"Entschuldigung für den langen Roman Irgendwie fühlte es sich nach Aufbruchstimmung an. Ein langer Winter mit vielen Einschränkungen, viele Restaurant Betriebe hielten die Tore geschlossen. Obwohl sie öffnen durften. Unter strengen Auflagen. Und dann kommt der 04. März 2022 – eine Art „Freedom day“ für die Gastronomie, plötzlich machen auch all jene auf, die bis dato noch geschlossen hatten. Zum Glück. Also durfte ich meine Liebste endlich mal wieder ausführen. Bzw., sie führte mich aus. Schenkte sie mir zu Weihnachten doch einen „Gutschein“ für einen schönen Abend in der Kapellenküche der Denkmalz Brauerei hier im wunderschönen Bad Sobernheim. Erst einmal war ich dort, mehr oder weniger allein und war sehr begeistert und voll des Lobes nach dem Abend. Das musste schnellstens wiederholt werden. Und so reservierte ich, als absehbar war, dass die Kapellenküche wieder öffnet, gleich einen Tisch. Die Reservierung geschah per Mail und man freute sich auf meinen unseren Besuch. Wir konnten es kaum erwarten, so groß war die Vorfreude. Dann kam er, der Abend der Abende. Wir gingen schön zu Fuß, es war auch noch hell und relativ angenehm draußen zu sein. Der zur Brauerei gehörende Biergarten hatte auch schon den zweiten Tag wieder geöffnet und wird demnächst endlich mal wieder unser Ziel sein. Das Restaurant selbst ist in der alten Disibodenberg Kapelle untergebracht, befindet sich in den oberen Etagen, während im Gewölbekeller die eigens dort gebrauten Craftbiere in den Fässern reifen und ruhen dürfen. Fasskeller Gebraut selbst wird auch im Restaurant. Die Sudkessel finden sich im hinteren, linken Eck der Kapelle. 2018 gab es dort das erste Bier zu verkosten. Ein Helles, ein Dunkles und ein Weizen. Die Standard Biere der Denkmalz Brauerei. Wobei das Weizen mittlerweile vom Dinkel abgelöst wurde. Wegen der Heiligen Hildegard usw. Daneben finden sich noch ein paar besondere, zum Teil saisonale Biere wie das Wilde Ginger oder die Wilde Biene. Ein Märzen, ein alkoholfreies und ein Red Ale runden die momentane Kollektion ab. Bei unserem Eintreten werden wir freundlich begrüßt und gleich nach unserem 3G Status abgefragt. Die Garderobe nimmt man uns ab und verstaut sie in der Selbigen. Wir werden an unseren Tisch geführt, beinahe der schönste im ganzen Raum. Im vorderen Teil wirkt es eher nach Schankhaus, Viel Holz, bequeme Bänke und keine Stühle, in der Mitte eine lange Tafel, der Chef’s Table. Im hinteren Bereich, in dem wir saßen und wo auch die Sudkessel stehen, wirkt es schicker, intimer aber auch nicht unbedingt moderner. Blick auf die Sudkessel Nein, die Feinheiten der alten Kapelle wurden schön herausgearbeitet und erhalten. Der hohe Raum in diesem Teil des Gebäudes erlaubt den Blick nach oben in Richtung Dachboden, der ebenfalls bestuhlt ist und mehr für Gesellschaften oder Firmen Events gehalten wird. Alle Etagen sind zudem über einen Aufzug erreichbar. Unser Tisch ist schon eingedeckt, schöne Stoffservietten strahlen den Gast an, zwei Satz Bestecke liegen schon bereit. Dazu ein Wasserglas und ein kleines Messer auf einem Tellerchen für das später folgende Brot. Ein kleines Windlicht und frische Schnittblumen sorgen für Stimmung. Dazu eine kleine akkubetriebene Schirmlampe. Es wirkt edel. Der Tisch hätte nur ein bisschen größer sein dürfen. unser gedeckter Tisch Neben uns der halbrunde Tisch für sechs Personen eingedeckt, kommt ihm noch eine andere große Ehre zu Teil. Die Kapelle ist offizielles Standesamt und an eben jenem Tisch wird dann die Trauung vollzogen. Blick auf den Traualtar Aber wir waren an diesem Abend zum Genießen da. Und das klappte hervorragend. Wir saßen also an unserem Tisch und bekamen alsbald die Karten gereicht. Die Speise und auch Getränkekarte ist auf der Homepage des Denkmalz einsehbar. Zusätzlich bekamen wir eine kleine Karte mit zwei verschiedenen Menüs. Hatte insgeheim schon darauf spekuliert, da ich mich aus der normalen Karte nicht wirklich entscheiden konnte. Oder wollte. Spezielle Menükarte Wir stöberten also schon mal, als uns zur Begrüßung ein hauseigener Aperitif serviert wurde. Aufs Haus. Wegen der Wiedereröffnung. Einen DENKMALz Sprizz, das Dunkle mit Aperol und Orange. Ich bin eigentlich kein Freund von dem klassischen Sprizz, doch an den hier könnte ich mich gewöhnen. DENKMALz Sprizz Schön herb, das dunkle Bier nur unterschwellig zu schmecken aber trotzdem oder gerade deshalb sehr rund und harmonisch. Ein guter Einstieg. Was das Essen angeht, war ich schnell vom regionalen Menü in vier Gängen überzeugt. Und wenn man schon in einer Brauerei zu Gast is(s t, dann soll es auch mal keine Weinbegleitung sein, sondern die passenden DENKMALz Biere. Aber trotzdem ein paar Worte zur Weinkarte. Natürlich sind wir in einem Haus, das eigene, sehr gute und wohl auch einzigartige Biere hier selbst herstellt. Die man dann auch natürlich bevorzugt an den Gast bringen möchte. Da ist nix dagegen einzuwenden. Und da es Menschen gibt, die ein gutes Bier nicht zu schätzen wissen, ist es auch nicht verwunderlich, dass eine ansprechende, dem eigenen Anspruch des Hauses gerecht werdende Weinauswahl zu finden ist. Alles namhafte Winzer aus der Region. Sehr löblich. Und ja, eine Brauerei möchte sein eigenes Bier verkaufen, aber muss man die angebotenen Weine dann so teuer anbieten? Keine Flasche Wein in der Karte unter 30€. Ein Glas Sekt kostet 7,50€ (da lass ich noch mit mir reden, die Sekte hier sind es auch wert . Aber ein Glas Wein 0,2 Liter für 9,50€ aufwärts ist schon herb. Die 0,1 Liter Variante ist ab 4,50€ zu haben. Gerade in unserer Region sind Zuschläge auf die Weingutspreise von mehr als das Dreifache nicht zu rechtfertigen. In der näheren Umgebung gibt es diesbezüglich Betriebe, die das deutlich fairer handhaben. Brauerei hin, Brauerei her. Wollte ich mal gesagt haben. Doch nun zum Eigentlichen des Abends, und ja, ich habe mich auch deshalb bewusst zur Bierbegleitung entschieden, weil es auch funktioniert. Schon einmal durfte ich das erleben. Hätte ich vorher auch nicht gedacht. Oder hat schon mal jemand ein fruchtiges Red Ale zum Zander getrunken? Oder ein frisches Märzen zur cremigen Schwarzwurzelsuppe? Hab ich hier selbst erlebt, letzten Herbst. Man hatte gerade (wieder einmal neu eröffnet, mit neuem Konzept und neuem Maître. Kein Geringerer als Jörg Glauben, der Saarländer, der sich im inzwischen geschlossenen Gourmet Restaurant Tschifflik in Zweibrücken einen Stern und 18 Punkte erkochte, zeigt sich nun für Küche und Konzept verantwortlich. Und dabei spielt das Bier auch eine große Rolle. In fast allen Gerichten wird mit Bier gearbeitet. Wir lassen uns noch den Aperitif schmecken, als uns die junge, überaus freundliche und kompetente Servicekraft frisches, hausgebackenes Treberbrot serviert. Dazu eine leider zu kalte, ungesalzene Butter, Fleur de Sel und einen Kräuterdipp. Treber ist ein Produkt, das beim Bierbrauen entsteht und eigentlich ein Abfallprodukt ist. Meist geht es als Viehfutter weg, oder wie hier als Bestandteil des kräftigen, sehr schmackhaften Brotes. Treberbrot, Butter, Kräuterdipp Sah gut aus, schmeckte auch wunderbar, selbst der so oft verschmähte Kräuterdipp überzeugte. Da ich das Menü mit Bierbegleitung gewählt hatte, bekam ich mein Gläschen „Helles“ schon bald gebracht. Ein Zeichen, dass es bald losgehen würde. Meine Finanzministerin an diesem Abend gönnte sich mit dem Fleur de Pastis einen weiteren Cocktail, später folgte ein Glas Riesling feinherb „Quarzit“ vom Meddersheimer Winzer Harald Hexamer. Auch der Cocktail (Helles mit Noilly Prat und Pastis war überraschend gut. Bei dem Riesling hatte ich keine Bedenken und sie wurde auch nicht enttäuscht. Genau wie von meinem Bier(chen Das Helle Ich mag das Helle hier. Es ist nicht nur harmonisch und rund, auch angenehm süffig. Und frisch gezapft einfach herrlich. Sowieso zapfen sie hier fünf Biere direkt aus den Fässern im Keller unter dem Gastraum. Und das schmeckt man. Dass das Bier dann auch zu meiner Vorspeise passen sollte, daran zweifelte ich keinen Moment. Feines von der Ente Rhabarber Bierbalsamico Kresse Feines von der Ente Als da wären von links nach rechts geräucherte Entenbrust, (garniert mit Früchtebrot und einer fruchtigen Creme , Terrine von der geschmorten Keule (mit Pistazien und Aromaten und Entenleberpraline in Mandeln gewälzt (saß in einem Rhabarberkompott . Oben rechts ein Shot aus Rhabarbersaft. Alles war auf den Punkt, perfekt abgeschmeckt aber auch kleinteilig. Alles herausschmecken konnte (und wollte ich an dem Abend nicht. Aber ganz klar das Highlight hier die Leberpraline. Stark. Ganz klar 5 Durchgedreht Würziges Tatar vom Rind, Wasabi Schmand, Gebeiztes Eigelb und Rösti Pommes Rindertatar Wasabi Die Wahl meiner Freundin. Optisch schon mal ein Highlight, genau wie das Essen. Probieren durfte ich allerdings nur einen Löffel Tatar mit Röstzwiebeln und etwas Wasabi. Das gebeizte Eigelb war hier drüber gehobelt wie ein guter Hartkäse. Der Wasabi Schmand hatte es in sich. Aber nicht übertrieben scharf. Sie war jedenfalls sehr zufrieden mit ihrer Wahl, auf die sie sich schon eine gefühlte Ewigkeit gefreut hatte. Wir waren sehr zufrieden, gaben das auf Nachfrage auch immer wieder zu Protokoll. Ich glaube, man sah es uns auch an. Der Auftakt war mehr als zufriedenstellend. Das durfte so gerne weitergehen. Ich bekam dann zunächst mein nächstes Bier, ein Märzen und dann meinen zweiten Gang. Meine Freundin musste hier zugucken, sie wählte nur drei Gänge. Zweierlei von der geräucherten Forelle Cremige Suppe mit unserem Hellen verfeinert Rillette Zweierlei von der geräucherten Forelle Schön schaumig präsentierte sich die Suppe. Zu Beginn etwas dezent den Geschmack der geräucherten Forelle betreffend, doch mit jedem weiteren Löffel wurde die Suppe ein Gedicht. Vermutlich auf Basis eines Geflügelfonds und mit guter Sahne, wurde die geräucherte Forelle miteingearbeitet, fein püriert und passiert. Sehr samtig und rund im Geschmack. Fein, fein. Die Rillette daneben, für mich eigentlich eine Räucherforellenmousse, konnte ebenfalls geschmacklich wie handwerklich voll überzeugen. Als Topping etwas Senfsaat, ruhte die Nocke auf einem knusprigen Gebäck. Das Bier dazu ausgezeichnet. 4,5 Meine Freundin durfte natürlich probieren, freute sich aber mehr auf ihren Hauptgang. Kapellen – Schnitzel „Surf Turf“ vom Kalbsrücken nach Mailänder Art mit gebratener Riesengarnele, feiner Kartoffelsalat mit Pistou und Maracuja Dip Surf Turf Surf Turf mal anders. Ich selbst bin nicht zwingend ein Fan davon. Auch nicht vom Original. Hier das war etwas rustikaler, allein schon wegen dem Kartoffelsalat. Meiner Freundin war er zu fad und auch die Kartoffeln waren ihr zu weich. Angemacht mit warmer Brühe, lösen sich die Kartoffeln dann auch schon mal etwas auf. Mir gefiel das, ebenso wie das untergearbeitete Basilikum Pesto. Die Radieschen sorgten für Frische und Knackigkeit. Das Schnitzel war perfekt gebacken, nach Mailänder Art sah es für mich weniger aus. Da war schon mehr Paniermehl als Parmesan und Ei in der Panade. Die Garnelen sahen da schon besser aus was das betrifft. Ihr hats geschmeckt und das ist die Hauptsache. Für meinen Hauptgang bekam ich das Dunkel Bier. Eine gute Wahl zu einem wilden Gericht Croustillant und Pflanzerl vom Hirsch Klassischer Rotkohl Dörrpflaume Zwiebel Serviettentaler Der Hirsch Auch hier optisch ein Highlight. Ein absolut stimmiges Gericht. Ein saftiges Pflanzerl (Frikadelle, Bulette thronte auf Rotkohl auf einem knusprigen Serviettentaler, auf dem anderen das knusprige Röllchen mit einer Füllung aus geschmorten Hirschfleisch, und kräftiger Jus. Der fruchtige Rotkohl und erst die geilen Pflaumen machten das Gericht einfach perfekt. Das passte, und gerne hätte ich da mal Nachschlag gehabt. Obwohl sich langsam ein Sättigungsgefühl einstellte. Jederzeit wieder. 5 Was das Dessert anging baten wir um etwas Zeit. Leider nahm man das zu wörtlich, denn bis dahin war der Service mehr als perfekt, immer mal wieder gezielte Nachfragen ob alles okay sei oder etwas fehle. Nur just dann saßen wir etwas länger mehr oder weniger auf dem Trockenen. Eine Flasche Wasser reicht dann nicht über den ganzen Abend verteilt, ich hatte ja auch erst 0,3 Liter Bier und einen Cocktail reinlaufen lassen. Irgendwann, nach einer was das Essen angeht guten Pause, bekam ich mein letztes Bier zum Dessert, bzw. einen Bier Mix. Das Red Ale Cherry – 0,2 Liter Red Ale Cherry Ich kannte das schon, und es passt einfach perfekt zu einem Schokoladen Dessert. Ein Red Ale mit Kirschwein aufgegossen. Schokoladen – Gâteau, Rotweinbirne und Gewürzparfait Schokoladentraum Alter Falter, wie geil ???? Dieser kleine Schichtkuchen war eine Offenbarung, ich muss es so sagen. Kann Schokolade so geil sein. Unten knuspriger Boden, dann eine Schicht Nougat, überzogen von einer feinen Schicht Blätterkrokant, gefolgt von Schoko Biskuit und weißer Schoko Mousse. Darauf noch mal ein klarer (Torten ? Guss. Kirschtupfen als fruchtige Komponente. Der Gang des Abends! Die noch leicht knackige Birne ging da fast unter daneben, ebenso wir das schöne Parfait, was deutlich nach Gewürzspekulatius schmeckte. Aber diese Gâteau hat den Vogel abgeschossen! 5 Chèvre regional Crème brûlée von Ziegenkäse, Oliven und Aubergine Ziegenkäse Creme Brûlee Der letzte Gang für meinen Schatz. Es ging herzhaft zu. Und sie war wieder begeistert. Ein cremiger Ziegenfrischkäse unter einer knusprigen Karamellschicht, bei dem jeder Löffel Glück zu sein schien. Ein paar Mandeln, ein Olivenkompott und einer aus Aubergine erwiesen sich als geniale Partner. Wer hätte das gedacht. Dazu eine knusprige Hippe mit schwarzem Sesam. Dann war es auch schon vorbei. Da freut man sich Wochen auf diesen Abend und drei Stunden später ist schon alles vorbei. Doch die Erinnerung daran bleibt, genauso wie die Zuversicht, dass wir hier noch öfter speisen werden. Das Konzept ist wohl einzigartig, zumindest in dieser Region. Wein und Speise funktioniert ja, wie jeder weiß. Hier wird bewiesen, dass es auch mal ein Bier gehen kann. Sogar muss. Was hier aus Küche und Fass kommt ist handwerklich allererste Sahne. Regionale Küche fein und edel interpretiert und serviert. So gefällt mir das. Dazu in einem wunderbaren, geschichtsträchtigen Ambiente. Der Service ist (mit einer kleinen Ausnahme immer auf Zack, freundlich und zuvorkommend. Alles wird annonciert beim Auftragen, beim Abräumen höfflich nachgefragt. Man fühlt sich willkommen und wohl umsorgt. Leichte Abzüge muss ich am Ende aber doch beim PLV machen. Erstens wegen der eingangs erwähnten Weinkarte und auch die einzelnen Gerichte sind schon ambitioniert kalkuliert. Was allerdings absolut nicht auf mein Menü zutrifft. Das steht für sehr faire und freundliche 49€ in der Karte. Wir werden aber mit Sicherheit gerne wiederkommen! Und darauf jetzt erstmal ein DENKMALz Craftbier! Das Denkmalz bei Nacht"