"Ambiente: Es wirkt alles ganz neu und riecht frisch; Holztonnen so weit das Auge reicht, von den Tischen direkt an der Fensterfront hat man einen sehr schönen Blick auf den Weiher; die Aussicht von der Terrasse draußen ist sogar noch schöner. Man sitzt weich und bequem in grauen Ohrensesseln; früher hätte man diese Dinge unter dem Begriff Cocktailsessel geführt. Hier kann man es gut aushalten; ich vergibe gerne vier Sterne.
Sauberkeit: Alles picobello, auch im Nassbereich (ob das Spritzen dort mit flacher Whistler-Musik den Fortschritt beschleunigen soll, weiß ich nicht); fünf Sterne.
Service: Wir wurden sehr gut von einer jungen Vietnamesin namens Thi Que Khuong Nguyen betreut; der Nachname Nguyen kommt in Vietnam so häufig vor wie bei uns der Name Müller. Die junge Dame ist im ersten Ausbildungsjahr und hatte als einzige Servicekraft im Restaurant vier besetzte Tische zu betreuen; das machte sie mit Bravour, und wir sparten nicht mit Lob. Wie sie uns erzählte, arbeitet sie momentan vor allem im Frühstücksservice und kann uns nur gelegentlich zur Mittagszeit erreichen. Sie hat uns überzeugt: aufmerksam, kompetent, flott und sehr freundlich. Im Servicebereich gibt es fünf Sterne.
Essen und Trinken: Die Menü- und Getränkekarte entsprach zu 100 % der im Internet angegebenen Karte; das ist hier lobenswert zu erwähnen, da andere Gaststätten dazu tendieren, ihre HP-Karten eher schlampig zu führen, was Gäste enttäuscht, die bereits etwas aus dieser Karte gewählt haben und dann vor Ort feststellen müssen, dass ihr Gericht faktisch nicht existiert. Dieses Problem hatten wir hier nicht. Meine Frau trank ein Bitter Lemon (0,2 l für 2,90 EUR). Sie erhielt ein zusätzliches Glas mit mehreren Limettenstücken und Minzblättern; das war gut. Ich bestellte ein Karlsberg Urpils vom Fass (0,5 l für 4,80 EUR). Ich hätte mein Bier gerne in einem Krug oder in einem altmodischen Pils-Glas gehabt; das servierte Glas war mir zu hip. Zum Essen hatte ich nach einem Glas Wein bestellt; leider fand ich die Weinkarte hier sehr übersichtlich. Bei den offenen Weinen gab es vier weiße, zweimal rosé und vier rote, von denen keiner mich wirklich vom Hocker haute. Aus Glück bestellte ich einen Rosé, den Pink Rosé St. Laurent (0,2 l für 7,50 EUR) vom Weingut Tina Pfaffmann aus Frankweiler. Es war nicht der berühmte Griff in die Toilette, aber der Wein schmeckte mir; allerdings ist es kein Hochgewächs. Wir bestellten keine Vorspeisen; ich hätte gerne eine Suppe gehabt, fand jedoch unter den zwei Suppenangeboten nichts Passendes für mich. Meine Frau bestellte Peters Fischplatte (Bio-Lachs, Peters Fisch und Riesengarnelen mit Basmati-Reis und Gartenrüben für 24,50 EUR). Sie fragte allerdings nach Bratkartoffeln statt Basmati-Reis. Prinzipiell war das kein Problem, aber kostenlos möglich. Das Problem waren die Bratkartoffeln selbst; sie waren ziemlich verbrannt. Selten lässt mein Schatz etwas zurückgehen; dieses Mal war es jedoch so weit, und sie bat um neue Bratkartoffeln. Es dauerte ein wenig, bis sie kamen, aber sie waren weit besser zubereitet als die zuerst servierten. Sehr gelungen waren der Peters Fisch und die beiden Riesengarnelen (auf der Karte spricht man nur von einer Garnelenportion); der Lachs war innen etwas zu glasig, aber dennoch ganz genießbar. Für mich gab es als Hauptgericht die Grillplatte Peters mit Steakhouse-Kartoffeln, Maiskolben, Roastbeef, sous vide gegartem Schweinebauch, Kräuterbutter und Blattsalat (26,50 EUR). Eine Kräuterenttäuschung war das Roastbeef; wenn nach Gargrad gut durch, dann hier sehr gut durch, hätte ich es vielleicht noch medium gewünscht. Der absolute Superstar auf meinem Teller war eindeutig der Schweinebauch; da gibt es absolut nichts zu verbessern. Wenn wir hier wieder herkamen, wäre mein nächstes Hauptgericht bereits festgelegt: sous vide gegarter Schweinebauch mit Schwarzkümmeljus, Garten-Erbsen, Radieschen und Knusprigem (17,50 EUR). Zum Dessert nahm meine Frau Cappuccino Cora Panna Cotta vegan (8,50 EUR), ich entschied mich für einen doppelten Espresso für 3,80 EUR. Leider war die Panna Cotta eine Enttäuschung; sie war von der Konsistenz her zu fest und auch geschmacklich nicht der Bringer. In Bezug auf Sterne wird der Bereich Essen und Trinken erfreulicherweise mit dreieinhalb Sternen bewertet.
Fazit: Eine zweite Chance ist drin, aber nur, wenn ein großer Teil der Baustellen und Sperrungen vorbei ist. P.S. Dass Riesengarnelen zu den regionalen Zutaten gehören, war mir bis dahin neu, aber vielleicht gibt es eine entsprechende Aquakultur im Jägersburger Weiher."