"Der Fidelio im großen Abschnitt der deutschen Küche oder zumindest der näheren Umgebung ist nicht leicht zu finden. Es zeichnet sich weder durch defensives Hausmannskost aus (siehe meine Kritik am Lesumer Hof), noch bietet es die typische regionale Bratkartoffeln/Matjes/Sülze-Küche der Wümmegastronomie an. Es bietet eine Mischung aus Fischgerichten (Filets, Krebse, Matjes, Toasts, Puten- und Entenbrust, Kassler, Schweinemedaillons, Rindersteaks bis hin zu Wild. Es gibt fünf Suppen und fünf Vorspeisen auf der Karte. Man kann sagen, dass im Fidelio jeder etwas findet, der sich gedanklich ein deutsches Restaurant im Norden der Republik mit den oben genannten Grenzen eingerichtet hat. Restaurants wie der Fidelio haben ihr Recht auf einen soliden Schnitzelabend im Meer der Griechen, Italiener und Chinesen. Wenn man diese Erwartung hat, ist der Fidelio zu empfehlen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist immer noch gastfreundlich und vier Sterne wert. Unserer Erfahrung nach wird der Fidelio von einem etwas anspruchsvolleren Publikum (Paare, Familien, Gruppen) besucht. Der Fidelio bietet keine Homepage an.
Service: Am Sonntagabend waren nur vier Tische besetzt. Die beiden weiblichen Kräfte hatten also ein leichtes Spiel. Sie sind klassisch in Blusen, Westen und Röcken gehüllt. Am Tisch freundlich und für ältere Stammgäste nahmen sie sich auch Zeit für einen Plausch. Die besondere Anfrage zu einem Gericht sollte in der Küche geklärt werden. Ob und mit welchem Ergebnis wird auf dem Teller ersichtlich. Es gibt einen kurzen Hinweis. Die Getränke kamen schnell auf den Tisch und auch die Gerichte in recht kurzen Abständen. Da der Beilagensalat als Zwischengang kam, war der Abstand zwischen Vor- und Hauptgerichten noch akzeptabel. Solide drei Sterne für den Service. Die Getränkepreise sind seit einiger Zeit konstant und günstig: 0,3 l Haake Beck kosten 2,40 €, Köpi und Kräusen kosten 2,60 €. Die Flasche Wasser 0,75 l ist mit 4,10 € bemerkenswert günstig, die 16 offenen Weine sind einheitlich mit 3,70 € für 0,2 l gepreist.
Essen: Wie bei den letzten Besuchen begann das Essen mit drei gebratenen Champignons auf Hollandaise. Ich schrieb bereits in meiner letzten Kritik, dass dies keine gute Visitenkarte ist. Die Champignons waren extrem heiß und geschmacklos wässrig. Die Hollandaise ist nicht mein Fall, spielt aber ihre Rolle im traditionellen Fidelio. Dann zwei Suppen: Hühnersuppe (3,70 €) und Zwiebelsuppe (3,70 €). Meine Hühnersuppe in einer beträchtlichen Menge mit viel Einlage (Spargel, Mettbällchen, Hühnerfleisch, Nudeln) war noch ausreichend heiß und geschmacklich mittelmäßig. Die Zwiebelsuppe meines ständigen Begleiters wurde in einer Deckeltrichter serviert. Oben viel geschmolzener Käse und darunter vollgequollene Weißbrotwürfel. Diese ungetoastet für völlig zahnlose. Geschmacklich war die Suppe klassisch. Als eine Art Interpretation die Beilagensalate als Mischung aus Weißwurzel, Bohnen, Karotten, Gurken und Eisbergsalat. Alles ist diskret, wie ich es für einen solchen Salat als Begleitung schätze. Wir wählten Schnitzelgerichte, die uns in der Vergangenheit immer gefallen haben. Einmal das Jägerschnitzel mit der besonderen Anfrage nach Sauce mit grünem Pfeffer und Pommes (12,80 €) und einmal das Holzfällersteak mit gebratenen Champignons, Zwiebeln und Bratkartoffeln (12,80 €). Dass die Sauce in der Küche des Fidelio auf dem Schnitzel vergraben wird, war uns bereits bekannt. Viele Kritiker halten dies für eine Sünde. Mir gefällt es auch nicht, aber mein ständiger Begleiter weiß darüber Bescheid und nimmt dazu keine Stellung. Das Schnitzel war knusprig gebraten und mit einer käseartigen Panade (d.h. die Oberfläche nicht gekocht). Die Sahnesoße ist reichlich und der grüne Pfeffer zum Bestreuen, um ihr Peitsche zu verleihen. Mein Holzfällersteak erwies sich als ziemlich dicke Scheibe vom Schweinenacken, gut gewachsen und nur medium plus gekocht. Ich gehöre nun zur Gruppe derer, die auch Schweinefleisch schätzen. Aber dafür muss die Fleischqualität sehr gut sein. Ein durchgehendes Nackenstück mit Fettgehalt ist dafür nicht geeignet. Zudem, da es nicht gewürzt wurde, schmeckte es bei der notwendigen Kauarbeit gewöhnlich. Also lieber die panierten Schnitzel wählen, wenn die Sauce fehlt. Meine anderen Beilagen waren durchschnittlich. Eine Pfeffermühle wurde auf unsere Wünsche gebracht. Die Portionen sind auch für den größeren Hunger ausreichend. Für das Essen würde ich diesmal nur drei Sterne vergeben aufgrund des misslungenen Nackensteaks.
Ambiente: Das Restaurant selbst befindet sich im Souterrain eines Mehrzweckgebäudes. Neben dem geräumigen Restaurant gibt es eine Bowlingbahn. Der kleine Außenbereich ist ebenfalls tief, also gut abgeschirmt, aber nicht zum Sehen und Gesehen werden geeignet. Der großzügige Eingangsbereich, von dem aus Restaurant, Toiletten und Bowlingbahn abgehen und der einen geschützten Raucherbereich einschließlich Sitzgelegenheiten bietet, ist positiv für Raucher. Der Fidelio ist sehr geräumig. Die Grundfarben sind Gelb und Rot, die Bodenfliesen unterstützen diesen farbenfrohen Klang. Die Lampen und die Wanddekoration passen und ergeben einen sehr harmonischen und ausgewogenen Gesamteindruck. Die Gehwege sind sehr großzügig und an den Tischen wird es nicht eng. Auf den Tischen zwei Stoffdecken. Links vom Eingang eine Reihe gut unterteilte Vierertische, rechts ein größeres Gebiet, das auf einer kleinen Bühne fortgesetzt wird.
Sauberkeit: Der Fidelio macht einen gepflegten Eindruck."