"Bei Schneegestöber in der Eiseskälte, die während unseres Aufenthalten in Berlin geherrscht hatte, zu stehen ist sicherlich kein Vergnügen, da nimmt man auf die äußeren Einflüsse keine Rücksicht, vor allem wenn man die schönste Frau im alten Ägypten die Pharaonin Nofretete so zum greifen nah ist. Zum Glück ging es zügig vorwärts. Was mir hier gut gefallen hatte, dass die Einlasser darauf geachtet haben, dass eine gewisse Gesamtzahl an Gästen nicht überschritten wurde. Den Hinweis, dass es ein Zeitfenster zum Betreten gab, habe ich völlig verdrängt. Doch erstmals die Rucksäcke und die dicken Winterjacken einschließen, denn hier ist es gut temperiert und man brauchte sich hier einfach nicht. Doch bevor es zu den Ausstellungsräumen ging, erstmals ab zum stillen Örtchen. Es liegt im Keller, ich habe keine Aufzüge entdeckt, kann sein, dass die für die Behinderten Ebenerdig zu suchen sind. Die, die ich besucht habe, war OK bei der Menge an Besuchern ist das kein Wunder, dass sie innerhalb kürzester Zeit so chaotisch aussehen... Nun liegt ein Besucherblatt vom neuen Museum vor mir und natürlich gibt es tatsächlich Aufzüge und deshalb können sich die Behinderten in dem ganzen Haus problemlos bewegen. Alle Toiletten sind nur unten zu finden... Doch bevor es weiter ging, nahm ich ein kostenloses Audioguide mit, denn man kann ja nie wissen... Der erste Eindruck war irgendwie... ernüchternd, denn die moderne Betontreppe passte nicht wirklich zu dem alten Gemäuer. Bei solchen Gewusel verliert man sich, wie es bei uns der Fall gewesen ist, dass ich erstmals durch die Räume irrte, bis mich der Weg erneut nach unten fährte. Dort habe ich auch tatsächlich so richtig mit der Besichtigung anfing. Dort kann man zahlreiche Sarkophage, die schon ehrfurchtseinflüssend aussehen. Man staunt über die Kunstfertigkeit der alten Ägypter, denn der harte Gestein ist nur mit einfachen Werkzeugen bearbeitet worden und mit den mythischen Zeichen versehen. An den Wänden unter Glas kann man die Papyri bestaunen, die die einbalsamierten Überreste für ihre Reise ins Jenseits erhalten haben, die sog. Totenbücher . Doch diese waren nur hohen Gesellschaft vorbehalten. Die Götterwelt ist wenige Räume davon entfernt, hier wird, wie man es heutzutage sagt multikulturell , denn die die antike Welt,nicht nur der Ägypter, sondern auch der Griechen huldigten Zahlreichen Göttern und die sind in einem Art Innenhof zu sehen. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod ist hier allgegenwärtig, denn wenn man sich die Anzahl der Grabbeigaben vor Augen führt entdeckt man in den Vitrinen nicht nur von den kultischen Handlungen, die den Göttern gegolten haben, sondern auch welche Vorstellung man an das Jenseits hatte. Das lässt sich auch anhand der Beigaben und kleinerer Plastiken gut nachvollziehen. Auch hier konnte ich mehrere Masken aus Fayum bewundern, die aber schon in die römische Zeit sich datieren lassen. Nachdem ich meinen Begleiter endlich gefunden habe, ging es erstmals hoch zu Nofretete, doch das entsetzen bei ihm könnte nicht größer sein, denn nachdem wir endlich dran gewesen sind, der Andrang war an den Feiertagen schon recht hoch, meinte er nur Wie, das soll die, so hochgepriesene Pharaonin sein, nein und deswegen haben wir so lange gestanden... Ich habe versucht meinen Freund zu beruhigen, doch er war sichtlich enttäuscht ...Ihr fehlt ein halbes Ohr und sieht allgemein ziemlich ramponiert aus, ich habe mir mehr davon erwartet... und das soll schön sein?! Für mich nicht! Ich habe noch versucht zu erklären, dass nach so vielen Jahrtausenden schon beachtlich ist, dass sie überhaupt noch existiert und es ein Ideal der damaligen Zeit gewesen ist... Kein Argument half, der Herr zog unzufrieden von dannen. Da konnte auch nicht mal ihre Sippschaft für bessere Laune, im Gegenteil, denn als er gesehen hatte, dass ich eine Skulptur anfing zu streicheln, da war die Beherrschung völlig abhanden gekommen! Doch ich weiß was sich in einem Museum gehört! Eine Schandtat, wird sich so mancher denken, doch es ist gewollt, denn bei einigen Objekten wurden Repliken mit den glichen Materialien und Methoden hergestellt, wie es bei den Originalen gewesen ist! Darauf stand der Hinweis: Touch me oder Berühren Erlaubt drauf. Ich war schon erstaunt, wie unterschiedlich sich ein und der selbe Stein anfühlen kann, je nach dem welche Werkzeuge und Technik es ausgeführt wurde. Es ist erwähnenswert, dass bestimmte Exponate mit Untertiteln für Sehbehinderte versehen wurden und, dass es überhaupt die Möglichkeit bei einigen Objekten sie zu berühren. Es ist schon eine besondere Erfahrung. Es ist bei einigen Exponaten schade, dass man keine Aufnahmen machen darf, doch das was einem vor die Linse kommt ist schon abwechslungsreich genug, denn wenn man erneut eine Etage runter sich aufmacht entdeckt der Besucher die Hinterlassenschaften der Kelten, deren Mythologie prangt nicht nur in den einzelnen Vitrinen, sondern auch noch auf den Wänden. Das fand ich ebenfalls gewöhnungsbedürftig. Jedoch stand ich staunend vor dem goldenen Zeremonialhut. Mein Freund hatte doch etwas für sich gefunden: Münzen und Schmuck der verschiedenen Kulturepochen. Während unseres Besuchs war die letzte Etage abgesperrt gewesen. Wenn ich alle Vor- und Nachteile gegeneinander abwäge kann ich nicht mehr als gute 3 Sterne vergeben, es gibt interessantere antike Museen, die im Vergleich zu diesem mir besser gefallen haben, da reißt die Nofretete es auch nicht nach oben..."