" Wie auch schon bei unserer letzten Tour nach Quedlinburg zeigte sich auch die Landeshauptstadt Schwerin deutlich spröde, was die gastronomischen Möglichkeiten anging. Die ersten Gänge durch die Stadt zeigten, dass es zwischen den vom Kollegen Borgfelder besuchten hochklassigen Etablissements und den eher dem Fast-Food zuzurechnenden Schnellrestaurants eine Lücke gibt, in der sich nur wenige Unternehmen tummeln. Ein erster Versuch beim auf Fisch und Meeresfrüchte spezialisierten Restaurant Lukas schlug fehl, es gab dort keine freien Tische. Das Burwitz Legendär an der nächsten Ecke konnte uns mit seinem ausgehängten Angebot nicht überzeugen. So kamen wir schließlich zum Café Prag an der Ecke Puschkinstraße und Schloßstraße, das einige interessant klingende Tagesangebote auf Schiefertafeln draußen hängen hatte. Kurzentschlossen betraten wir das Lokal, in dem zunächst niemand vom Personal zu sehen war. Etliche Tische waren mit „Reserviert“-Schildern gekennzeichnet, und als dann eine Bedienung kam und wir nach einem Tisch für uns fragten, erklärte sie, dass wir uns von den mit einem brennenden Licht versehenen Tischen einen aussuchen durften, und das waren genau diejenigen, die nicht als reserviert gekennzeichnet waren. Wir suchten uns einen Tisch aus und nahmen Platz, und prompt kam eine andere Bedienung, begrüßte uns und reichte uns die Speisekarten sowie den Erfassungsbogen. Während ich den Erfassungsbogen ausfüllte, studierte Madame die recht knapp gehaltene Speisekarte. Nach einiger Überlegung kamen wir einhellig zu dem Schluss, der „Hirsch“ aus den Tagesangeboten sollte es sein. So bestellten wir dann „Hirschsteak mit Rahmpfifferlingen, dazu Kroketten und Preiselbeerbirne“ (19,80 € , Madame orderte ein Mineralwasser (0,25l für 2,50 € und ich ein Hefeweißbier (0,5l für 4,50 € . Es dauerte nicht lange, bis die Bedienung kam und unser Essen auf großen quadratischen Tellern servierte. Auf den ersten Blick war an den Schnittstellen der Fleischscheiben erkennbar, dass sie im Inneren noch eine deutlich rote Färbung aufwiesen. Beim Anschnitt bestätigte sich dieses rein optische Versprechen: Das Fleisch war äußerst zart, gut gewürzt und schmackhaft. Die Pfifferlinge in der Sahnesauce bildeten dazu ein perfektes Fundament. Sehr gut! Die kleinen Krokettenbällchen waren natürlich Convenience-Ware, und auch die Preiselbeeren kamen höchstwahrscheinlich aus dem Glas. Aber schon die Birne wirkte und schmeckte nicht nach zugekauft. Eine wirklich angenehme Überraschung an diesem Abend, mit der wir nicht mehr gerechnet hatten."