"Herbstzeit ist Wanderzeit! Wenn sich im Herbst die Blätter bunt verfärben, die Sonne nicht mehr so gnadenlos wie im Sommer herunterbrennt aber noch für angenehme Wandertemperauren sorgt, trifft dieser Spruch ganz besonders auf die Schwäbischen Alb mit ihren bewaldeten Höhen zu. Also habe ich mich letzten Sonntag nach dem Frühstück mit meinen beiden Kindern auf den Weg vom Filstal hoch zu dem Weiler Grünenberg gemacht. Dieser Weiler, der auf einem Höhenzug zwischen dem oberen und unteren Filstal liegt, besteht lediglich aus ein paar Bauernhöfen und einem gleichnamigen Gasthof. Zugegebenermaßen hat letzteres neben der Schönheit der Stecke die Wahl der Wanderroute maßgeblich mit beeinflußt. Als wir zur Mittagszeit an der Gaststätte ankamen und diese betraten, war diese gerammelt voll. Glücklicherweise hatten wir zuvor angerufen, so daß wir unsere reservierten Plätz gleich vom Wirt zugewiesen bekamen. Trotzdem die Gaststätte bis auf den letzten Platz belegt war (geschätzt bietet der Gastraum ca. 80 bis 90 Personen Platz , brachte uns die Bedienung bereits nach kürzester Zeit die Speisekarte, und fragte nach unserem Getränkewunsch. Bei meinen Kindern steht die Getränkewahl ohnehin stets im vorhinein fest, und auch bei mir bedurfte es keines größeren Nachdenkens, so daß wir diesen sogleich äußern konnten. Auf der Speisekarte stehen insbesondere deutsche und schwäbische Gerichte, wie Schnitzel und Braten in verschiedenen Variationen, aber auch saisonale Wildgerichte und Lammspezialitäten aus eigener Zucht. Der Umfang und die Vielfalt ist aus meiner Sicht gerade richtig – kein dicker Schmöker mit einer Seitenzahl die einem Telefonbuch zur Ehre reichen würden, aber doch so, daß jeder etwas für seinen Geschmack finden sollte. Gerade als meine Kinder unsere Wahl getroffen hatte, kam auch die Bedienung mit den Getränken, so daß wir zugleich unsere Essensbestellung aufgeben konnten. Mein Sohn und ich entschieden uns für ein Schnitzel mit Spätzle und gemischten Salat (9,80 EUR , während bei meiner Tochter die Wahl auf einen kleinen Schweinebraten mit denselben Beilagen fiel (6,50 EUR . Da Wandern bekanntlich Hunger macht, bestellt ich zudem noch vorab eine Grießklößchensuppe, die es als Tagessuppe gab (2,60 EUR . Bereits nach kurzer Zeit stand die Suppe vor mir. Mehrere Grießklößchen in einer kräftigen, gut gewürzten Fleischbrühe und mit frischem Schnittlauch bestreut. Ein Lieblingsspruch meines Großvaters lautete, daß die Suppe einen ansehen muß (sprich Fettaugen haben muß . Ihm hätte diese Suppe sicherlich genauso gut wie mir geschmeckt. Wenig später kamen dann auch unsere Hauptgerichte. Die panierten Schnitzel (zwei Stück pro Portion wie es sich gehört hatten eine schöne, gleichmäßig braune Kruste keine verkohlten Stellen oder verbrannte „Einlagerungen“ die auftreten, wenn das Fett nicht rechtzeitig genug gewechselt wird. Das Fleisch saftig, und die Spätzle keine etwas zu dick geratene Spaghetti sondern richtig breite, handgeschabte schwäbische Spätzle, und mit Semmelbrösel abgeschmälzt. Der Schweinebraten von meiner Tochter (ich durfte probieren war wunderbar weich ohne jedoch zu zerfallen. Er hatte den unvergleichlichen Geschmack den ein Schweinebraten annimmt, wenn bereits tags zuvor langsam und schonend geschmort wird, und am nächsten Tag nur nochmals durchgegart wird. Zum Schweinbraten gehört ein gewisser Fettanteil. Dieser war auch vorhanden, aber auch nur so viel wie sein muß und nicht mehr. Während in der „gehobenen“ Gastronomie vom Schwein allenfalls noch das magere Filet den Weg auf die Speisekarte findet und der Schweinebraten als fettig oder gar als ungesund verpönt ist, setzt diese Gaststätte noch bewußt auf diesen. Für den gemischten Salat wurden insbesondere grüner Salat, Kartoffelsalat, gelbe Rüben, Kraut und Rettich Salat verwendet. Alles machte einen frischen Eindruck, und die Salatsoße dürfte kein Fertigprodukt gewesen sein (wenn, dann ein gutes . Ambiente: Der Grünenberg entspricht dem, was man gemeinhin von einem Landgasthof erwartet: rustikale Holztische und –stühle, die Wände mit ländlichen Bildern und dem einen oder anderen präparierten Tier aus der heimischen Fauna dekoriert. Neben dem Gastraum besitzt die Wirtschaft noch eine Terrasse. Bei schönem Wetter ist diese während der wärmeren Jahreszeit sehr schnell belegt, da sich von dort ein reizvoller Blick auf die umliegenden Berge der Schwäbischen Alb bietet. Alles ist sehr sauber und gepflegt, auch die Sanitäranlagen. Fazit: Der Landgasthof Grünenberg ist eine typisch schwäbische Gaststätte, die einfache und schnörkellose Gerichte anbietet. Die Qualität ist indes hervorragend, und die Preise auf einem sehr angenehmen Niveau. Diese Vorzüge scheinen sich nicht nur in unserer Gegend sondern bis in unsere Landeshauptstadt rumgesprochen zu haben, auf jeden Fall waren einige Stuttgarter, Esslinger und Böblinger Autokennzeichen auf dem Parkplatz vertreten."