht zu schätzen – die Marktwirtschaft kooperiert jedoch mit solchen geschätzten Weingütern wie Dautel aus Bönnigheim, Aldinger aus Fellbach oder Wöhrwag aus Untertürkheim, die alle erstklassig sind. Der Kaffee wird von der Heilbronnner Rösterei Hagen gekauft. Der Americano ist stark, tief dunkel, mit nussig-chocolate Aromen. Zu diesem Zweck ist der fruchtig-refreshierende Sorbet perfekt aufeinander abgestimmt. Hier haben Sie nicht nur einen Eisball auf einem Teller geschlagen, sondern geschmackvoll und liebevoll dekoriert, unter anderem mit leicht beheizten Pfirsichsäulen und frischen Beeren. Leider kommen wir nicht aus diesem Vorspeisen. Wenn eine Regendusche plötzlich anfängt, wird es unangenehm und wir ziehen die Sitzkissen unter Popo fast weg. Etwas Schlimmes, sonst erleben wir den Service als sehr zuvorkommend, stehend und höflich, werden fast zu chatten, wenn zahlen. Auf dem (unglücklicherweise barrierefreien) Weg zur Toilette kann ich noch einen Blick auf die Küche werfen, wo eigentlich die Vorbereitungen für den Abend in feinster Handarbeit gemacht werden. Sieht so aus, als wäre es Typo. Es ist daher unbedingt notwendig, zurückzukehren. Die Marktwirtschaft bietet einen zusätzlichen Mittagstisch von 11:30 bis 14:00 Uhr und organisiert zahlreiche Sonderveranstaltungen wie Kochkurse, Jazzabende mit Live-Musik, Weinproben, kulinarische Themenwochen. Trotz des dicht gesäten gastronomischen Angebots im Stadtzentrum von Besigheim ist die Marktwirtschaft ein echter Gewinn für den Platz. Es muss nicht immer eine weiße Wurst sein..."