"Schlemmen mit Rezept sozusagen! Oder zumindest mit einem sehr gutem Gefühl! Frau und Herr Carsten1972 waren mal wieder auf Sylt. Im Winter, auf der alljährlichen Karnevalsflucht aus dem Münsterland. Eigentlich sollten diese Tage schon am Jahreswechsel 2020/21 stattfinden, aber ein wohlbekanntes Virus hatte das verhindert. Und so hatten wir das Geld nicht zurück gefordert, sondern einfach auf den Februar 2022 umgebucht. Da würde das Virus ja kein Thema mehr sein........ Winterurlaub auf Sylt gleicht dem wandeln auf einem schmalen Grat. Einerseits kann man eine wohltuend leere und entspannte Insel genießen, andrerseits kann einem das Wetter an der Nordsee auch einen schweren Strich durch die Rechnung machen. Wir hatten gut gewählt, die Tage über den Karneval 2022 waren ab Freitag, dem 25. Februar ein wirklicher Genuss. Kalt, aber strahlend blauer Himmel mit wunderschönen Wanderungen am Meer entlang. Wie immer logierten wir in Rantum, und waren zwar mit dem PKW angereist, den wir auf der Insel aber nicht nutzen. Es fahren sowieso viele zu viele Autos hier herum, da müssen wir uns angesichts eines guten Busnetzes nicht auch noch dazu gesellen. Außerdem vermeidet man so die nur schlechte Laune verbreitende wer fährt zurück Diskussion. Am zweiten Tag war der Plan nach einer Umrundung des Lister Ellenbogens mal wieder in List das Abendessen einzunehmen. Wohin soll man sich in List wenden, wenn man dort essen will. Natürlich kann man sich in das Gewusel der Gosch-Etablissements am Hafen werfen, wirklich guten Fisch gibt es dort, aber uns ist es dort zu voll. Dann gibt es natürlich noch ein paar gute Restaurants. Am attraktivsten finden wir aber das Restaurant der Austern Compagnie Dittmeyer, dass sind die, die Sylter Royal erzeugen, die Sylter Auster. Sylt ist ganz sicher ein Ort für Genuss in allen Kategorien, aber es mangelt häufig an einer gewissen Authenzität beim Angebot. Hier ist die gegeben, dass Produkt kommt direkt von der Insel. Zudem hat man durchgängig von Mittags an geöffnet und das kam uns bei der Tagesplanung entgegen. So hatten wir für 16 Uhr einen Tisch reserviert und standen etwas früher vor der Tür. Hinein ging es in den neuen Gastbereich, der seit drei Jahren den alten, recht altbackenem Gastraum ersetzt hat. Hell ist es, die Inneneinrichtung gemütlich in Holztönen gehalten. Zwei Herren waren im Service tätig, der Gastraum war nur mäßig besetzt, es ging entspannt zur Kontrolle der Corona Formalitäten, dann durften wir uns einen Tisch aussuchen. Dieser sollte es sein. Etwas erhöht saßen wir mit Bick auf den zentralen großen Tisch. Einen Abend mit einer großen Genießergruppe stelle ich mir sehr schön vor. Auch in unserem Blick, hinter der gegenüberliegenden Wand mit großen Fenstern der Bereich, in den die Austern nach dem ernten in der Nordsee geklärt werden, etliche Becken mit frischen Seewasser sorgen dafür. Dann saßen wir also kommod und warm und freuten uns auf unser Abendessen nach der Wanderung um den Ellenbogen. Wasser wurde bestellt und ein Aperitif. Ein Cave de Lugny, ein Cremant de Bourgougne Rosé, brut. Champagner gab es natürlich auch, aber meine Frau verlangte es nach diesem Sekt. Wir beide fanden, dass es eine gute Wahl war. Für das Essen selber hatten wir uns einen Plan zurecht gelegt. Wir wollten uns in mehreren kleinen Gängen durch das Austernangebot probieren, Austern Tapas sozusagen. Eine entsprechende Frage beantwortet der Service positiv und so blätterten wir uns durch das Angebot, ersichtlich auf der HP. Ein erster Gang wurde bestellt, immer zu jeder Bestellung gibt es Brot und Butter, auch bei den folgenden Gängen wurde neu serviert. Meine Frau ist kein Freund von roher Auster aus der Schale. Am liebsten mag sie die Schalentiere schon etwas verarbeitet. Entsprechend war ihre Order für die erste Runde. Austerntatar und hausgeräucherte Austern auf Balsamico Linsen. Die geräucherten Austern gefielen ihr gut, ein dezenter Räucherton sorgte für Freude. Ebenso kam das Tatar gut an, angemacht mit Tomaten und Zwiebeln. Jetzt nicht gerade Auster pur, aber das ist eh nicht so Ihres. Parallel bekam ich meine erste Auswahl. Ich mag rohe Austern! Und hier kann ich aus dem vollen Schöpfen, geklärte Zuchtaustern gibt es, aber auch handgesammelte Wildaustern aus dem Watt vor der Tür. Gab es große Unterschiede zwischen Zucht und Wildauster? Das wollte ich heraus finden. Also Sylter Royal versus wilde Sylter Royal, dass ist die noch verdeckelte. Die Zuchtauster war jodiger, intensiver im Geschmack. Dafür punktete die wilde, auch weil größer, mit der Fleischigkeit. Für mich war die wilde Auster ganz knapp vor der Zuchtauster. Mit dem Verzehr dieses Gang kam dann auch eine Flasche Wein. Eine Cuvée aus Riesling und Sauvignon blanc vom Nahe-Weingut Tobias Rickes, Jahrgang 2020 hatte unsere Aufmerksamkeit erlangt und wir fanden, dass dieser Wein eine gute Ergänzung zu den folgenden Gängen sein würde. Meine Frau hatte sich für eine Suppe entschieden. Cremige Austernsuppe mit Auster im Sesammantel Korianderpesto hatte sie sich in Runde zwei bestellt. Ich habe es nicht nachgefragt, aber soviel ich weiß, wird das Austernwasser für diese Suppe verwendet. Plus einem Fond, in der Bretagne beim guten Freund kommt dann immer ein sanfter Geflügelfind dazu. So schmeckte es hier auch. Für Crunch sorgte die frittierte Auster, dass Pesto gab exotische Aromen. Gute Wahl, muss ich auch mal bestellen. Meine Runde zwei bestand aus drei Komponenten. Sylter Royal mit Gurken-Wasabi Vinaigrette, Crème-Fraîche und Ossietra Caviar ist ein Standard, diese Kombination empfinde ich hier bei Dittmeyer als eine der Besten. Der Wasabi setzt einen schönen Akzent zur rohen Auster. Ebenso bestelle ich immer Sylter Royal mit Apfel rosa Pfeffer-Vinaigrette, Crème-Fraîche und Ossietra Caviar. Diese Vinaigrette ist sanfter, hier schmeckt man dann mehr die Auster selber. Zum ersten Mal probiert habe ich den Sylter Royal Shooter **** Mary mit Vodka, Tomatensaft und Tabasco. Ich hätte gewarnt sein können, aber ich probiere ja immer alles aus. Das war mir zu scharf, da konnte die Auster im Glas keinerlei Akzente setzen. Probiert, aber kommt mir nicht wieder auf die Bestellliste. Zu dieser Runde, wie auch zur folgenden servierte der Service immer wieder einen neuen Brotkorb, man braucht also keine Angst zu haben, dass man nicht satt wird. Runde drei für meine Frau kam dann nach unserer dritten Bestellung. Jetzt sollte es gratiniert sein für sie. Bestellt hatte sie Auster Kilpatrick mit Speck Worcestershiresauce, Auster mit Trüffelbutter und Parmesan sowie Wilde Sylter Royal XXL auf Champagnerkraut mit Trüffelbutter und Käse überbacken. Das war natürlich jetzt fette Aromenküche, die die Auster begleitete, aber als finaler Gang war das für meine Frau ein Genuss. Auch ich hatte mir als letztem Gang etwas heftigere Aromen bestellt. Ebenso für mich die Auster Kilpatrick mit Speck Worcestershiresauce, dann eine Auster mit Pernod Butter sowie zum Finale eine Auster im Tempura-Teig in Austernsauce und Ossietra Caviar. Warm war das und natürlich was völlig anderes als die vorhergehenden Gänge. Mir sind das eigentlich zu viele Aromen, die die Auster verdecken. Aber an einem Wintertag will man ja auch was warmes und gefühliges essen. Mit diesem dritten Durchgang waren wir durch und wieder sehr zufrieden mit der Küchenleistung. Auch den Service müssen wir loben. Die beiden Herren im gesetztem Alter geben sich friesisch herb. Da muss man auch mal kontra geben, aber sie freuen sich über jedes ehrliche Interesse an den Produkten ihres Arbeitgebers. Und dann werden sie sogar richtig lebhaft, wenn man über den Unterschied von Zucht und Wildauster diskutiert. So macht das Spaß! Für meine Frau und mich ist das Restaurant der Austern Compagnie Dittmeyer einer der authentischsten Orte auf der Insel um genussvoll zu speisen. Ich empfehle jedem Sylt-Besucher einen Besuch. "