"Mein zweiter Besuch in diesem französischen Restaurant entstand aus einem Missverständnis: Eigentlich war ich für ein Abendessen im Uhle Weinhaus verabredet. Als ich jedoch nach vergeblichem Warten meine Bekannten telefonisch erreichen wollte, hatten sie gerade an einer Familienfeier beim Griechen teilgenommen. Nach einem Wein wollte ich gerne ins Uhle, aber dort konnte man an besten nicht essen. Da ich vor dem netten Paar nicht „vorpreschen“ wollte, musste ich umdisponieren. So waren die soliden Bänke und Tische auf dem Gehweg der Altstadt von Schwerin genau richtig. Aber alles war reserviert. Nur ein kleines, Bistro-ähnliches Plätzchen war noch draußen frei und auch nur für zwei Stunden. Perfekt, ich freue mich immer, wenn ein Plan aufgeht! Aus Mangel an einem Handtuch legte ich die Jacke über die Rückenlehne des Stuhls und bestellte einen kühlen Cidre für faire 4 €. Später hatte ich einen ausgewogenen Cuvée aus Grenache, Mourvèdre und Syrah (€5,90). Der Blick in die sanitären Anlagen im ersten Stock des schönen alten Gebäudes gab nichts Anlass zur Beanstandung. Eine in Schwarz gekleidete Dame bediente mich aufmerksam und freundlich. So wurde beispielsweise gefragt, wann der Wein serviert werden sollte. Nur die Tagesgerichte wurden mir nicht vorgestellt; das könnte daran gelegen haben, dass ich direkt neben der Tafel mit den Angeboten saß. Ein völlig angenehmer Service. Weiter ging es mit einer Soupe au Pistou für 7,50 €. Die südfranzösische Gemüse-Bohnensuppe war sehr tomatig und vor allem sehr süß. Die weißen Bohnen gefielen mir wegen ihrer Bissfestigkeit; ich hätte gerne noch mehr davon gehabt. Das Pistou war ähnlich dem italienischen Pesto aus Kräutern, blieb aber etwas blass. Dazu gab es frisches Baguette, dessen Kruste allerdings schon etwas nachgelassen hatte. Insgesamt eine überdurchschnittliche Vorspeise. Auch beim Hauptgericht (13,50 €) keine Experimente: Merguez, Pommes frites, Salat, Sauce Rouille. Drei wunderbare Merguez. Die würzigen Lammwürste aus sehr feinem, magerem Fleisch, heiß aus der Pfanne, ein echter Genuss. Dazu wurde ein großer Beutel schmaler Pommes serviert, die ruhig etwas länger im Fett hätten sein können. Nach meiner Meinung war die „Sauce Rouille“ einfach eine Mayonnaise mit ordentlich Knoblauch, Tomatenmark und Chili-Pulver. Schade, dass es nicht „authentisch“ war. Positiv hervorzuheben ist ein frischer Salat mit Schafskäse, Tomaten, Paprika und Feldsalat, der mit nicht zu viel Honig-Senf-Dressing und Granatapfelkernen einen kleinen Kick gab. Zum Abschluss gab es ein Käsebrett (zu teuer für 12,50 €), aber diesmal knusprig gebacken. Als Beilagen gab es einen sehr fruchtig schmeckenden Olivenpesto, Pistazien-Crumble, grüne Trauben und einen bekannten Salatstrauß. Leider waren die Waren etwas zu jung und etwas zu kalt. Schade, dass ich keine Zeit hatte. Aber hinsichtlich der Präsentation lagen Welten dazwischen, zum Beispiel bei der puristischen Anrichtung im Nürnberger Koch und Kellner. Fazit: Während beim ersten Besuch noch erhebliche Schwächen zu verzeichnen waren, zeigte sich La Bouche heute von seiner besseren Seite. Obwohl es auch in allen drei Gängen Schwächen gab, sieht man das mit (viel gutem Willen auch als laissez-faire). Insgesamt hinterließ die Küche und insbesondere der Service einen positiven Eindruck bei einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Sollte das Uhle wider Erwarten ausfallen (Erwachsene?), komme ich gerne wieder."