"Das Arsien ist bereits eine lokal sehr gut bekannte und beliebte Anlaufstelle in der wahrlich nicht alternativarmen Sushi-Landschaft der Lübecker Innenstadt. Dabei hat man sich hier den Ruf des qualitativ hochwertigsten japanischen bzw. insbesondere Sushi-Angebots gemacht, dass seinen gehobeneren Preis auch Wert sein soll. Auch wenn hier ebenfalls viele kreative Sushi-Varianten mehr im Fokus stehen als ein authentisch japanisches Sushi, so rühmt sich das Restaurant trotzdem mit einer hohen Wertschätzung der Produktqualität (natürlich vor allem beim Fisch). Zudem schätzen viele die recht lockere und entspannte Atmosphäre, die das Lokal fast schon mehr als Bar bzw. Lounge kategorisiert, denn als typisches Sushi-Restaurant. Gemütliche Abende unter Freunden oder Verliebten sind hier wohl eher genau richtig, als ein Familien-Event wie an einem Running-Sushi . Ein weiteres Zeichen des anscheinenden Erfolgs war im Dezember 2021 die Tatsache, dass sogar eine Zweigstelle eröffnet werden konnte. Überraschenderweise versuchte man dabei aber nicht die mannigfaltige Sushi-Konkurrenz in der Altstadt noch weiter zurückzudrängen , sondern eröffnete weit ab vom Hot Spot Lübecks im südöstlicher gelegenen Gewerbepark Geniner Straße . Dies schien wohl aber doch etwas zu weit abseits vom Schuss gewählt gewesen zu sein, denn just Anfang 2023 wurde vermeldet, dass diese Arsien-Filiale wieder geschlossen wird. 2022 gab es eine weitere Neuerung, welche den Standort in der Innenstadt betraf. Die Räumlichkeiten des ersten Restaurants in der Mühlenstraße sind für die Beliebtheit wohl schlichtweg zu klein geworden, sodass der Inhaber Arsen die Chance nutzte, die sich durch den umfangreichen Umbau des Parkhauses am Hüxterdamm ergab. Dieses umfasste schon vor der Renovierung mehrere Räumlichkeiten, die unter anderem bereits von einem großen Billard-Lokal genutzt werden. Prominent an der Ecke im Übergang von Hüxterdamm-Brücke zur beliebten Hüxstraße gelegen hat im Juli 2022 die Eröffnung dieses neuen, großen Hauptrestaurants stattgefunden, der gleichzeitig die Schließung des Ursprungs-Standortes in der Mühlenstraße vorausgegangen war. Das Angebot im ehemaligen Hauptrestaurant hatte ich ja bereits als Abholer schon einmal ausprobiert, wobei sich ein durchaus überzeugender, wenn auch nicht überragender Eindruck ergab. Deshalb sprach für mich persönlich auch nichts dagegen, die am neuen Standort gebotene Qualität erneut zu erproben, um herauszufinden, ob man das Qualitätsbewusstsein erhalten bzw. sogar gesteigert hat und welche Neuerungen es zu entdecken gibt. Dies war mir dieses Mal auch direkt vor Ort möglich. Außenansicht mit der kleinen Terrasse. Die Aufmachung der neuen Räumlichkeiten am Hüxterdamm sind auf jeden Fall eine erste Besonderheit. Eine Art Maxi-Bildschirm am Eingang soll sozusagen als Trailer dienen, der Aufmerksamkeit erregt und die Hemmschwelle zum Eintritt für potentielle neue Gäste senkt. Einen Außenbereich gewährt eine Terrasse mit einer Handvoll Sitzplätzen, was an der großen Straße des Übergangs von Hüxterdamm-Brücke zu Innenstadt-Ring aber für mich eher weniger attraktiv erscheint. Doch schon im ursprünglichen Lokal in der Mühlenstraße kam das Arsien sogar ohne eine solche Erweiterung aus, was schon damals sowieso eher zum Restaurant-Bar-Fusions-Konzept passte. Der Betreiber beweist mit erwähntem Bildschirm samt Video-Vorstellung des Lokals erneut sein Gefühl und seine Offenheit gegenüber neuen Möglichkeiten der Anpreisung und Bekanntmachung seiner Projekte, die er bereits zuvor, vor allem auf Social Media, außergewöhnlich stark für seine Restaurants vorangetrieben hatte. Der Vorraum mit dem Empfangstisch. Auch im Vorraum soll das prominent mit Blattgrün verzierte Logo mit dem Flamingo den Gast wohl gleich einfangen und in den Dschungel der Arsien-Gastronomie ziehen, dem er hoffentlich nicht noch einmal in Unentschlossenheit entrinnt. Vor diesem steht zudem ein schöner Empfangstisch mit Samtbezug. Der Gastraum mit der Bar. Dieser Vorgeschmack der modernen Gestaltung mit grünen und türkisen Farbtönen setzt sich dann auch im großen Gastraum fort, in den man durch eine Tür rechts im Empfangsraum eintritt. Ein Flügel heißt den Gast gleich links vom Eingang willkommen und verdeutlicht erneut, dass es hier nicht „billig“ zugehen soll. Die voll verglaste Außenfassade sorgt für eine natürliche Durchflutung des gesamten Raumes mit Tageslicht. Im Zentrum betonen hängende Pflanzen den erwähnten grünen Daumen des Interieurs. Das Ambiente folgt somit ganz dem Stil, der schon im kleinen, nun geschlossenen Zweitrestaurant im Geniner Gewerbepark etabliert wurde. Dazu gehört auch die große Bar mit dem grünlichen Schiefer der Theke und der kupferfarbenen Rückseite, die hier neben Getränke-Mix-Bereich auch einen Teil Showküche mit einer Sushi-Zubereitungs-Vitrine darstellt. Gang ins Untergeschoss zu den Toiletten. Links vom Empfangstisch kommt man durch einen, erneut stilvoll mit Dschungel-Tapete ausgestatteten, Treppenraum in den unteren Bereich. Die hier befindlichen Toiletten sind also anscheinend nicht barrierefrei zu erreichen. Die gesamte Einrichtung ist definitiv ein Hingucker, dabei aber gleichzeitig auch keineswegs zu überladen oder kitschig. Man fühlt sich wie in einem eigenen Kosmos und erfährt somit eine willkommene und einladende Atmosphäre. Als ich an frühen Abend das Restaurant besuchte, waren eine Handvoll Mitarbeiter an der Bar/Showküche und zwei junge Damen und ein junger Herr im Gastraum am Werkeln. Die Begrüßung fiel sogleich und offenherzig freundlich aus, wobei mir als spontan einkehrender Solo-Gast gerne noch ein Tisch angeboten wurde. Am Platz folgte mit der Speisekarte auch gleich ein aufs Haus gehendes Glas Wasser mit einer Gurkenscheibe als ebenso willkommene erste Erfrischung. Für die Mitteilung meiner Speisenwahl war dann hingegen meine Initiative notwendig, da die jungen Damen dann doch etwas zu sehr mit ihrem privaten Gespräch beschäftigt waren. Im weiteren Verlauf fokussierte sich ihre Aufmerksamkeit mit steigendem Gästeaufkommen aber wieder, sodass ich für die Bezahlung nicht zusätzlich auf mich aufmerksam machen musste. Auch zuvor blieb eine Frage nach der Zufriedenheit nicht aus. Später ließ sich zudem der Inhaber Arsen an der Bar und im Gastraum blicken, Kontakt hatte ich zu ihm aber nicht. Eher war ich über die Offenheit der Köche an der Sushi-Vitrine erfreut, die mir gerne eine Frage zu der von mir verkosteten Speise beantworteten. Erfreulicherweise wurde die Speisekarte an diesem neuen Hauptstandort, genau wie die Größe und Ausstattung der Räume, beachtlich erweitert und gewährt nun mit zahlreichen neuen Gerichten eine willkommene Abwechslung. Hierbei muss ich etwas negativ erwähnen, dass mir das Handling der mit einem Gummiband versehenen Klemm-Mappe weniger gefiel, da in ihr auch mehrere lose Blätter der Weinkarte und eine in einem anderen Format gedruckte Zusatzkarte eher chaotisch als strukturiert und übersichtlich auf mich wirkten. Die Sushi-Klassiker von Sashimi über Nigiri, kleinen Maki bis hin zu den erwähnten kreativen Rollen sind natürlich trotzdem auch hier vertreten. Den bereits in der Mühlenstraße etablierten Sushi-Burger bietet man nun in wesentlich mehr Varianten, vom Tuna, über Teriyaki Chicken bis hin zur veganen Tofu-Variante reichend, bestellen. Dazu gesellen sich aber noch verschiedene Salat- und Sushi-Bowl-Kreationen, sowie, zu meiner persönlichen Freude, auch Ramen-Suppen. Ich persönlich bin dann natürlich bei den Ramen hängengeblieben, welche ich bei den beiden mir bisher bekannten Anlaufstellen in der Lübecker Innenstadt ja bereits ausprobiert und hier auch schon vorgestellt hatte. Wenn auch das dort Gebotene nicht schlecht war, so entließen mich beide Lokale trotzdem weiter auf meine Suche nach dem Ramen-Optimum, an dem es für mich persönlich nichts zu bemängeln gibt. Daher war es für mich auch keine schwere Entscheidung, für 17 € die chicken ramen soup zu ordern. Meine Erwartungen waren dabei sehr positiv gestimmt, da sich ja auch dieses neue Hauptrestaurant sicherlich mit seinem Qualitätsanspruch rühmen will, den allein schon das Preisniveau annonciert. Davon würde eine Ramen-Suppe natürlich genauso profitieren wie Sushi und Nigiri. Neben den erwähnten chicken ramen soup hätte auch noch eine Ausführung mit Tofu für 16 € und eine Garnelen-Variante für 18 € zur Auswahl gestanden hätte. chicken ramen soup“. Ein schön tranchiertes Stück Hähnchenbrust zeigte sich umringt von einem der typisch in Sojasauce eingelegten „Ramen-Eier“, sowie etwas Pak Choi, Möhrenstreifen, Lauchzwiebel-Abschnitten und frisch-grünem wildem Brokkoli. Unter dem Hähnchen verbarg sich noch die Einlage mit den obligatorischen länglichen Nudeln. Der erste Löffel der schon einmal gut temperierten Miso-Brühe erzeugte bei mir zugegebenermaßen etwas Enttäuschung, denn trotz eigentlich schöner, leichter Trübung machte sie sich am Gaumen zunächst nicht als tiefgründiges Umami-Vergnügen breit. Das hob sich von den von mir in anderen Lübecker Lokalen ausprobierten Varianten leider nicht ab. Positiv stellten sich dann hingegen die ersten Bissen von Nudeln und Hähnchen heraus. Erstere hatten eine schöne Konsistenz und interessanterweise herzhaftes Aroma, als wenn sie es dem an sich schwächlicheren Sud entzogen hätten. Auch das Geflügel war selbst ohne Brühe keine staubtrockene Angelegenheit. Auf dem Foto sieht man ja bereits die ungewöhnlich bräunliche Haut des Hähnchens. Meine Zunge bestätigte mir dabei, dass dieses wohl nicht ohne Vorbehandlung in der Suppe gegart wurde, denn eine überraschende Soja-Salzigkeit verstärkte seine Fleischigkeit. Das stand geschmacklich in passender Synchronität zu dem optimal zubereiteten Ramen-Ei, dass durch seine Marinierung ja ebenfalls so eine bräunliche Färbung des äußeren Eiweiß besitzt. Bei dem bereits oben erwähnten Gespräch mit den Köchen an der offenen Sushi-Theke bejahten sie mir die Frage nach der vermuteten Marinierung. Ein wirklich toll gewählter Zubereitungsschritt, der dieser ramen soup tatsächlich eine für mich noch ungekannte Besonderheit verlieh. Die Frische und Knackigkeit der vegetabilen Bestandteile bestätigte sich mir am Gaumen ebenfalls. Fürchtete ich nach dem ersten Löffel der Miso noch eine Belanglosigkeit, stellte sich das Zusammenspiel aller Komponenten letztendlich doch als köstlich heraus, wobei vor allem das marinierten Hähnchen und Ei eine japanische Herzhaftigkeit gewährten, die sich doch von dem von mir bisher verkosteten Niveau in Lübeck abheben konnte. So schlürfte ich stilecht am Ende auch gerne die letzten Tropfen der Brühe aus. Aus all diesen ersten Eindrücken folgt letztendlich also dieses Fazit: Sein gutes Gespür für eine entspannte und gleichzeitig edle Atmosphäre hat der Besitzer auch in seinem neuen Hauptrestaurant definitiv erneut bewiesen. Die durchaus extravagante Einrichtung fängt den Gast ein und bleibt auch positiv im Gedächtnis, auch wenn alles mehr abgehoben als bodenständig daherkommt (was es ja aber auch will). Der Service durch die anwesenden Mitarbeiter bleibt mir in der Gesamtheit ebenfalls positiv im Gedächtnis, da die anfangs befürchtete Aufmerksamkeitsschwäche sich letztendlich nicht bestätigte und zugewandte Freundlichkeit überwog. Zu guter Letzt gewährte die von mir verköstigte chicken ramen soup die schönste positive Überraschung. Gekonnt bewies mir das Küchenteam, dass am Ende das Zusammenspiel aller Komponenten das Geschmackserlebnis ausmacht. Eine zu Beginn noch schwach wirkende Miso erfuhr überraschende Verstärkung durch die weiteren Hauptkomponenten der Einlage und gewährte mir somit einen deutlichen Spitzenreiter in meinem persönlichen Lübecker-Ramen-Ranking. 17 € erschienen deshalb doch als nicht überzogen. Auch in den neuen größeren Räumlichkeiten zeigt das “Arsien”, dass sein auf edleres Niveau getrimmtes Auftreten und Preisgefüge kulinarisch keine absolute Luftnummer ist. Zieht sich das auch bei der restlichen Speisekarte wie bei der Ramen-Suppe durch, bleibt es somit in Sachen japanische orientierter Küche wohl die qualitative Top-Empfehlung in der Innenstadt."