"Wie kommt man als Patrone eines italienischen Ristorantes zu Aufmerksamkeit und Ruhm? Dazu gibt es drei grundsätzliche Lehrsätze: Man sollte nicht schlafen wie die Konkurrenz, eine Idee mehr kann auch nicht schaden, und schließlich ist die besondere Spezialität, die kein anderer hat, durchaus hilfreich. Der Betreiber des „Antica Roma“ in Schwenningen, oder, korrekt: VS-Schwenningen, hat sich dazu Gedanken gemacht und kam auf die Idee, seine Pasta selbst herzustellen, und zwar keineswegs in der Küche, sondern mitten unter seinen Gästen. Das tut er mit soviel Hingabe, dass die Lokalpresse mit Geschichten und Fotos nicht geizte, und Pasquale Caputo seither als erste Nudelautorität in ganz Villingen-Schwenningen gilt. Wir nahmen Platz auf weißen Kunstlederstühlen, der Maestro persönlich überbrachte die Karte. Der Gruss aus der Küche, ein Scheibchen Bruschetta mit Nusspaste verfeinert, hatte noch nicht ganz das Niveau der ‚feinen italienischen Küche‘, das Caputo anstrebt. Kaum Luft nach oben hingegen der Insalata Mista (€ 7,00), eine eindrucksvolle Portion unter interessantem Balsamico-Dress. Dann aber die Pasta. Wir wählten eine kleine Portion „Spaghettino al Tartufo“ (€ 13.50), die sich als durchaus großzügig zeigte. Eine wohlschmeckende, bißfeste Nudel, reichlich dekoriert mit schwarzen Trüffelscheibchen: alles frisch, der Trüffel gut im Geschmacksakzent. Im Hauptgang hatten wir bewußt auf Steak oder Piccata verzichtet, sondern zur Pizza (€ 9,50 / 10,00) gegriffen. Hier gibt sich das Antica Roma dann aber etwas kleinlich. Die Zutaten der wirklich gut gewürzten Diavolo waren lecker, die der 4 Stagione aber wirkten wie abgezählt, und für jedes Extrastückchen Belag drückt Caputo die Additionstaste der Kasse. Rein optisch waren beide Pizzas enttäuschend, der Teig zwar erfreulich dünn, aber bleich und absolut nicht knusprig. Bleiben Wein und Wasser. Das obligate Pellegrino schlägt mit satten € 4,50 pro 0.75 Ltr heftig zu. Unter den offenen Weinen probierten wir einen leicht bitteren Merlot (€ 4,50 pro 0,25) und aus blanker Neugier einen ebenso offenen Lambrusco (€ 4,50 pro 0,25), der wie aus dem Marmeladeneimer gelöffeltschmeckte. So wird Schwenningens gehobene italienische Küche schnell von der herben Realität eingeholt. Eigentlich schade, doch ein paar erfreuliche Ansätze allein reichen noch nicht zur wirklich gehobenen italienischen Küche."
