Norderney
Seesteg Das

Seesteg Das

Damenpfad, 26548 Norderney, Germany

Fisch • Deutsch • Terrasse • Französisch


"Heute soll es das erste und einzige (bisher), mit den Weihen der Touristikabteilung eines französischen Reifenherstellers gesegnete Restaurant auf den ostfriesischen Inseln sein. Die eigentlich bereits für den Vortag angestrebte Reservierung scheiterte daran, dass es schlichtweg bereits ausgebucht war, schon Mal ein gutes Zeichen. Für heute aber war genügend Platz und freundlich distanziert bestätigte die Rezeption des Hotel Restaurants Seesteg unser Anliegen.  Im historischen, kernsanierten Gebäude (Seestegschuppen ehemalige Winterlagerhalle des damaligen Seestegs) untergebracht und obwohl nicht unter Denkmalschutz stehend, sehr authentisch wiederhergestellt (siehe Homepage unter Architektur), verströmt das Gebäude einen archaischen Charme, der besonders in der Dämmerung zur Geltung kommt.  Wir haben uns auf Anhieb wohlgefühlt. Die Begrüßung war schon recht freundlich und man ließ uns die Wahl zwischen drinnen oder auf der Terrasse (für mittags bzw. solange es noch hell ist, wegen der genialen Lage sicherlich die erste Wahl). Da uns aufgrund des angebotenen Menues bereits klar war, dass es ein längerer Abend wird, wählten wir einen Tisch im Innenraum.   Schöne, dunkle Holztische, viele davon mit Guéridon auf Rollen versehen, dazu überraschend bequeme, mittelbraune Holzstühle mit schwungvoll gebogener Lehne und Armauflage. Die gepolsterte Ledersitzfläche gestattet auch längere Aufenthalte. Die Tische selbst nur teilweise eingedeckt, dann aber sehr ansprechend schlicht mit hellen Leinen Sets, Servietten auf Platztellern, Salz und Pfeffermühlen (Peugeot), Windlicht, jeweils einer Rosenblüte, Wein und Wassergläsern, Brottellern und massivem Silberwerkzeug für drei Gänge. Fehlende Besteckteile wurden nach der Bestellung ganz stilecht mit weißen Stoffhandschuhen nachgelegt. Recht schnell gab es Baguette und Vollkorn Nußbrot nebst Butter und das für uns obligatorische, stille Wasser (0,7 L à 7, Euronen). Ebenso zügig wurde das amuse gueule, cremiges Rindertatar mit perfekt gereifter Avocado, Croûtons und Shiso Purple gereicht, ein kurzes aber schmackhaftes Vergnügen.   Bereits beim ersten Einschenken ergab sich ein Dialog, der sich im Verlaufe des Abends in absolut identischer Form (bezogen auf die Antworten und Betonung der Kellnerin) wiederholen sollte. Sowas ist nur bei Louis de Funès witzig, in der Kommunikation mit Gästen wirft es ein entlarvendes Licht auf die Einstellung des Service. Beispiel: Einschenken des Glases von Madame      Mme: „Danke sehr.“      Serv: „Seeehr, seeehr gaeeerne!“ Anschließend wird mein Glas bedacht      Moi: „Vielen Dank.“      Serv: „Ich DANKE Iihhnen!“   Die Äußerungen der Servicedarstellerin in einer derart übertriebenen Modulation, dass man im ersten Moment losprusten möchte, was dann aber im Halse stecken bleibt weil man beim Blick ins Gesicht der Kellnerin feststellen muss: Sch , die meint das ernst. Wie oben erwähnt, als Einzelfall tolerierbar in identischer Wiederholung bei jedem Nachschenken jedoch gruselig. Die weitere Interaktion mit dem Service verlief weitgehend normal. Der gewünschte Austausch von, in Bezug auf Madame, allergenverseuchten Muscheln gegen asiatische Makrele war problemlos möglich und so freuten wir uns für 88, Euronen pro Person auf diese fünf Gänge: Jakobsmuschel mit Gartenerbse, Melone und Chorizo Ein toller Auftakt, endlich mal schöne große Exemplare, richtig kross angebratener Muskel mit stark nussiger Röstaromatik ohne jede Bitternote, im Kern noch schön glasig daher im Mund zartschmelzend. Wunderbar begleitet von kräftigen Erbsenstampf, intensiver Melonenessenz, akzentuiert durch leicht rauchige Chorizobrösel und milder Kapuzinerkresse. Nordsee Makrele asiatisch mit Rettich und Koriander Sehr schön glasig gegartes Makrelenfilet auf feinem Korianderspiegel, knackigem Rettich und Beurre Blanc Schaumtupfen, begleitet von etwas Wildreis. Makrele ist grundsätzlich etwas schwierig, besonders wenn sie nicht absolut frisch oder leicht übergart daherkommt, das war hier selbstverständlich nicht der Fall. Auch wenn es nicht unser Lieblingsfisch wird, in dieser perfekten Garstufe und Kombination mit asiatischen Aromen absolut gelungen.   Schwarzer Seehecht mit Pancetta, Sepia und Tomatenkompott Ein hervorragender Speisefisch und eine schöne Portion, perfekt auf den Punkt gegart und in Kombination mit dem zartschmelzenden Pancetta, etwas Sepiatintensauce, Salicorne, gepopptem Wildreis und Hechtkaviar ein weiteres Highlight. Einzig das wohl als Kontrapunkt gedachte Tomatenkompott kam für unser Empfinden zu säuerebetont daher und überlagerte die feineren Nuancen.   Taube mit Möhre, gebratener Stampfkartoffel und Petersilienbouillon Lehrbuchhaft gegarte Taubenbrust, superzart und saftigst, da reicht etwas Fleur de Sel völlig. Eine schöne Idee ist der knusprig gebratene, rund ausgestochene Kartoffelstampf. Ausreichend kräftig um das Aroma der Taube zu stützen aber von angenehm feiner Konsistenz. Dazu mühselig geschruppte Fingermöhrchen auf Karottenstampf und samtig milde Petersiliensauce – finde ich auch passender als Bouillon.   Vor dem Hauptgang wurde noch ein überhaupt nicht klassischer Gaumenerfrischer aus der klassischen Menuefolge in Gestalt eines   Gin Tonic Sorbets mit weißer Dillschokolade und Gurkenschaum kredenzt. Klingt komisch is aber ‘ne geile Kombi. Die leichte Bitternote des Wacholders abgemildert durch das Gurkenaroma zusammen mit den ätherischen Ölen des Dills und dem crèmigen Kakaobuttergeschmack eine höchst willkommene Unterbrechung.   Reh mit Zwiebel, Blaubeere, Steinpilz und French Toast Puhh, mir gehen langsam die Superlative aus. Auch das Reh wieder in “bessergehtsnicht“ Umsetzung, außen nahtlos gebräunt und innen so wie vom Erfinder gedacht. Die anderen Komponenten ebenso stimmig. Zwiebelpüree, Rotweinzwiebel und sautierte Minilauchzwiebel zusammen mit der Steinpilz Duxelles, kräftiger Jus und Blaubeermark eine ideale, herbstliche Einstimmung.   Birne Helene mit Süssholz Zugegebenermaßen sind Desserts für mich als Süßspeisen Grinch in der Regel eher vernachlässigbar. Hier hätte ich aber wirklich was verpasst. Der gefühlt über Äonen kontinuierlich mittels Dosenbirnen und Industrie Schokosaucenäquivalent vergewaltigte Klassiker wurde in einer sehr gelungenen Interpretation serviert. Die Birne als Gel, Chip, Schaum und mangels passendem Vokabular “Birnenluftschokolade“. Statt Schokosauce eine intensive Kakaocrème und als stimmige Ergänzung veritables Lakritzeis.   Chapeau, der Stern für die Küche ist wohlverdient!   Im völligen Gegensatz dazu überrascht das Servicesurrogat mit verschiedenen Defiziten. Beispielsweise wurde beim Brot kein Nachservice angeboten auch eine Aperitifempfehlung gab es nicht. Obwohl wir stilles Wasser geordert hatten, schenkte sie bei der zweiten Flasche zunächst lautes aus. Wiederholt wurden beim Einsetzen der Speisen die leeren Weingläser übersehen. Dafür ging dann, nachdem das Gros der Gäste gegangen war, das große, lautstarke Umräumen los. Nicht falsch verstehen, natürlich muss das Restaurant für den Frühstücksservice vorbereitet werden, das geht aber auch wesentlich dezenter, wir hatten gerade mit dem Hauptgang begonnen und fühlten uns schon als Störfaktor. Immerhin hat’s funktioniert, eigentlich hätten wir den Genuss durch geeignete Digestifs gerne noch verlängert, die anscheinend durch den nahen Feierabend induzierte, hektische Betriebsamkeit sorgte dafür das wir bereits beim Ausheben des Desserts um die Rechnung baten. Das dann doch noch halbherzig Kaffee oder Digestif angeboten wurde passt wieder ins Bild, man kennt also die Standards, wendet sie aber nicht an. Sehr befremdlich, dabei hatten wir doch unsere Death Metal T Shirts im Gästehaus gelassen und auch nicht mit brennenden Igeln jongliert….   Für zwei Menues in fünf hervorragenden Gängen, einer Flasche Grauburgunder (38, Euronen) und zwei Flaschen Wasser wurden 228, Euronen fällig, die Küche ist das unbedingt wert."

Mahl Anderz

Mahl Anderz

Am Weststrand 3-4 | Hotel Pique, 26548 Norderney, Lower Saxony, Germany

Fisch • Kaffee • Deutsch • Fleisch


"Ein neues Restaurant hat auf Norderney eröffnet! Das Hotel Piquet ist von neuen Gastgebern übernommen worden. Und zeitgleich auch das neue Restaurant. Die Räumlichkeiten sind sehr nett auch modern angepasst und machen einen sehr schönen Eindruck. Morgens früh ist das auch der Frühstücksbereich. Das Personal insbesondere morgens früh ist wirklich sehr nett und zuvorkommend man bemüht sich wo man kann. Natürlich ist alles noch neu und jeder muss erst mal seinen Platz an Ort und Stelle finden. Somit muss man auch dem Restaurantbetrieb ein bisschen Zeit lassen. Wir waren abends hier Essen und darüber möchte ich gerne berichten. Das Restaurant war voll und die Karte war sehr ansprechend. Das Essen hatte eine sehr gute Qualität das Fleisch war von Güte und auch alles andere drumherum hat sehr gut geschmeckt! Die Gerichte werden sehr schön dekoriert und auch ansehnlich serviert. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt hier voll und ganz. Warum ich einen Stern abziehe liegt einfach noch an der etwas unkoordinierten Verfahrensweise im Service. Man merkt, dass die Gastgeberin noch ihren Platz finden muss und es somit halt an einigen Stellen noch etwas hakt! Ich gehe fest davon aus, dass sich das im Laufe der Zeit regulieren wird. Allerdings wäre es schon schön, wenn man abends die Tische mit einer Tischläufer eindeckt und vielleicht auch Stoffservietten benutzt. Das würde dem Ganzen noch mehr Stil geben und es vielleicht auch abrunden. Ansonsten werden wir ganz bestimmt wieder hierhin kommen."

Oktopussy

Oktopussy

Luisenstraße 16, 26548 Norderney, Germany

Deutsch • Fastfood • International • Kreative Küche


"Allgemein Nach langem Bangen stand nun fest, dass wir unsere im Herbst gebuchte Frühlingswoche auf Norderney würden verbringen dürfen und das kulinarische Leben hoffentlich wieder Fahrt aufnehmen kann. Erste Restaurantbesuche in Bremen und im Nachbardorf Ritterhude verliefen gemischt. Zwei der auch ansonsten am Wochenende ausgebuchten Stammrestaurants Firenze, Orpheas konnten sich über viele Gäste freuen. Im syrischen Afrin, im italienischem L´Angolino und im kroatischen Ambiente früher Mediterrano sah es sehr deprimierend aus. Ich kann nur an alle appellieren:  Besucht Eure Stammrestaurants und lasst großzügig Euros dort, ansonsten dürft Ihr nicht klagen, wenn es den einen oder anderen Wirt bald nicht mehr geben wird! Auf Norderney leider auch schon Leerstände. Ein Neuzugang nach Recherche und Sichtung ist das kurz nach unserem letztjährigen Inselaufenthalt eröffnete Oktopussy im Hotel New Wave. Auf der Homepage werden hohe Ambitionen mit dem Hinweis verkündet, dass der Hotelchef Sascha Lissowsky im Sternetempel „La Vie“ in Osnabrück gewirkt hat. Aber lest selbst: „Gemeinsam mit Küchenchef Klaus Zehbe entwickelt er den besonderen Genussmoment des OKTOPUSSY: Kulinarisch überraschen setzen sic! sie gemeinsam neue Maßstäbe mit Handwerkskunst vom Feinsten! Das Konzept ist leger leidenschaftlich, bodenständig und mit Zutaten aus aller Welt und dem besten aus der Region.“ [hidden link] . Derzeit arbeitet das Oktopussy noch im Corona Krisenmodus, denn es wurde am besuchten Abend nur eine reduzierte Karte angeboten. Das ist nachvollziehbar, denn die aktuellen Corona Beschränkungen lassen nur einen verhaltenen Betrieb zu. Besetzt waren an einem Donnerstag nach Pfingsten gegen 19 Uhr fast alle Tische, die das Oktopussy im gebührenden Abstand derzeit anbieten darf. Es geht leger zu und das Publikum um uns herum war wohl auch neugierig auf das Oktopussy. Ich tue mich als Mann des Volkes und Freund der Stadtteilrestaurants immer schwer, Restaurants dieser Kategorie zu bewerten. Wir haben unseren Besuch nicht bereut und wenn die auf der Homepage einsehbare Karte angeboten wird, gibt es schon noch einige Positionen, die neugierig machen und einen künftigen Besuch anregen. Da man im Urlaub nicht auf die Euros achtet, sind die knapp 110 Euro Zeche für uns auch nicht prohibitiv. Aber im Bremer Alltagsmodus bliebe ein Oktopussy doch ein Restaurant für die besondere Gelegenheit. Beim Urteil über das Preis Leistungsverhältnis muss man das Investment in das großzügige und wertige Restaurant und dessen Amortisation fairerweise mitberücksichtigen. Bei den Getränken ein gehobenes Preisniveau: Die offenen, klassifizierten Hausweine liegen zwischen 4 und 5 Euro für 0,1l und sind mit einem Aufschlagsfaktor bis >5 kalkuliert es wird genau am Eichstrich ausgerichtet eingeschenkt . Ein Pils 0,2l schlägt mit 2,80 Euro zu Buche. Fast günstig erscheint das Wasser 0,75l für 6 Euro. Ärgerlich hoch bepreist empfand ich meine noch zu besprechende Hauptspeise Gegrillter Oktopus mit 26 Euro. Besänftigend wirkt in der Gesamtschau das großzügige Amuse Gueule und die übrigen Speisenpreise lassen mich nicht aufzucken und so springen in toto noch gute vier Sterne mit betriebswirtschaftlichem Verständnis für das Preis Leistungsverhältnis raus. Service Im Oktopussy legt man viel Wert auf eine persönliche Ansprache. Auf der Homepage werden die Hauptprotagonisten mit Foto und Vorname vorgestellt. Bei der erst im dritten Anlauf gelungenen telefonischen Reservierung wurde konsequent geduzt; beim Besuch fiel uns das im Rückblick nicht auf. Im Service wohl fünf jüngere Frauen im grauen Oktopussy Stehkragenhemd und hellbraunen Schürzen. Unter ihnen eine Aushilfe, die kein Deutsch sprach. Die vom Serviceteam verbreitete Atmosphäre insgesamt angenehm locker, aber ohne bemerkenswerte persönliche oder humorige Ansprache neben der gebotenen Informationseinholung und der „War es recht Frage“. Empfohlen wurde als Aperitif ein guter Cava rosé 6,5 Euro/0,1l . Dieser war auch ausreichend kalt. Die danach eingeschenkten Weine Rosé Clarette 5 Euro/0,1l und Domaine du Tariquet Sauvignon blanc 4,5 Euro/0,1l hätten gerne drei Grad kälter sein dürfen. Eingeschenkt werden die offenen Weine aus der Flasche am Tisch. Mein A mon père Ventoux 2017 9,8 Euro/0,2l gefiel mir als volumig und beerig sehr gut. Flott wurde das Amuse Gueule serviert und auch danach kam keine Langeweile auf. Gut in Bezug auf die Getränke, deren Füllstand in den Gläsern aufmerksam beobachtet wurde, um weitere Wünsche abzufragen und auch schnell zu erfüllen. Nach den Vorspeisen wurde entgegenkommend gefragt, ob es weitergehen solle oder noch etwas Wartezeit gewünscht werde 10 Minuten wurden gewährt . Recht zügig ging es also zu, was man angesichts der offenen Küche und der klar vernehmbaren Ansagen des Küchenchefs Klaus Zehbe auch für die übrigen Tische hören konnte. Möglicherweise wollte man auch alle bereits früh besetzten Tische wir kehrten um 17 Uhr ein , für eine zweite Schicht schnell verfügbar haben. Für den Service meine Standardbewertung von drei Sternen für eine befriedigende Leistung ohne Ausschläge nach oben. Essen Auf dem Tisch die reduzierte Karte: Vier Vorspeisen in der Range von 14 bis 16 Euro u. a. Vitello Tonnato 2.0 mit Kalb und Thun , fünf Hauptgänge zwischen 21 Gnocchi mit Rucola und Tomatensoße und 32 Euro Steinbutt und drei Angebote aus der Patisserie zu 13/14 Euro. Aber zu unserer angenehmen Überraschung ein großzügiger und gelungener Gruß aus der Küche als Auftakt. Brav annonciert selbst gebackenes Roggenbrot, Schnittlauchbutter, Olivenöl, Meersalzflocken und zwei Tässchen aufgeschäumte Spargelsuppe! Am besten das noch warme Brot mit Kümmel und dazu die noch leicht kühle, streichfähige Schnittlauchbutter, eine schlichte, perfekte Harmonie. Auch sehr gut die Schlucke der nicht gebundenen, heißen Spargelessenz. Mit guter Laune erwarteten wir dann die Tagesempfehlung Spargelsalat 9 Euro und für mich die Bouillabaisse „Oktopussy Style“ mit Sauce Rouille 14 Euro . Der auf einer länglichen, flachen Schale servierte Spargelsalat mit weißem und grünem Spargel, Koch und Seeluftschinken, Brotchips mit Pesto, angemacht mit einer erfrischenden Vinaigrette gefiel meiner ständigen Begleiterin zurecht sehr gut. Meine Bouillabaisse wurde am Tisch in eine mittlere Suppenschale mit etwas Oktopusarm und einem kleinen Stück Fischfilet eingegossen. Als weitere Einlage eine Miesmuschel und ein paar Nordesskrabben. Dazu zwei geröstete Scheiben Weißbrot, mit Öl bestrichen und ein Schälchen mit der Rouille. Mit einer Fischsuppe kann man mir fünf Sterne entlocken, wenn sie meine kulinarische Erinnerung an die Fischsuppengenüsse in der Provence hervorrufen kann. Das gelang der Kreation im Oktopussy nicht vollständig. Erst einmal lag es daran, dass weder das Röstbrot, noch die Rouille merklichen Knoblauch erlebt hatten und für mich langweilig blieben. Bei der Fischsuppe nur leicht heiß serviert fragte ich mich mit jedem Löffel, was denn für den fünften Stern fehlt. Etwas Pastis, eine merklichere Fischnote der Basis? Also nur vier Sterne. Der gegrillte Oktopus als Hauptspeise war für mich gesetzt, denn wenn Oktopus angeboten wird, dann greife ich auch zu. Auf der Karte waren als Beilagen Tomatenkompott, Oliven, Creme und Gelee vom Oktopus und Tomaten Schnittlauch Kartoffelstampf vermerkt, für 26 Euro. Das versprach doch ein ordentlicher Schmaus zu werden. Als der Teller dann serviert wurde, trat Ernüchterung ein. Einige der Beilagen waren Kleckse. Aber richtig enttäuschend die wenigen Abschnitte vom Krakenarm. Ich weiß, dass Oktopus als Wildfang vom Wareneinsatz her kein Schnäppchen ist, aber der gegrillte Oktopus beim Stammgriechen Orpheas als Vorspeise für unter 10 Euro beschert mehr vom Kraken als die Sparvariante als Hauptgang im Oktopussy. Geschmacklich gab es am Oktopus nichts auszusetzen: zart das Fleisch und kräftige Grillaromen zugleich. Für eine Sättigung hatte meine ständige Begleiterin das so beliebte und häufig anzutreffende Wiener Schnitzel mit Kartoffel Gurken Salat und Preiselbeerkompott 23 Euro von der Portionsgröße her die bessere Wahl getroffen. Man sah, wie der Souschef die dünnen Scheiben sorgfältig panierte und in der Pfanne briet was man nur hörte . Die Panade des beeindruckenden Schnitzels wellte sich und trennte sich gerne vom Schnitzel. Dazu in einem Säckchen eine halbe Zitrone. Eine sehr gute Idee für Form und Funktion, denn die Zitrone ließ sich so gut ausdrücken, ohne dass Kerne auf die Panade gelangten. Da das Schnitzel gut bemessen war, durfte ich nach meinen Oktopushappen noch das halbe Schnitzel essen. Das Schnitzelfleisch als solches ist eher geschmacksneutral; Panade und Zitrone sind bei diesem Gericht bestimmend. Etwas mehr Geschmack hätte dem Kartoffelsalat gutgetan. Ich vermisste Brühe und Säure. Nun zur Bewertung. Das Amuse Gueule lasse ich mal mit fünf Sternen und halber Gewichtung mitlaufen, Spargelsalat 4,5, Bouillabaisse 4, Oktopus 4, Schnitzel und K Salat 3,5. Das ergibt einen Mittelwert von exakt 4 Sternen. Ambiente Das Restaurant zieht sich ums Eck des Hotelgebäudes und ist mit bodentiefen Fenstern sehr licht und transparent angelegt. Der Eingangsbereich und der offene L förmige Sitzbereich ist großzügig dimensioniert. Blickfang ist der Tresen und die dahinter liegende, voll einsehbare Küche. Es geht farbenfroh zu: Dunkles blau an Wänden, Säulen und Decken, helles Blau der Bankpolsterung, Weiß der Stühle und ein Fußboden in gekälkter Dielenoptik. Die quadratischen Tische mit breitem Metallfuß mit Holzoberfläche und blank. Ihre Größe, wie meist in den neu eingerichteten Restaurants, eher bescheiden, aber es konnte alles untergebracht werden. Auf Dekoschnickschnack wird verzichtet. Nur flaschenförmige Vasen mit zwei Blütenstengeln und Kissen auf den Bänken sind erlaubt. Wenn ich in einem solchen Ambiente sitze, frage ich mich immer, ob es angetan ist für einen längeren, gemütlichen Abend und für mich würde ich das verneinen. Da bin ich halt in den Nischen der Blau weiß Griechen sozialisiert! Das Küchengeschehen wird dominiert durch die klaren Ansagen des Chefs, zuweilen auf Englisch. Die übrigen vier Mitstreiter arbeiten eher wortlos an ihren Stationen. In die Töpfe kann man freilich nicht schauen, da ist der Tresen für die Getränkeversorgung davor. Sauberkeit Alles fein. Feucht zur Entsorgung wird es im Keller. Hier dominieren edle, hochglänzende dunkelbaue Fliesen die Optik. Den Farbtupfer bilden die in einer Schale kreisförmig „angerichteten“ gelben Stoffhandtücher für den Einmalgebrauch.          "