"Über die gastronomische Agglomeration am Zimmerschlag Schönaicher First auf Böblinger Gemarkung habe ich vermutlich schon mehrfach geschrieben. Mehrere Lokale (mit immer wieder wechselnden Betreibern reihen sich hier an der Stadtgrenze Böblingens in Fusslaufnähe aneinander, schön gelegen, unweit von Streuobstwiesen, Buchenwäldern, landwirtschaftlichen Flächen. Als Ausflugsziel sehr beliebt, so dass hier immer genügend Wanderer, Jogger, Walker, Fahrradfahrer und Grossfamilien vorbeikommen, ebenso Anwohner des nahen Stadtteils Rauher Kapf und Mitarbeiter eines grossen IT-Unternehmens. Ein wahres Eldorado für die Gastronomie, sollte man meinen. Manche Lokale zeigen aber erst mal die kalte Schulter, wollen geradezu erobert werden. So auch Da Michelina. Irgendwie ist immer Ruhetag, Mittagsschliessungszeit oder Ferien, wenn ich hier vorbeikomme. Einmal haben wir es tatsächlich erfolgreich geschafft, einzudringen und sassen bereits mit aufgeschlagener Speisekarte auf der Terrasse. Dann kam ein Servicemitarbeiter herangeeilt, um mitzuteilen, dass Ruhetag sei. Das war vor etwa zwei Jahren. Heute gelingt endlich ein erfolgreicher Besuch. Da Michelina hat drei Ruhetage pro Woche und auch nur am Sonntag bereits mittags geöffnet. Schon am Eingang weist ein Schild darauf hin, dass es aufgrund Personalmangels zu längeren Wartezeiten kommen kann. Man hat sich als Gast also in Demut zu üben. Zunächst eine lobende Erwähnung des hübsch gestalteten Aussen- und Gartenbereichs. Hier waren tatsächlich Menschen mit dem Wunsch nach Verschönerung am Werk. Nur dunkel kann ich mich an das kruschtelige Ambiente erinnern, als dieses Lokal noch Schützen hiess… Als erste Gäste gleich um 12 Uhr wählen wir einen Zweiertisch auf der Terrasse, der noch kurz vor unserer Ankunft frisch gewischt wurde. Fast im Minutentakt treffen weitere Gäste ein. Kein Wunder: die Haltestelle der Schönbuchbahn liegt vor der Türe. Bald schon wird die Speisekarte gebracht. Da Michelina (so heisst hier die Besitzerin und zugleich Köchin bietet alles, was man sich beim Italiener (hier: bei der Italienerin wünscht: bunte Vorspeisen, frische Salate, eine Riesenauswahl an Pizze (von denen manche Markus, Bernd und Fredi heissen, hoffentlich nicht nach verflossenen Ehemännern benannt , diverse Pastagerichte, Fisch und Fleisch, sowie einige italophile Desserts (Tiramisu, Tartufo, Panna Cotta . Ganz allerliebst auch die Kinderkarte, auf der die Speisen lustige Namen tragen: Ich weiss nicht Ich habe keinen Hunger Ich bin satt Ist mir egal Ich will das nicht. Wir sind nicht satt, sondern ziemlich hungrig. Wählen daher eine Pasta frutti di mare (15,90 Euro und eine Pizza vegetale (12,90 Euro , dazu Cola zero (0,4 Liter für 3,90 Euro und Pinot Grigio (0,2 Liter für 6,20 Euro . Nach einer halben Stunde wird das Essen aufgetragen – und es sieht sehr hübsch aus. Die Spaghetti sind mit einer leicht knofeligen Tomatensauce angerichtet, dazu Muscheln und Shrimps. Ein wahrer Hingucker ist eine stilisierte Rose aus Roter Bete. Am Nebentisch glaubt man auf den Nudeln etwas Kohlrabihaftes zu entdecken. Auf jeden Fall eine nette Idee! Auch die Pizza kommt bunt und wohlschmeckend daher, mit krossem Rand, aber sehr dünnem Teig im Inneren. Darauf reichlich Käse, Zwiebeln, Paprika, schwarze Oliven, Artischocken, Champignons. Der gut gekühlte Pinot Grigio wird in einer schmalen Karaffe gereicht und ist ganz okay, doch nicht das Highlight, das man uns weismachen will (wir zitieren aus der Homepage: „Wein, ist nicht nur ein Getränk, dass aus Beerenfrüchten hergestellt wird. Unsere erlesene Weinauswahl ist schwerwiegend aus dem italienischen Raum. Jede einzelne Flasche ist akribisch für unsere Karte ausgesucht worden, da haben Sie die Qual der Wahl. Ihr Gaumen wird in jeden Fall verwöhnt werden.“ Gar nicht schmeckt uns der Kaffee zum Abschluss (2,70 Euro , da deutlich zu bitter und daher den Magen aufwühlend. Bei den Toiletten scheint übrigens derselbe schmückende Geist gewirkt zu haben, der auch das restliche Ambiente verschönert hat. Hier findet man eine Vielzahl an Pflegeprodukten eines bekannten Drogeriemarktes. Kein Wunder, dass manche Damen so lange zum Nasepudern brauchen. Wir beschränken aus jedoch aufs Wesentliche, denn die Schönbuchbahn fährt im Halbstundentakt zurück."