""Aber herzhaft!" - unser Motto, als wir ein paar Tage am Ende des Jahres in Quedlinburg verbrachten. Bodetal, Hexentanzplatz, Teufelsmauer, Selketal und natürlich die Berge Sachsen-Anhalts, der Brocken, waren in Reichweite und warteten darauf, von uns erkundet zu werden. Kurz vor unserem Ziel hielten wir in der kleinen Stadt Thale, einem staatlich anerkannten Kurort, der für seine beeindruckenden Naturdenkmäler bekannt ist. Der Hunger und die strategische Lage des Gasthaus Forelle - wir mussten nicht erst in das Lokal gehen - führten uns dazu, unser Mittagessen dort einzunehmen. Äußerer Anblick 1 Es sollte hier ein natürlicher Mensch sein und auch die Gerichte um die genannte Forelle würden nicht verschmäht, mehrere TA-Bewertungen konnten gefunden werden. Die Website des Restaurants versprach leckere Hausmannskost in rustikalem Ambiente. Äußerer Anblick 2 Das Fahrzeug wurde also auf dem hauseigenen Parkplatz abgestellt und die Eingangstür angesteuert. Drinnen war etwas los. Wir hatten Glück, einen freien Tisch im wunderbar anachronistischen Gastraum zu bekommen. Der helle Linoleumboden und die leicht erhöhten Tresen mit dunklem Holz versprühten noch ehrliche "Ostalgie". Inneres 1 Das archaische Flair früherer HO-Restaurants wurde vergeblich gesucht. Zwei ältere Damen erledigten den Service auf freundliche Weise und überreichten uns das opulent illustrierte Menü. Das frische Credo des Küchenchefs Frank Teller fand dann auch den ersten Platz in seinem Kochverzeichnis. Nicht weniger als die französische Kochlegende Bocuse wurde zitiert. Das klang etwas unpassend, aber gut für ein Gasthaus, das die Defizite der guten bürgerlichen deutschen Hausmannskost vollständig verschrieben hatte. Wir saßen bereits und genossen nun einen halben Liter Bier für nur 3,50 Euro. Es wird nicht so schlimm sein, sagte mir mein Bauchgefühl. Und es hatte recht. Das saftige, würzige Fleisch (5,50 Euro), das wir als Vorspeise teilten, wurde klassisch in einer staubtrockenen Blätterteigpaste serviert. Die schmackhafte Sauce hatte nicht nur ordentlich Bumms, sondern war auch von einer angenehmen Säure geprägt, die typisch für diesen nostalgischen Ostgericht war. Ein Helm, der an "Worcester" denkt. Wurmfleisch, das Ragout fin des Ostens wurde wahrscheinlich durch die ostdeutsche Modifikation des Ragout fins mit etwas Cayennepfeffer aufgepeppt, äh, Schärfe. Das klein geschnittene Schweinefleisch, wahrscheinlich vom Schulterbereich, war schön gewürzt und fiel angenehm nicht zu trocken aus. Kulinarisch gesehen war dies ein sehr gelungener, authentischer Einstieg in den Urlaub im Ost-Harz. Dass man im Gasthaus Forelle kein üppiges Speiseangebot hat, war mir von Anfang an sehr angenehm. Es gab nur vier Vorspeisen (Tomatengulaschsuppe, Karotten-Schokoladencremesuppe, Wurstfleisch und einen kleinen gemischten Salat). Und selbst bei den Hauptgerichten von Topf und Pfanne zählte ich nur sechs Positionen. Harzer Rostbratsl, Schweinesteak "au four" (gebacken mit Wurstfleisch und Käse) und Hirsch-Rückensteak vom Bratkartoffeln (mit fast 23 Euro das teuerste Gericht auf der Karte) standen für Fleischliebhaber auf der Liste. Unter den drei gebratenen Forellenvarianten, die sich nur marginal in ihrer Garnitur unterschieden und die Namen "Müllerin", "Feinschmecker" und "Gärtner" trugen, weinte das Bilderbuch, auch Fischcurry, gebratenes Zanderfilet und eine "Troika" aus Fluss und Meer, bei der Forelle, Zander und Lachs auf dem Teller versammelt waren. Soweit, so fleischig oder fischig. Kein Veggie-Gericht fand sich auf der Speisekarte. In der heutigen Zeit in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Für meine Frau war das nicht tragisch, denn sie war aufgrund des Namens des Ortes bereits auf tierischen Verzehr programmiert. Die "Müllerin" (14,50 Euro) war genau richtig. Meiner Gesundheit zuliebe entschied ich mich überraschenderweise für das geschnetzelte Schweinefleisch mit "frischen" Sahnechampignons und Bratkartoffeln. Dies stand jedenfalls für 13,90 Euro in der Speisefabel. Die kulinarische Realität sah auf meinem Teller etwas anders aus. Die Pilze kamen aus dem Glas, was die Sauce nicht besser machte. Dann kann man sich auch die frische Note auf der Karte sparen. Zusätzlich zu den erhofften Bratkartoffeln gab es vier frisch gebratene TK-Röstitaler neben dem verkohlten Panier, der wahrscheinlich etwas zu lange Kontakt mit dem Bratboden hatte. Knusprig hin oder her, es "empanierte" an den Rändern, jedoch stark in Richtung trockenem Verzehr. Keine Spur von gleichmäßigem Unterheben - das war der Schnitzels (hell) Kern! Insgesamt war dies sicherlich keine Flugleistung der deutschen Hausmannskost, denn auch die Sauce fehlte an Substanz. Geschmackstiefe ganz zu schweigen. Neidvoll musste ich zugeben, dass Frau Müllerin, die mit Zitronen im Mund, Salzkartoffeln und Meerrettichcreme serviert wurde, deutlich kräuterreicher erschien. Meine Frau genoss das Filet und zeigte sich begeistert vom perfekten Gargrad ihres Fangs. Der von dort abgerollte Barsch feuchtet von zersetzter Butter mangelte ebenso wenig. Vielleicht hätten die Kartoffeln etwas mehr Biss haben können, aber die etwas ältere Klientel des Hauses dürfte der leicht weicheren Konsistenz zustimmen. So durften wir das Gasthaus in Thale zufrieden, aber nur teilweise verlassen und die letzten Kilometer nach Quedlinburg zurückfahren. Glücklicherweise konnten wir einen Teil davon am selben Abend wieder gutmachen. Dass dies im Spanier geschah, war dann eher Zufall. Fortsetzung folgt:"