"Ambiente: Das Restaurant wirkt hell und freundlich und ist ziemlich modern gestaltet. Helles Holz und zarte Blautöne dominieren das Interieur. Alles ist gut gepflegt und strahlt eine tadellose Sauberkeit aus, auch der keramische Bereich.
Service: Die Begrüßung war freundlich. Chefin Megi Rupp unterbrach kurz die Bestellung am Nebentisch, um uns einen freien Tisch anzubieten. Kurz darauf brachte sie uns die Speisekarte. Sie kümmert sich stets freundlich und aufmerksam um die Gäste und findet genügend Zeit, um ein paar Worte zu wechseln. So erfuhren wir, dass sie und ihr Mann Stefan Rupp zuvor ein Restaurant in München betrieben hatten und die Gaststätte von ihrem Vorgänger übernommen hatten. Auch dort gab es eine Speisekarte mit Südtiroler Küche, aus der sie einige Gerichte entnommen hatten. Mit großem Erfolg, wie ich heute erfuhr.
Speisekarte: Die aktuelle Speisekarte befindet sich auf der Homepage. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sie einige Südtiroler Spezialitäten neben den üblichen bayerisch-deutschen Gerichten enthält. Die Preise erscheinen normal.
Essen: Als Gruß aus der Küche erhielten wir einen hochpolierten Bierlöffel mit einem kleinen Bauernsalat, dann ein wenig rauchigen Lachs mit Wasabi-Kaviar und frischem Dressing. Ausgezeichnet! Die Karotten-Ingwer-Suppe mit Milchschäumchen und Topinambur-Chips (5,00 Euro) war ein Volltreffer. Zusammen mit etwas Ingwer wurden die Bio-Karotten aus der Region meisterhaft zu einer Suppe verarbeitet. Geschmacklich ganz oben, mit Mic-Schäumen statt der üblichen Sahnehaube im Sinne von laktosefrei und als besonderer Kick mit kleinen knusprigen Chips aus Topinambur (Süßkartoffeln). Die Südtiroler Suppe (4,00 Euro) war etwas einfacher. Eine schlichte, eher dünne Brühe mit einem kleinen Speckknödel. Die Schinkenstücke darin erinnerten eher an Wammerl als an Südtiroler Speck. Dafür waren die drei Arten Südtiroler Knödel mit zerlassener Butter (12,80 Euro) ein Hammer: zwei kleine Käse-, Pilz- und Spinatknödel, perfekt in Konsistenz und Geschmack, mit viel Butter und frisch geriebenem Parmesan. Schick garniert mit gehacktem Schnittlauch und einem kleinen zusätzlichen Salat. Der zusätzliche Salat war bereits an der Seite angerichtet. Lollo Rosso und Bionda, Feldsalat, Rucola mit Kirschtomaten und einem selbstgemachten Dressing. Letzteres war sehr schmackhaft mit säuerlichem Sahne- und leichtem Knoblauchgeschmack. Es gab auch ein Memento mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Balsamico. Ich entschied mich heute für das Rehragout mit Schwammerln und gebratenen Nudeln (14,90 Euro). Das Fleisch war von bester Qualität, kein Fett, keine Sehnen, sondern zart. Die dunkle Sauce mit den kleinen Schwammeln war würzig und gut gebunden. Die gebratenen Nudeln, hierzulande eher als „Schwaben-Nudeln“ bekannt. Hausgemacht aus Kartoffelteig, wunderbar weich und durch das Rösten mit einem Hauch von Röstaromen versehen. Besser war es nicht. Der blumige Kaiserschmarrn mit Rosinen und gerösteten Mandelsplittern (9,50 Euro), dazu ein selbstgemachtes Apfelmus. Das war der leckerste (Harleypaule kann sich an den Ausdruck erinnern) Kaiserschmarrn, den ich je hatte. Zunächst war er fabulös fluffig, offensichtlich mit nur wenig Mehl zubereitet. Die Rosinen zusammen mit den gerösteten Mandelsplittern boten schon ein überwältigendes Geschmackserlebnis, aber durch das Flambieren mit Rum wurde es wirklich brillant. Ein Kaiser, der diesen Namen auch verdient!
Fazit: Ein Besuch im Stiefelknecht ist sehr zu empfehlen. Nicht nur für Liebhaber der Südtiroler Küche."