"Es ist schon eine Weile her, seit ich Gast im alten Kandeler Griechen "Sto Castello" war. Der Grund für meine längere Abstinenz war nicht das Essen oder das Ambiente - denn beides sticht klar aus der üblichen griechischen Gastronomieeinheit hervor - sondern die nervige Art des Oberkellners, der mir beim letzten Besuch mit völlig unangemessenen, teilweise wirklich peinlichen Kommentaren eine SMS schickte, sodass wir uns am Tisch zu Recht fragten, ob er noch alle Gurken im Tsatsiki hat. Deshalb wurde unsere gestrige spontane Idee von einem etwas unangenehmen Gefühl begleitet, das sich nach dem sportlichen Revival im Vordergrund manifestierte, aber uns nicht abschreckte, den traditionellen Ort zentral in Kandel zu überprüfen. Und schon vorab: Unser erster Vorurteil war sehr schnell eine echte Erleichterung, als wir feststellten, dass der Serviceleiter nicht anwesend war. An diesem Samstagabend war es ziemlich voll, aber das ist für dieses Restaurant nicht ungewöhnlich. Einige größere Gesellschaften (erste Weihnachtsfeiern) versammelten sich an Tischreihen. Wir mussten dankend einen Platz im hinteren Bereich des Lokals ablehnen, da es dort einfach zu voll wurde. Wir wurden an einem Zweiertisch direkt am Eingang platziert, nicht unbedingt die beste Lage, da dort auch die rauchigen kalten Luftströme vorbeizogen. Trotz der Größe ist das Interieur des Restaurants gemütlich. Der vordere Gastraum mit etwa 5 oder 6 Tischen wird von einer langen Theke gefolgt, die ein paar Tische mit bequemen Wandbänken umgibt. Schließlich gibt es den bereits erwähnten hinteren Bereich, in dem auch größere Gruppen Platz finden können. Die Aufteilung der Räumlichkeiten ist stimmig und sinnvoll. Der Lärmpegel ist hier nicht besonders niedrig, wird aber zumindest durch diese Einteilung sehr gut kanalisiert. Es wird weitgehend auf griechische Stilelemente aus Pappmaché verzichtet und versucht, die Gäste mit warmer Beleuchtung in Stimmung zu bringen. Am besten gelingt dies in den nischenartigen "Sitzabteilungen" im Vergleich zum Randbereich. Nach dem Verzehr unseres Standard-Vorspeisensalats waren wir dankbar bestimmt. Der sehr freundliche und aufmerksam wirkende Service nahm unsere nicht gerade optimale Platzwahl zur Kenntnis. Die Speisekarte, wie man es aus griechischen Gasthäusern kennt, ist sehr umfangreich. "Ob Lamm, Schwein oder Rind - alles wird gegrillt!" So auch das Motto hier. Viele Spießvariationen fallen in der fleischigen Karte auf. Aber auch viele Meeresbewohner finden den Weg auf das schicke Tellerovale, die mit ihrem leicht erhöhten Rand wunderschön aus der Küche angerichtet sind. Auf der Tafel mit den Empfehlungen des Tages standen gegrillter Oktopus oder Dorade im Ganzen. Für Fischliebhaber definitiv eine Alternative. Dazu gibt es ein opulentes Vorspeisenangebot (gegrillte Peperoni, gebratene Muscheln, Tintenfischsalat usw.), das auch Gästen mit kleinem Hunger eine solide Auswahl bietet. Hervorzuheben ist der Castello-Teller mit Schweineenden, Puten- und Rinderfilet (einschließlich Metaxa, Pfeffer- und Käsesaucen für 17,90 Euro). Wie bei den anderen Teller- und Plattenvarianten können auch die Beilagen nach Wunsch zusammengestellt werden. Und ein Salat wird ohnehin vorweggereicht. Die Portionsgrößen im Sto Castello können als "ordentlich pfeffrig" bezeichnet werden. Keiner bleibt hungrig. Auch wir nicht. Der Saloniki-Teller, den wir bestellten (32,80 Euro für zwei ausgehungerte Badmintonspieler, hatte gegrilltes Fleisch auf ihrer Metallfläche zu bieten. Auch hier gab es verschiedene Saucen (gebratene Sauce, Hollandaise und andere Kalorienhalter), einige Gemüse (Brokkoli und Blumenkohl, die noch bissfest waren!) und Zwiebeln sehr schmackhaft angerichtet. Die mediterran gewürzten Bifteki wurden mit einer Scheibe geschmolzenem Käse serviert, während auf den beiden Spießen der Lammkrone aromatische Knoblauchraspeln Geschmacksakzente setzten und das perfekt gegrillte Lamm angemessen abrundeten. Das Gyros wurde wie üblich in die Mitte gestellt und so knusprig und lecker, dass es sogar die “Olympia”-Kultgriechen in den Schatten stellte. Ich war mehr als positiv überrascht. Die Hühnerbrustfilets waren tadellos. Die Käsesauce (Hollandaise) ging in den Saft der frisch gegrillten, marinierten Fleischstücke ein und sorgte für eine wirklich intensive Geschmacksnote. Die mit Schafskäse überzogenen Bratkartoffeln ließen sich hervorragend durchziehen. Die saftigen Schweinespieße waren auf den Punkt gegrillt und harmonierten gut mit dem fruchtigen Tomatenreis. Ich gebe zu, dass ich am Ende meine Mühe mit dem Schweinesteak hatte, das den bereits fortgeschrittenen Sättigungsgrad markierte. Ganz im Gegenteil zum Udo-Jürgens-Klassiker spendierten wir an diesem Abend griechischen Wein. Stattdessen wurden ein paar wirklich gut gemischt Radler geleert (mit einem schlechten Hoepfner Bier). Zwei Ouzo zur Verdauung rundeten dieses leckere griechische Essen ab. Der zuvorkommende Service ließ frühere Erfahrungen am selben Ort vergessen. Der nächste Besuch wird also nicht lange auf sich warten lassen."