"In Tübingen begann irgendwann die Invasion der Nudelboxen. Plötzlich waren an allen Ecken und Enden der Altstadt und des alten Botanischen Gartens unzählige Menschen mit kleinen, metallbeschichteten Kartons, die mit chinesischen Schriftzeichen verziert waren, zu sehen. Zunächst war die Quelle noch unklar, aber als sich meine Mittagsgesellschaft weiter in der Altstadt ausbreitete, kannten wir jetzt auch die Quelle der Henkelkistchen – Haos Nudelbox. Da Wissenschaftler ja gerne aus Neugier von zu Hause aus forschen, haben wir die Nudelbox getestet und sind dort mittlerweile häufiger gewesen. Das Geschäft ist klein, zentral gelegen und in der Regel gut besucht zur Mittagszeit. Kein Wunder, denn die Preise lassen alle Sparfüchse aufhorchen. Aber das ist noch nicht alles... Es gibt immer ein Tagesgericht, einige Vorspeisen wie gebackene Wan Tan, Krabbenchips und Co., sowie die Henkelboxen, die plötzlich in den Mengen in der Stadt zu sehen waren. Ich will das ausprobieren! Auf geht's. Es gibt „Box klein“ und „Box groß“. Da mir „der Hunger groß“ ist, nehme ich die „Box groß“. Das wird schon passen. Dann muss ich zwischen Nudeln und Reis als Grundlage wählen. Ich nehme die Nudeln. Reis ist nicht mein Fall. Hühnchen oder Schwein? Hühnchen. Mit Gemüse oder ohne? Dann gibt es drei Saucen zur Auswahl. Süß? Scharf? Datenüberfluss... Scharf, bitte. Nach erfolgreicher Menükonfiguration beginnt der Selbstbedienungsprozess und ein Berg an Nudeln landet in der „Box groß“. Eigentlich ist die Box jetzt schon voll. Nach dem Drücken passt auch das Gemüse obenauf und nach dem Drücken das Fleisch. Kohlenstoff wird schließlich bei hohem Druck und hoher Temperatur zu Diamant. Glauben Sie, das funktioniert auch mit Nudeln, Gemüse und Hühnchen? Dann bin ich spätestens beim Abendessen reich und beiße auf Diamanten. Der Mitarbeiter schließt nun den Deckel und überreicht mir den Karton mit einem respektablen Gewicht. Der dünne Drahthebel biegt sich bedrohlich, und ich frage mich, wie viel Gewicht das Ding erreicht, bevor es bricht. Auf dem Rückweg zum Treffpunkt unserer Gruppe biegt sich der Henkel grau, aber er hält. Leider fand ich beim Essen keine Diamanten, und während des ganzen Pressvorgangs war es etwas schwierig, nicht zuerst das ganze Fleisch zu essen, um schließlich an die tief vergrabenen Nudeln als Dessert zu gelangen. Aber nicht umsonst war der ganze Tisch voll kleiner Teile; beim nächsten Mal habe ich aus dem Fehler gelernt. „Box groß“ gibt es nicht mehr. Es quält einen nicht. „Box klein“ ist voll, vor allem weil sie mit der gleichen Hochdruck-Metamorphose wie die „Box groß“ gefüllt ist. Für ein schnelles Mittagessen ist man hier gut bedient, und 4,50 Euro für die „Box groß“ sowie 3,50 Euro für die „Box klein“ sind auch nicht ruinös für den Geldbeutel. Ich gebe vier Sterne. Das Geschäft könnte ein wenig ansprechender sein. Viele leere Regale im integrierten „Einkaufsbereich“ sind nicht so schön. Einige Schritte vor der Zugangseinschränkung. Das freundliche Personal hilft sicherlich gerne weiter."