"Das Ambiente hier ist natürlich sehr idyllisch und gut gepflegt und erfüllt damit die Erwartungen, die man an ein Schlossgut haben kann. Das Restaurant präsentierte sich mit eleganten und hochwertigen Innenräumen. Besonders schön ist der lichtdurchflutete Bereich an der komplett verglasten Front, der den Blick direkt auf die nahegelegene Ostsee freigibt. Das trägt enorm zur Entspannung bei.
Der Service durch mehrere junge Männer und Frauen blieb ebenfalls positiv in Erinnerung: Immer offenherzig, sehr kommunikativ und freundlich sorgten sie für eine stets gemütliche und absolut entspannte Atmosphäre. Wie später erwähnt, wurden auch bei Beschwerden die Wünsche der Gäste entspannt und zuvorkommend behandelt. Der Abend begann für mich mit verschiedenen selbstgemachten Brotsorten (Baguette, Walnussbrot, Focaccia), dazu gab es einen Tomatendip, Butter mit Limette und Thymian sowie Olivenöl. Alle Brote waren von sehr guter Qualität, mit weichem, lockeren und warmen Krume und gleichzeitig roter Kruste. Der Tomatendip überzeugte mit seinem intensiven, frischen Tomatengeschmack, und auch die Butter und das Olivenöl waren frisch und angenehm.
Es gab keinen Amuse-Gueule, sodass das Menü mit einer Süßkartoffelsuppe und Limetten-Garnelen begann. Die Suppe war wunderbar cremig, gut temperiert und aromatisch gelungen. Ein paar dünne, knusprige Süßkartoffelchips, Limetten-Tee sowie eine pikante, knusprige Dekoration aus getrocknetem Zitronengras rundeten das Gericht ab. Durch den Zitronengras erzielt man ein feines Zitrusaroma, was die Präsentation nicht nur optisch ansprechend machte.
Der zweite Aperitif nannte sich Entenleber-Schokoladen-Schalotten mit Trauben-Gelee. Die Entenleber wurde in zwei Varianten serviert. Die gebratene Variante hatte eine leicht knusprige Kruste, während sie innen weich (meiner Meinung nach fast zu weich) war. Der leicht bittere Geschmack der Leber wurde durch die süßlichen Traubenkomponenten von roten und weißen Trauben ausgeglichen, die sogar bei geringer Dosierung einen sehr klaren Traubengeschmack hatten: Diese Kombination war gelungen. Noch besser war der Überzug aus Stachelbeere, der mit Himbeerschokolade bedeckt war und so einen perfekten Biss erhielt. Dank der Verwendung von Thymian und Rosmarin fiel diese Kreation nicht zu süß aus.
Es folgte das Seegarnelen-Risotto mit Nickel und Orange. In diesem Gang bewies Service und Küche erneut ihre Klasse und Routine. Leider hatte ich beim ersten Versuch Pech: Die bereits feste Meeresfrucht ließ sich mit der Gabel oder dem Messer nicht in ein Stück teilen. Freundlich und souverän organisierte der Service sofort ein neues Exemplar, und diesmal waren die Garnelen perfekt gegart und saftig. Der Risotto war auf dem ersten Bissen so, wie ich es mir wünsche. Der würzige Kohl war schön knackig und erhielt durch kleine Orangenstückchen einen frischen Charakter.
Der Hauptgang bestand aus geschmortem Schweinebauch mit Kürbis und Apfel. Die beiden prächtigen Exemplare des Schweinebauchs waren für Schweine sehr leicht glasig und hatten eine zarte, saftige Konsistenz: Jeder Biss war hier ein Genuss. Der sehr feine, süße Kürbis fand seinen passenden Gegenpart mit den feinen, säuerlichen Apfelstücken. Das Schweinefleisch war scharf angebraten und hatte so eine rötliche Kruste mit großen Röst-Aromen. Dies harmonierte perfekt mit der buttersaftigen Konsistenz des Bauchs, der sich bereits problemlos mit der Gabel teilen ließ.
Abschließend setzte das Dessert, Apfel-Mandeln-Sauerrahmeis, dem Ganzen die Krone auf. Die Apfelwürfel waren noch warm und wunderbar fluffig mit fruchtigem Apfel, feinem, zimtigen Aroma und einem kleinen Karamell. Mandelstifte und geröstete Mandeln sorgten für den Crunch. Das Sauerrahmeis bestätigte auch seinen Namen: Die feine Säure verlieh dem gesamten Dessert eine zusätzliche Frische. Dazu gab es einige Krümel, Apfelscheiben, Beeren und ein paar Basilikumblätter. All das zusammen bescherte mir ein letztes kulinarisches Lächeln.
Insgesamt bot das Restaurant 1745 ein wahrhaft würdiges 5-Gänge-Menü, bei dem eine kleine Schwäche (beim Fisch) durch Routine ausgeglichen werden konnte. Die Qualität der Produkte und der Zubereitung überzeugte ebenso wie der souveräne Service und das Ambiente. Wenn die 5 Gänge ohne Amuse-Gueule im Vergleich zu anderen nicht sternebewerteten Restaurants günstig sind, wären ein paar Schritte höher gerechtfertigt, obwohl diese natürlich mit einem gleichwertigen Niveau ausgestattet sind. Daher würde ich nur einen Punkt in Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis abziehen. Persönlich war mir dieser Abend das Geld wert. Sollte dieses Niveau hier heute gehalten werden, ist das Schlossgut mit seinem Restaurant für mich ein absoluter Geheimtipp."