"Es ist Sonntag, kurz nach 12 Uhr und die, um Schwester und Mutter erweiterte Kleinfamilie freut sich gemeinschaftlich auf ein schönes Mittagessen. Das geplante Lokal zur gemeinsamen Verköstigung war schnell gefunden. Es sollte heute die Sonne Post in Murrhardt sein. Die Sonne Post hat aus meiner Jugend noch einen sehr klangvollen Namen. Albert Bofinger hat damals mit seiner Küche meine Heimatstadt Murrhardt bekannt gemacht. Ende der Achtziger kam dann aber das Aus. Das heutige Restaurant Sonne Post ist heute in dem Hotel „Neubau“ aus den Siebzigern untergebracht. Nach einer Pause war die Sonne Post unter verschiedenen Pächtern ein italienisches Restaurant wechselnder Qualität. Seit 2010 nun bietet die Familie Erkert schwäbische und mediterrane Küche an. Vor dem Eingang des nicht wirklich hübschen Baus befindet sich eine recht große Terrasse, die aber aufgrund des Wetters an diesem Sonntag nicht bewirtschaftet wurde. Das innere ist relativ verwinkelt um die Küche und einen gegenüber liegenden recht großen Thekenbereich angeordnet. Nimmt man alle Teile zusammen, ergibt sich eine recht große, zu bewirtschaftende Fläche, die auf meinen ersten Blick hin auch sehr gut gefüllt war. Das Ambiente Wenn man erst mal drinnen ist, dann ist es schon ganz OK. Durch die verwinkelte Anordnung hat man nie das Gefühl in einem sehr vollen Restaurant zu sitzen. Besondere innenarchitektonische Begeisterungsstürme löst das Lokal jedoch ebenso nicht aus. Da ich den doch eher trostlosen Frühstücksraum nicht als Maßstab nehmen will, schließlich waren wir froh noch einen Platz bekommen zu haben, gibt es noch 3,5 Sterne für das Ambiente. Service Kurz nachdem wir das Restaurant betreten hatten, wurden wir von einer jungen Dame begrüßt. Auf meine Frage, ob es noch einen Tisch für 6 Personen gäbe, wurden wir zunächst befragt, ob wir reserviert hätten, was ich verneinte. Sie gab an, ihr bitte zu folgen, worauf hin sie sehr schnellen Schrittes in den wirklich sehr verwinkelten Räumlichkeiten entschwand. Da die Hälfte unserer kleinen Gruppe noch mit dem Studium einer aushängenden Karte beschäftigt war, ergab sich eine kurze Unsicherheit, ob des einzuschlagenden Weges. Nach kurzer Suche und ein paar Blicken um die Ecken hatten wir unsere Führerin aber wieder gefunden. Sie war gerade dabei im Frühstücksraum des angegliederten Hotels einen Tisch für uns zusammen zu stellen. Sehr schön, dass wir so noch einen Tisch bekommen haben, auch wenn das Ambiente nicht allzu hübsch war. Dafür war es schön ruhig. Nachdem wir dann Platz genommen haben, wurden uns recht zügig die Speisekarten gebracht und dabei die Tagesempfehlungen, die sich aus unterschiedlichen Pfifferlingsgerichten zusammen setzten erläutert. Die Getränkebestellung (1 Cola 0,2l 1 Spezi 0,2l für je 2,10 €, 1 Spezi 0,3 l für 3,10 €, 1 Mineralwasser 0,25l für 2,50 €, 1 Mineralwasser 0,75l für 4,50 Euro sowie 1 alkoholfreies Weizen für 3,20 € wurde auch noch gleich abgefragt, was aber in dieser Runde heute in Ordnung war. Die Getränke kamen recht zügig an unseren Tisch, wobei alles, bis auf das kleine Wasser sehr kalt war. Bei Anlieferung der Getränke wurde dann das Essen aufgenommen, wobei es den einmal gewünschten Matjes leider nicht mehr gab. Da sich der erneute Auswahlprozess etwas in die Länge zog, ließ uns die Bedienung nochmals kurz allein. Als diese nach kurzer Zeit wieder kam war dann auch eine neue Auswahl getroffen. Sonderwünsche, wie z.B. Kartoffeln statt Spätzle waren dabei kein Problem. Im Einzelnen wurde bestellt: Filetgeschnetzeltes mit Kartoffeln anstelle von Spätzle (12,80 € Zwiebelrostbraten medium mit Spätzle (16,80 € Gemüse aus dem Wok – vegetarisch mit Basmatireis (10,80 € 2x Schweinerücken mit Pfifferling Rahmsoße und Spätzle (je 13,90 € Kinderschnitzel mit Pommes (5,80 € Das Essen kam dann nach gefühlt etwas längerer Wartezeit, die vermutlich dem gut gefüllten Lokal sowie unserer selbstverschuldeten Verzögerung beim Auswahl der Speisen geschuldet war. Serviert wurde von einer anderen Servicekraft. Eine kurze Unsicherheit gab es, als der bestellte Schweinerücken als Schweinenacken serviert wurde, was zunächst optisch durch die Soße nicht ersichtlich war. Wie sich herausstellte, war das jedoch nur der Unwissenheit der Bedienung geschuldet. Die Bedienung, die die Bestellung aufgenommen hatte, kam dann kurz nachdem das Essen bei uns war vorbei und fragte vorbildlicher Weise, ob alles in Ordnung wäre. Auf meine Antwort, dass die Essen teilweise schon reichlich kühl wären, murmelte sie jedoch nur ein „oh, das tut mir Leid“ und verschwand wieder. Weitere Anmerkungen, wie den zu sehr gegarten Rostbraten, sowie fehlendes Salz konnten wird schon nicht mehr los werden. Auf die erneute Frage, ob es geschmeckt hätte, die dann beim Abräumen der Teller gestellt wurde, meinte ich „war halt ein wenig kalt“, worauf die Bedienung antwortete, „ja, das sagten Sie ja schon, tut mir Leid“. Weitere Punkte anzubringen, erschienen mir daher zu viel der Mühe. Für das Dessert entschieden wir uns daher, nach dem recht unkomplizierten Bezahlvorgang, das Lokal in Richtung einer der örtlichen Eiscafes zu verlassen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich die mangelnde Temperatur des Essens anmerkte, dachte ich, das könnte durchaus mal wieder eine sehr gute Bewertung für den Service werden. Die 4 Sterne hielt ich für sicher und war fast versucht an die 5 zu denken. Nach der verunglückten Reaktion auf unsere Kritik hingegen reicht es leider nur für 3 Sterne. Echtes Interesse an der Meinung des Gastes und oder zumindest der Versuch einer Kompensation und die 4 Sterne wären leicht möglich gewesen. Das Essen Abgesehen von der mangelhaften Temperatur einiger Gerichte war auch die Verwendung von Salz insgesamt sehr zurückhaltend bis sparsam. Interessant war, dass die Spätzle zu den beiden Portionen Schweinerücken zusammen in einer Schale kamen, zum Rostbraten gab es eine kleine separate Schale. Leider waren alle eher lau temperiert. Aber zu den Gerichten im Einzelnen: Schweinerücken mit Pfifferlings Rahmsoße und Spätzle: Auf dem Teller befand sich ein mittelgroßes, jedoch recht dünnes Schweinerückensteak, welches mit der Pfifferling Rahmsoße komplett bedeckt war. Das Fleisch war leider zu lange in der Pfanne, oder aber nach dem Anbraten zu lange in der Soße warm (leider jedoch nicht warm genug gehalten worden. Daher konnte von saftig leider nicht mehr die Rede sein. Es war zwar noch akzeptabel, aber leider nicht mehr richtig gut. Die Soße mit den Pfifferlingen hatte, als die Teller bei uns am Tisch ankamen schon eine leichte Haut bekommen. Eigentlich eine schöne cremige Soße mit vielen Pfifferlingen, aber so leider nur noch ein Schatten ihrer selbst. Geschmacklich hätte man vielleicht noch die Weinflasche, oder etwas Petersilie einsetzen können. Auch die Pilze waren an und für sich gut zubereitet. Schön geputzt, ohne Sand, vielleicht ein wenig zu kurz gebraten, aber doch eine gute Ergänzung zum Fleisch. Bei den Spätzle würde ich auf ein gutes Convenience –Produkt tippen, bin mir dabei aber nicht ganz sicher. Zumindest waren sie geschmacklich durchaus in Ordnung und hatten schön Biss (geschabt wäre halt schöner gewesen . Filetgeschnetzeltes und Wok Gemüse: Da ich diese beiden Gerichte nicht probiert habe, kann ich nur berichten, was die beiden Damen, die diese verzehrten dazu meinten. Demnach war das Wokgemüse vermutlich das einzig richtig heiße Gericht am Tisch, jedoch recht geschmacksneutral. Zumindest wurde von Salz und Pfefferstreuer (leider keine Mühle recht reger Gebrauch gemacht. Optisch sah das Gericht sehr ansprechend aus, serviert auf einem länglichen Teller. Auf einer Seite des Tellers das Gemüse, auf der anderen eine Halbkugel Reis. Das Filetgeschnetzelte sah ebenso recht ansprechend aus, die dazu servierten Kartoffeln waren ebenso in Ordnung, aber auch hier wurde fleißig nachgesalzen. Zwiebelrostbraten: Trotz Schwächen im Garzustand (leider nicht medium sondern beinahe durch war der Zwiebelrostbraten das Highlight des Tages. Das Fleisch war zart und aromatisch und wie in der Karte angekündigt bereits vom Fettrand befreit (was wahrscheinlich der Hauptgrund war, dass mein Junior dieses Gericht ausgewählt hat . Die auf dem Fleisch verteilten Zwiebeln waren schön weich geschmelzt, wie sie sein sollen und die Soße bestand aus dem nicht gebundenen Bratenfond des Fleisches und der Zwiebeln. Die Temperatur war bei diesem Gericht noch akzeptabel und auch nachwürzen war nicht erforderlich. (Für die Spätzle siehe oben Kinderschnitzel mit Pommes: Ein Klassiker der deutschen Gasthauskultur. In diesem Lokal handelte es sich um ein wirklich sehr dünn ausgeklopftes und dann sehr dick paniertes Schweineschnitzel, welches zwar recht knusprig aber leider nur noch wenig saftig war. Vielleicht hätte man es ein wenig kleiner, dafür aber etwas dicker lassen sollen. Die Pommes waren frisch und kross. Dazu gab es Ketchup und Majo in kleinen Portionsbeutelchen. Unser Jüngster war zwar einigermaßen zufrieden, nachdem er aber vom Rostbraten seines großen Bruders gekostet hat, meinte er nur: „Das nehm‘ ich nächstes Mal auch“. Es reicht daher lediglich für 3 Sterne, wobei der 4. momentan in weiter Ferne liegt. Das Preis Leistungs Verhältnis sehe ich bei ebenfalls 3 Sternen Sauberkeit Abgesehen davon, dass an der ein oder anderen Stelle der Staubwedel etwas zu tun gehabt hätte war es ganz ordentlich 4 Sterne Fazit: Leider hat es die Sonne Post nicht geschafft, uns mehr als nur satt zu machen. Das Essen ist zwar OK, mehr aber auch nicht. Entsprechend dem nach außen erweckten Anspruch mehr als nur obere Mittelklasse zu sein, haben wir hier eher den Polo als die C Klasse vorgefunden"