"Wenn Sie von der B10 auf die Ettlinger Straße in Richtung Rüppurr abbiegen, befindet sich auf der rechten Seite ein architektonisches Freilichtmuseum: Die Siedlung Dammerstock, bekannt für ihre kubischen Gebäude aus Glas und Beton, die aus den späten 20er Jahren des letzten Jahrhunderts stammen und unter der Leitung von Walter Gropius entstanden sind. Die "Gaststätte zum Dammerstock" befindet sich im alten Torhaus, einem multifunktionalen Bau von Otto Haesler, der damals neben dem dreiseitig verglasten Restaurant auch eine Metzgerei und eine Blocksteinschmelze beherbergte. Heute lädt die altehrwürdige Inschrift nicht nur die Vorfahren ein, sondern das gesamte Gebäude strahlt eine Aura von Tradition aus. Nach Jahren des Vorbeigehens mussten wir einen Termin in der Nähe vereinbaren, eine wortwörtliche Übung in Sachen Gastronomie, von der Ettlinger Allee zur Nürnberger Straße und schließlich zum Flachbau von der Seite zum Gesicht. Schon unser Interesse war geweckt und wir nutzten die nächste Gelegenheit, um uns die Glaskiste anzusehen. Die alte Metzgerei beherbergt heute einen Laden des Restaurants, in dem man alle Arten von italienischen Spezialitäten kaufen kann. Das Erasmus selbst ist elegant eingerichtet und die Tische sind so weit auseinander, dass man nicht gezwungen ist, passiv an den Gesprächen anderer teilzunehmen, ein sehr wesentliches Anliegen, um unser Essen wirklich zu genießen. Andrea und Marcello Gallotti haben sich der Slow-Food-Bewegung mit Haut und Haar verschrieben, ebenso wie ihrer Philosophie, dass das Tier genauso wertvoll ist wie alles andere. Das Restaurant ist nach DE ÖKO zertifiziert und trägt den "Tierschutz auf dem Teller" -Preis der Schweisfurth-Stiftung. Die gesamte Webseite wird stolz darauf platziert; das einfache Motto endet mit dem Satz "Niemand kann es besser." Als wir vor gut einem Jahr dort zu Mittag gegessen haben, gab es ein Businesslunch-Menü, bei dem man nicht nur Insalata/Zuppa, Antipasto, Primo, Secondo und Dolce für den Appetit und die Geldbörse kombinieren konnte (29 bis 45 €), sondern auch viele Alternativen für jede Speisenfolge. Die Alternativen sind auch heute noch verfügbar, aber die Preise unterscheiden sich so stark, dass es einen 20% Rabatt auf alles mitten am Tag gibt. Für drei Gänge sind jedoch mindestens 60 € fällig, es sei denn, man wählt Gnocchi und die beiden Desserts. Vegetarier kommen mit 48 € etwas günstiger davon. Wer die vollen 8 Gänge des Menü-Randes genießt, zum Beispiel nach einer anstrengenden Reise aus Bremen, zahlt 115 €, was dann nur 10% weniger als abends (129 €) sind. Als Gruß aus der Küche gab es eine knusprige Seeigelchen, ein sorgfältiger, aber sehr angenehmer Beginn, mit einer Knusprigkeit, die uns durch das Mittagessen begleitete. Wir entschieden uns für das Dreigang-Menü. Meine Frau begann mit einer würzigen und großzügig gefüllten Zwiebelsuppe, ich mit einer kräftigen und nicht zu dünnen Pilzcremesuppe. Danach ging es weiter mit Pasta. Meine Frau war nicht 100% zufrieden mit der Raffinesse ihrer Spaghetti alla Vongole: Die Muscheln waren großartig, aber die Spaghetti waren für ihren Geschmack sehr bissfest. Das hätte nicht sein müssen: Frau Gallotti informierte uns später, dass hier so gekocht wird wie zu Hause in Italien, wo die Bissfestigkeit anscheinend kaum begrenzt ist, aber dass man sich anpassen möchte, wenn es gewünscht wird, etwas weniger kumzy zu sein. Man hätte es wissen müssen. Dass die Nudeln nur nach Petersilie und etwas Butter schmeckten, während der Knoblauch nicht wahrnehmbar war, war auch schade, könnte aber damit zusammenhängen, dass wir so genießen konnten, dass wir sie in Nuancen nicht mehr wahrnehmen konnten. Ich blieb einfach bei Pilzen, weil es 2018 so ein schlechtes Pilzjahr war, dass bei uns im Wald, wo normalerweise eines der schönsten Exemplare im Korb hüpft, kaum etwas zu finden war. Für mich gab es ein Gericht, das nicht auf der Karte stand, Tagliatelle mit Waldpilzen. Herr Gallotti hatte das Beste daraus gemacht, aber manche waren recht mühsam. Wie gesagt, 2018 war kein gutes Jahr... Schließlich hatte meine Frau ihren obligatorischen Sorbetball, der für den gehobenen Stil des Hauses ziemlich nackt war und zum Beispiel von einem kleinen Prosecco oder einem anderen geeigneten Alkohol profitiert hätte. Mein Dessert bestand aus drei Sorten gut gereiftem Käse mit feinen Zwiebeln. Schließlich gibt es großes Lob dafür, dass noch kostenloses Wasser zum Essen gereicht wird, etwas, das in vielen Ländern der Welt selbstverständlich ist, in Deutschland aber leider nicht. Nicht nur an der einwandfreien Betreuung von Chef und Chefin sieht man, dass das Erasmus hohe Ansprüche an sich selbst hat, was in seinem Namen kein Wunder ist. Wie gesagt, alles bio und vor allem langsam, also sollte man genug Zeit mitbringen. Wir hatten gut und gerne eineinhalb Stunden für die drei genannten Gänge plus Gruß aus der Küche verbracht, was mit einer gewerblichen Mittagspause kaum vereinbar ist. Aber ich wäre nicht überrascht, wenn es auf Anfrage etwas schneller gehen würde. Fazit: Für ein Restaurant, das im Michelin erwähnt wird, aber nicht einmal einen Teller trägt, braucht das Erasmus viel Geld, selbst dann und mehr. Es wäre interessant herauszufinden, ob dieser Preisanstieg auch einen notwendigen Qualitätsanstieg beinhaltet. Da es uns jedoch sehr offen steht, darüber zu diskutieren, werde ich dies zuerst mit diesem Bericht aus dem Jahr 2018 tun. Vielleicht fühlt sich jemand aus der GreatGastroGuide-Community dazu berufen, dort nachzusehen."