"Reformationstag. Erstmals und einmalig gesamtdeutscher Feiertag. Meiner Frau war nach gutbürgerlich. Speziell, aber nicht nur, mal wieder einen Salat der aus verschiedenen separat angemachten Einzelsalaten besteht. So wie ihn kein Grieche, Italiener, Balkanese oder sonst wer kann. Nur eben der gute Schwabe (Ausnahmen in anrainenden Bundesländern natürlich inbegriffen . Jau, es war Dienstag. Gerne gehaltener Ruhetag in solchen Gasthäusern. Da war etwas Suchen angesagt. Erst ein Telefonat brachte Aufhellung, daß im Lamm in Birkenweißbuch natürlich an Feiertagen ebenfalls die sonntäglichen Öffnungszeiten gelten. Durchgehend warme Küche, sehr schön! Kam uns an dem Tag sehr entgegen. Wobei hier bis 15 Uhr die normale Karte und nach 15 Uhr bis zum frühen Abend ein etwas reduziertes Speisenangebot angeboten wird. Beim Telefonat verzichtete ich aus unerfindlichen Gründen auf eine umgehende Reservierung. Vielleicht vor dem Hintergrund, daß wir unsere Einkehr erst gegen 14 Uhr planten. Da, so die Denke, dürften sich die Reihen schon etwas gelichtet haben. Man kennt das Haus und wir waren auch schon das eine oder andere Mal hier. Von außen mit Türmchen und Erkern versehen wurde über die Jahre immer weiter aus (und an gebaut. Der saubere Sanitärtrakt liegt ebenerdig im Erdgeschoß, die Gasträume selbst aber im ersten Stock. Treppen müssen wohl geschultert werden. Wobei ich mir auch vorstellen kann, daß es in dem großen Haus auch einen Aufzug geben könnte. Ich weiß nur nichts davon. Das EG ist jedenfalls sehr einladend ausgestattet und geschmückt. Im Ersten Stock angekommen gab es eine Empfangsdame am Pult und versorgte die Gäste die vor uns eintrafen. Nach kurzer Wartezeit durften wir gestehen, daß wir nicht reserviert hatten und wurden in die „Wirtschaft“ (ich meine, daß dieser Begriff fiel geleitet. Vorbei am alten Tresen ging es in die urige „alte“ oder „einstige Gaststube wo das Haus damals angefangen hatte. Da gab es noch einen freien Tisch, sogar am Fenster. „Reihen gelichtet“… denkste. Fast alle Plätze waren auch in den angrenzenden Räumen, welche durch große Innenfenster eingesehen werden konnten, noch besetzt. Unser Plätzchen in der tendenziell urigen Stube gefiel uns jedenfalls gut. Der Lärmpegel war angenehm gedämpft und wir akklimatisierten uns erstmal. Mit der mündlichen Ansage was es sonst noch gibt (Aufsteller im EG wurde von uns geflissentlich übersehen kamen die Karten an den Tisch. Darin stöberten wir natürlich aber die Gerichte vom Aufsteller hatten sich in meinen Gehörgang gesetzt und säuselten unentwegt. Natürlich nicht die Kürbiscremesuppe. Die ist nicht meine Richtung. Aber sollte es Rehbraten mit Spätzle oder Laugensemmelknödeln mit Salat für mich sein oder doch lieber das dry aged Rumpsteak mit Süßkarpoffelpommes und Dip für mich sein. Ich haderte. Meiner Frau fiel die Entscheidung irgendwie leichter. Sie entschied sich für den Zigeunerrostbraten von der normalen Karte mit Pommes und Salat (19.90 . Die flinke und sehr freundliche Dame kam wieder und ich konnte endlich eine Entscheidung mitteilen: „Ein Weizen (3,20 bitte“. Meine Liebe orderte ein Spezi (0,4l zu 3,10 . Die Getränke kamen alsbald und damit, wie zu erwarten oder befürchtet die Stunde der Wahrheit. Immernoch unentschlossen bat ich die Dame die Sondergerichte nochmals zu nennen. Zeit schinden auf gästeart. Mit einem freundlichen „aber gerne doch“ zählte sie die Gerichte nochmals auf. 3… 2… 1… ….ääähm… Bambi! Entfuhr es meinem entscheidungsfreudigen Mundwerk. Mit 17.60 bepreist hatte ich mich eeendlich entschieden. Dann war natürlich etwas Zeit. Und dann leerten sich die Gasträume dann doch allmählich. Wenn auch langsam und unter Platzierung auch später noch eintrudelnder Gäste. Hier lief/läuft es aber. Relativ zügig kamen die annoncierten Beilagensalate. Genau das Erwartete und Erhoffte. Ein bunter Strauß einzelner und separat verfeinerter Salate. Kartoffelsalat, Krautsalat, Karottensalat, Gurkensalat, Blattsalat und noch einen dessen Namen ich nicht mehr in Erinnerung habe. Alle samt und sonders sehr gut und authentisch abgeschmeckt. Einzig der Kartoffelsalat, zwar auch ganz nett, aber doch für hiesige Gefilde eine Spur zu neutral. Dennoch: wie liebe ich diese Salatliga. Nix mit „Hier der Haufen Salat, Essig und Öl bringt gleich der Kellner, dann können sie es selbst nach Gusto anmachen“. Es erforderte etwas Disziplin ihn nicht gleich wegzuputzen. Dabei esse ich gerne noch etwas Salat zur Hauptspeise. Letztere kamen nach angemessener Zeit nahezu zeitgleich an den Tisch und sahen schon mal prächtig aus. Die Beilagen (Laugensemmelknödel bzw. Pommes jeweils in Extraschalen. Was soll ich sagen? Meine Frau zeigte mir den Anschnitt ihres Rostbratens und hatte erst gaaanz leichte Zweifel ob des Garzustandes der medium mit leichter Neigung zu rare war. Sie ist im Gegensatz zu mir nicht ganz so der Rohkostesser bei Fleisch. Nach dem ersten Verkosten war sie aber dann alle Zweifel los. „Ein Träumchen“ meinte sie. Die Soße dazu gespickt mit angedünsteten Paprika, Pilzen und so weiter war auch geschmacklich schon eine Wucht. Ich durfte probieren und konnte bestätigen, daß es wahrlich saugut gemundet hatte. Das Fleisch zerlief zart auf der Zunge. Die Pommes standen dem in nichts nach. Sie waren schön dünn, außen kross und innen weich und heiß. Fein so! Mein Bambi kam in mehreren Scheiben aus dem Backofen und war begleitet von einer sehr kräftigen Soße und einer Birnenhäfte mit Preiselbeeren. Das Fleisch schmeckte richtig gut und intensiv. Leider war es Richtung Rand schon etwas unangenehm fest geworden. Wohl etwas zu lange…. oder wir waren einfach zu spät. Etwas schade dennoch. Die Soße dazu aber eine besondere Gewichtsklasse. Sehr kräftig und mit der leichten wildtypischen Süße war ich sehr begeistert davon. Die Laugensemmelknödel waren folgerichtig dort perfekt aufgehoben. Quasi das natürliche Habitat dieser sehr guten, schön fluffigen und recht würzigen Klöse. In dem Zusammenhang war das gegen Rand festere Fleisch doppelt schade. Dennoch wurde weitergegessen bis knapp über Punkt 2 der 3 stufigen Nahrungszuführungsskala (Punkt 1: aufhören wenn die Sättigung einsetzt; Punkt 2 wird erreicht wenn man nach dem Sättigungsgefühl weiter isst weil es eben Spaß macht; Punkt drei ist erreicht, wenn es schon keinen Spaß mehr macht aber der Teller pflichbewusst leer gemacht wird . Abfragen nach der Zufriedenheit kamen bei den sehr aufmerksamen Servicemädels zu den passenden Zeiten. Was wir im Grunde ja auch fast vollumfänglich bejahten. Auch das abräumen wurde erst dann höflich erfragt als wir schon wieder im Plausch waren und die mehr oder weniger geleerten Teller mit parallel drappiertem Besteck genau dies signalisierten. Gegen Ende kam dann auch noch der Chef Herr Endriß aus der Küche und machte eine kleine Runde durch die Tische in der guten Stube. Da platzierte ich dann auch das einzige kleine Manko des Tages woraufhin er entschuldigend meinte, daß darauf eigentlich in der Küche geachtet werde. Deutlich erfreuter nahm er dann natürlich den Rest unserer Eindrücke auf. (Schade, a Schnäpsle hätt jetzt grad nei basst ; Aber auch ohne waren wir doch sehr zufrieden mit unserer Einkehr. Zu gegebener Zeit kehren wir garantiert wieder hier ein. Den Ruf den das Haus hat hatte es mal wieder bestätigt: Sehr gute gutbürgerliche Küche."