"Die Reichsstadt Worms ist gerade jetzt im aktuellen Lutherjahr gut besucht von Reisegruppen und Bildungsbürgern. Ende Oktober ebbt der Touristenstrom glücklicherweise etwas ab, so dass man wieder gemächlich durch die Straßen und Gassen flanieren kann. Bei meinem Besuch an einem regnerischen Samstag Ende Oktober war ein relativ frühes Mittagessen angesagt, am besten in der Innenstadt, am besten unweit von Dom und Rheinpromenade. Das ursprünglich angedachte Brauhaus schied wegen einer akuten Saumagen-Allergie meiner Begleiterinnen aus, schnelles Fastfood kam wiederum mir nicht gelegen – also entschieden wir uns für einen Griechen mit Mittagstisch! Das Dimitra liegt unweit des Ludwigplatzes in der leider zu dieser Jahreszeit etwas düsteren Kämmererstraße. Dennoch: welch Überraschung bei der Namensgebung, nach unzähligen griechischen Lokalen namens Akropolis oder Delphi! Zweite Überraschung: es gibt keinen Ruhetag! Dritte Überraschung: die sehr umfangreichen und gut sortierten Mittagstischangebote gelten von Montag bis Samstag. Sehr kundenorientiert, denn ich habe das Gefühl, dass auch viele Einheimische nach dem Samstagseinkauf hierher zum Mittagessen kommen. Das Lokal verfügt über einen einzigen Gastraum und ist bodenständig tavernenmäßig möbliert (Holzstühle, weiße Tischdecken, eine zentrale Theke mit stilisiertem Parthenon-Überbau, weiß getünchte Wände, glücklicherweise kaum schmückender Tinnef . Beim Eintreten waren wir noch die einzigen Gäste, wurde jedoch von einem agilen Ober und einem freundlich lächelnden Patron sofort sehr nett begrüßt. Zu dritt wählten wir einen Viererpatz direkt am Fenster, mit gepolsterter Sitzbank. Die Speisekarte ist außergewöhnlich umfangreich (Vorspeisen, Suppen und Salate, Griechische Spezialitäten, Platten für mehrere Personen und Desserts, Gerichte aus dem Backofen, Grillspezialitäten etc. Die Karte weist tatsächlich 145 Positionen auf! Parallel dazu wird ein kostengünstiger Mittagstisch ab 5,90 Euro angeboten, mit noch mal gut 15 verschiedenen Gerichten. Wer hier nichts Passendes findet, sollte zuhause bleiben… Wir Drei wählen: 1x Pikilia Vorspeisenplatte (8,50 Euro und 2x Lachsfilet vom Grill (mit 9,50 Euro das teuerste Gericht von der Mittagskarte . Überraschenderweise müssen wir bei noch fast leerem Lokal relativ lange auf unser Essen waren – aber vielleicht muss erst noch der Grill angeworfen werden? Egal, wir haben Zeit und das Warten hat sich gelohnt. Die (kalte Vorspeisenplatte besteht aus Kugeln von Auberginensalat, Schafskäsecreme und Fischrogencreme, hübsch garniert mit grünen Peperoni. Dazu gibt es genügend Weissbrot in einem Körbchen. Als sensationell und überaus reichhaltig erweist sich das Lachsfilet (2 aromatisch gegrillte Stücke, außen knusprig, innen nicht zu trocken, kein bisschen fettig mit einer großen, sehr heißen Ofenkartoffel, gemischtem Gemüse und einem extra Beilagensalat. Alles in allem fast nicht zu schaffen. Die Softgetränke sind günstig und prickelnd frisch, werden allerdings ziemlich kalt serviert. 0,4 Liter Apfelsaftschorle, Mineralwasser oder Cola sind jeweils unter 3 Euro zu bekommen. Noch günstiger ist der Kaffee hinterher, die Tasse für ganze 1,60 Euro. An den Nebentischen sichten wir übrigens üppige Pfännchen mit Fleischgerichten, wobei besonders die begleitende Metaxa-Sauce sehr gelobt wird. Obwohl sich das Lokal nach und nach füllt, bleibt der Service aufmerksam und zugewandt. Da wir auf Nachfrage das Essen loben, wird uns sogleich eine Stempelkarte für den Mittagstisch angeboten (6 Essen bezahlen, das 7. Ist dann gratis . Wir müssen leider ablehnen! Auch die Weinkarte findet heute keine Aufmerksamkeit. Allerdings ist noch gut zu wissen, dass sämtliche Speisen auch zum Mitnehmen angeboten werden. Bleibt noch zu erwähnen, dass beim Toilettengang Vorsicht geboten ist. Die Toiletten befinden sich zwei Stufen oberhalb des Gastraumes, wobei die zweite Stufe höher als gewohnt ist und zum Stolpern verleitet. Wie gut, dass wir heute keinen Alkohol getrunken haben!"