"Das lange Wiedervereinigungsfeiertagswochenende hatten meine Frau und ich uns als Gelegenheit ausgesucht, endlich einmal den Emsradweg von der Quelle in Hövelhof bis zu unserem Wohnsitz Rheine zu befahren. Auf dem Radweg sind dies etwa 190 km, wir wollten das in 2 Etappen bewältigen. Somit hatten wir uns vorgenommen, am Samstag, den 01. Oktober per Zug von Rheine nach Bielefeld zu fahren und dann in der Nähe des Starpunktes zu übernachten. Die HP des Radweges bietet einen guten Überblick zur Planung der Tour und zur weiteren Information schaute ich auch mal in unser Forum hier. Kollege Blaubär hatte dem Restaurant schon einen bewerteten Besuch abgestattet, die HP des Hotels gefiel und so trafen wir unsere Übernachtungsentscheidung pro Piärdestall und buchten uns eine Box im Pferdestall. Unser Start im Pferdestall war schon mal sehr holprig! Große Konfusion, als wir unsere Reservierung vorzeigten. Die Chefin musste eingestehen, dass es eine Überbuchung gegeben hatte, durch einen Fehler bei der internen Planung. Die Laune sank, es war 18 Uhr, wir waren mit dem Rad somewhere in the middle of nowhere...... . Die Chefin hatte aber ganz schnell eine Lösung parat, wir würden in einem Apartment übernachten, diese müsste sie allerdings noch fertig machen für unsere Übernachtung. Somit stellten wir unsere Räder und Gepäck unter und begaben uns ins Restaurant. Da das eh geplant war, war das ganze also kein großes Drama. Höchstens Madame jammerte ein wenig ob der Tatsache, dass sie sich nicht ausgehfein machen konnte, sondern legerer gekleidet speisen würde (nein, wir sind nicht in gepolsterten Radfahrerhosen unterwegs). Im Restaurant schwangen zwei junge Herren das Zepter und brachten uns zu unserem Tisch im Wintergarten mit Blick auf die schöne Außenterrasse und die anschließenden Wiesen. Ich nahm das Ambiente in Augenschein. Das Restaurant hat seinen Ursprung in einem alten Gasthaus und wurde kontinuierlich erweitert, somit gab es 4 verschiedene Gasträume. Die Herren hatten gut zu tun an unserem Abend, da sich eine ansehnliche Gästeschar auf die Räume verteilte. Wir nahmen auf sehr bequemen Drahtgeflechtstühlen Platz und erblickten mit Liebe und echten Blumen eingedeckte Tische. Auf dem Tisch ein Flyer mit verschiedenen kulturell-gastronomischen Angeboten bis Dezember. Witzig fand ich das angebotenen Gänse-Taxi . Per Vorbestellung ließ sich eine fertig zubereitete Gans im November und Dezember nach Hause bestellen. Wir orderten mit dem zuweisen des Tisches zwei Pils und bekamen die Karten gereicht. Der fränzösischstämmige Ehemann der Chefin führt die Küche, während sie sich um Gäste und Management sorgt. Die Karte hat einen französischen Einschlag, ist aber eher gutbürgerlich ausgerichtet. Bei den angebotenen Speisen kann man durchaus glücklich werden, auch an Vegetarier ist gedacht. Die Weinkarte ist relativ dünn bestückt. Ein Saint Emilion Grand Cru ist das Ende der Fahnenstange im Anspruch und im Preis. Angesichts Blaubärs Kritik orderten wir eine Flasche Bordeaux Medoc Chateau Patache D 'Aux und ließen die gleich an den Tisch bringen und dort dekantieren. Kleiner Fehler des Service, die Flasche kam geöffnet an den Tisch, man hatte aber Glück, ein Testschluck ließ keine Klage aufkommen und so floss der Wein in den Dekantierer und hatte Zeit zu atmen bis wir anfingen zu essen. Mit dem Wein kam ein bisschen hausgebackenes Brot mit einem Kräuterquark. Meine Frau entscheid sich vorweg für Blattsalate vmit Apfel, Bergkäse, Croutons, kross gebratenem Speck, Cranberries, Schnittlauch Von ihrer Tischseite war keine Klage zu vernehmen. Sie äußerte sich zufrieden über die Zubereitung. Ich bestellte mir vorweg Flammkuchen „Mediterran“ mit Feta, Chorizo, Oliven, Käse, Rucola, Lauchzwiebeln Warum da Rucola drauf war, erschloss sich mir nicht so ganz, aber der war schnell entfernt und darunter kam ein gut komponierter Flammkuchen zum Vorschein. Die Kombination aus Oliven, Chorizo und Käse gefiel. Gute Vorspeise. Zur Hauptspeise erwählte meine Frau Lammfilets mit Kräuter der Provence auf Jus, Gemüse der Saison, Kartoffelgratin. Der servierte Teller machte einen sehr appetitanregenden Eindruck. Ich durfte von den Lammlachsen kosten. Die waren zart und auf den Punkt rosa im Inneren zubereitet, so wie Lamm sein muss. Auch das von mir probierte Gratin konnte sehr gefallen. Nur der nicht krosse Speck um die Bohnen missfiel meiner Frau, aber sie ist eh nicht der große Speckverzehrer......gegenüber ging der Daumen hoch. Hoffentlich konnte dort der von mir georderte Fisch mithalten: Frische Lachsforelle aus der Emsquellaue unter der Meerrettichkruste auf Gurkengemüse in Dillrahmsauce Lachsforelle hat ja nun, zur Information für den Nichtangler, nichts mit Lachs zu tun, sondern ist ein Saibling, der mit bestimmten Futterzusätzen die rote Farbe von Lachs erhält. Laut Karte sollte der Fisch aus der Region sein. Frisch und gut zubereitet war er. Das Filet war auf den Punkt gar und glasig im Inneren. Der Meerrettich ging leider durch das gratinieren etwas unter, es warne kaum noch ätherische Öle zu schmecken und keine Schärfe mehr vorhanden. Sehr gut allerdings und wirklich lecker war das Schmorgurkengemüse! Geschmorte Gurken in Sahne und Dill, wie bei meiner Oma! Samstag auf dem Markt werden Gurken gekauft und ich werde probieren es ebenso schmackhaft hinzukriegen. Mit den Salzkartoffeln im Ganzen ein sehr leckerer Hauptgang. Zum Abschluss teilten wir uns ein Parfait von Mandeln und Marzipan mit Himbeersauce. Die mir gegenüber sitzende Marzipanverehrerin schleckte sich die Finger. Aber auch mir gefiel der eigentlich schlichte Gang sehr gut. Darüber geraspelte dunkle Schokolade und Nüsse sorgten für Crunch, die leicht saure Sauce war ein gutes Gegengewicht zum Parfait! Fein! Mit einem Espresso schlossen wir unseren Abend im Restaurant des Piärdestall . Der Service klappte im Großen und Ganzen gut, zum Schluss mussten die jungen Herren weite Wege gehen im Haus und es dauerte manchmal etwas bis sie wieder bei uns waren, aber wir wurden nicht vergessen. Die Chefin brachte uns während des Essens den Zimmerschlüssel nach. Auch das klappte dann gut. Wir verbrachten eine ruhige Nacht im sehr großen Apartment und bekamen am nächsten Tag ein ordentliches Frühstück vom Maitre an den Tisch serviert. Auch das konnte angesichts des aufgerufenen Übernachtungspreises von 80 EUR inklusive Frühstück überzeugen. Somit also zum Fazit unseres Aufenthaltes im Pferdestall (bleiben wir jetzt mal beim hochdeutschen). Kleiner Blutdruckerhöher am Anfang, der aber schnell behoben werden konnte, dann hatten wir einen schönen Abend und eine gute Nacht im Pferdestall. Bei Gelegenheit kehren wir gerne wieder ein und können das Hotel-Restaurant weiter empfehlen. Der angegebene Preis bezieht sich auf die Restaurantrechnung."